Amazons Alexa und die wachsende Zahl sprachgesteuerter Assistenten, die immer mehr Nutzer zum Abrufen von Musik und Wortbeiträgen einladen, prägen die Diskussion diverser Workshops bei den 33. Medientagen München. Bei der Auswahl der auf Hörerwünsche präsentierten Inhalte bevorzugt der Amazon-Algorithmus meist eigene Inhalte, wodurch die Radioprogramme ins Hintertreffen geraten.
Obwohl deutsche Audio-Experten diese Entwicklung kritisieren, prognostizieren die Teilnehmer beim Audio-Summit @MTM19 für alle Formen von Audio-Produktionen weiterhin hohe Wachstumsraten und steigende Nachfrage in verschiedensten Zielgruppen. Daneben rechnet aber auch Steve Boom, Global Vice President von Amazon Music, damit, dass der Markt für Musiknutzung weiter rasant wachse – aufgrund neuer Geräte und Abspielmöglichkeiten sowie Entwicklungen rund ums Setting "Auto". Schon heute lassen sich Inhalte für das Auto der Zukunft entwickeln – beispielsweise mit dem vom MedienNetzwerk Bayern entwickelten Mediendemonstrator VR, der smarte Anwendungsbeispiele simuliert.
Steve Boom von @amazonmusic eröffnet den AUDIO SUMMIT der #MTM19 mit einem Fireside Chat: Radiostationen müssten lernen mit neuen Technologien zu arbeiten und ihre Alleinstellungsmerkmale wie Lokalität damit in Einklang zu bringen! pic.twitter.com/7UNc7YfXtD
— MEDIENTAGE MÜNCHEN (@medientage_mtm) October 24, 2019
Julian A. Kramer, Chief Experience Ambassador für Europa, Naher Osten und Afrika bei Adobe, beschreibt Möglichkeiten der Umgehung von Sprachassistenten durch andere Smart-Speaker-Plattformen, um eine Monopolisierung des Marktes zu verhindern. Im Übrigen sieht er noch enorme Potenziale in der Mehrfachverwertung von Audio-Inhalten – die dann allerdings personalisiert werden müssten.
WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber ist überzeugt, dass mit der Etablierung sprachgesteuerter Assistenten die Reichweite der Programme wachse, weil diese Geräte von anderen Zielgruppen als den klassischen Radiohörern genutzt würden. Stephan Schmitter, Geschäftsführer von RTL Radio Deutschland, stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, die Kontrolle über den selbst produzierten Content zu behalten und die Verwertung und Monetarisierung nicht ausschließlich den Global Playern wie Amazon zu überlassen?
Caroline Grazé appelliert an Kollegen, die Faktoren Mensch und Empathie für die Hörerschaft ins Zentrum der Arbeit zu rücken. Die sprachgesteuerte Suche von Audio-Inhalte bleibe zwar eine große Aufgabe; Moderatoren als Markenbotschafter der Anbieter sowie die gezielte Ansprache der Kunden schaffe trotz aller Hindernisse Nähe und Verbundenheit mit den Nutzern, betont die Geschäftsführerin von Radioplayer Deutschland. Nicht alles, was digital möglich scheint, ist aber auch sinnvoll.
Immer wieder kommt der Podcast ins Spiel. Deezer etwa will sich zwar weiterhin auf Musikangebote konzentrieren, profitiert aber auch von der gewachsenen Nachfrage nach Podcasts und wird das Angebote entsprechender Formate ausweiten, wie Ralph Pighin, Senior Vice President Asia & Africa des Audiostreaming-Anbieters, beim Audio-Summit berichtet. Zudem spielt der Faktor des lokalen Bezugs der zur Verfügung gestellten Audio-Inhalte für Deezer eine entscheidende Rolle.
Beim ersten Podcast Special der Medientage legt Audio-Alliance-Chefin Mirijam Trunk den Machern nahe, dass es beim Hörangebot um mehr gehe, als Mitschnitte von Radiosendungen hochzuladen. Wie erfolgreich ein gut gemachter Podcast werden kann, der als eigenes Medium verstanden wird, zeigt sich laut der Bertelsmann-Managerin Trunk am "Binge-Listening". 60 Prozent der Podcast-Fans hören demnach inzwischen vier oder mehr Folgen pro Woche.
Für Stefan Zilch, mit dem Podcast-Network Acast neu in Deutschland, steht die Kommerzialisierung des Genres erst am Anfang. "Wir erleben gerade, dass Podcast ein Business wird." Diese Aufmerksamkeit habe er noch bei keinem anderen Medium erlebt.
Auch weltweit bekannte Podcast-Marken waren vor Ort im ICM der Messe München: