Drei Tage Livekonferenz im House of Communication, gut 5000 Besucher:innen, etwa 300 Referent:innen und Diskussionsteilnehmer:innen aus den Bereichen Medienwirtschaft und
-politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, kontroverse Debatten, inspirierende Keynotes und informative Präsentationen unter dem Motto "Realities": Das waren die 38. MEDIENTAGE MÜNCHEN im Werksviertel. Was uns besonders in Erinnerung bleibt.
- Ziemlich viel von dem, was sich Dr. Markus Söder im Rahmen des MEDIENTAGE-Gipfels zur Eröffnung der #MTM24 wünschte, sollte zwei Tage später in Erfüllung gehen. Der CSU-Politiker betonte mit Blick auf die Beratungen der Länder über die Zukunft von ARD und ZDF: „Wenn alle Maß halten müssen, dann kann das der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch.“ Eine Beitragserhöhung jetzt – das komme für ihn nicht in Frage. Erst Reformen, dann weiterschauen, so die Haltung des bayerischen Ministerpräsidenten.
Am Freitagmittag einigte sich dann die Länderrunde auf eine derartige Lösung, die allerdings so manchen Wünschen auf MEDIENTAGE-Podien nach noch mehr gehaltvollem Journalismus als Gegenpol zu Desinformation im Netz nicht entsprach….
- KI, KI, KI: Kaum eine Debatte über die „Realitäten“ von heute kam um KI und um die Folgen synthetisch erzeugter Medieninhalte herum. Zum Auftakt warnte KI-Experte Henry Ajder vor den Gefahren, wenn dadurch Wirklichkeit verzerrt und unsere Gesellschaft destabilisiert werde. Markus Söder kündigte mit Blick auf das Abwandern der Mediennutzung ins Netz, wo dank Social Media „sektenähnliche Blasen“ entstünden, an, dies auf EU-Ebene medienrechtlich einschränken zu wollen. Bayerns Ministerpräsident gab zu bedenken: „Wir haben den größten Teil unserer Kommunikation nicht mehr in der Hand.“ Und mit KI noch weniger …
- „Södergetisch" gehört zu den Wortschöpfungen der #MTM24, ausgesprochen von Gipfel-Moderatorin Eva Schulz. Sie entlockte Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder gewohnt Launiges, mit dem der CSU-Politiker für gewöhnlich seine Wähler:innen ins Visier nimmt. "Södergetisch" eben.
- Micaela Schäfer (Foto: Medien.Bayern GmbH) hat sicher viele Besuchende der MEDIENTAGE MÜNCHEN 2024 überrascht. Die Reality-TV-Queen überzeugte „mit ungewöhnlich viel Kleidung“, wie das Erotikmodel im knappen Leo-Look feixte, auf der Hauptbühne mit Humor und klugen Aussagen zum Genre.
Während sich Moderatorin Anja Rützel als Trash-TV-Kennerin für neue Format-Ideen wie „Desperate Housewives of Prenzlauer Berg“ oder „Polyamore Bachelorette“ aussprach, würde sich Schäfer gerne mit 70 auch noch einen Platz im Reality TV sichern. Ihr Vorschlag: „Gerne mehr Reality TV für und mit Älteren!“'
- Wie sehr die US-Wahl gerade im Mittelpunkt des globalen Interesses steht, machten diverse Sessions im Verlauf der #MTM24 deutlich. Die Sorge vor den Folgen für Demokratie, Gesellschaft, Menschen und Medien, sollte der Republikaner Donald Trump am 5. November zum zweiten Mal ins Amt des amerikanischen Präsidenten gewählt werden und die demokratische Mitbewerberin Kamala Harris unterliegen, lag über vielen Diskussionen. Und so waren die beiden Kandidat:innen sehr präsent bei den #MTM24 …
Hörtipp: In der Reihe der Gespräche, die MTM-Podcaster Lukas Schöne mit Expert:innen der MEDIENTAGE MÜNCHEN führte, kommt auch die Journalistin Annika Brockschmidt mit ihrem profunden Wissen über das Phänomen Trump zu Wort. Hier geht es zu allen Ausgaben von This is Media NOW.
Annika Brockschmidt im Gespräch mit Richard Gutjahr (Foto: Medien.Bayern GmbH).
- Eine echte News für den deutschen Bewegtbildmarkt hatte Clement Schwebig, Präsident und Managing Director von Warner Bros. Discovery für Westeuropa und Afrika, im Gepäck. Im Rahmen des TV-Gipfels verkündete er im Gespräch mit Panel-Moderator Torsten Zarges, dass sein Haus mit dem Streaming-Dienst Max 2026 in Deutschland an den Start gehen möchte. Warum so spät im Vergleich zu Westeuropa? „Man hat nie eine zweite Chance für den ersten Eindruck“, betonte der Manager und räumte ein, dass sich sein Team hierzulande besonders gut vorbereiten wolle.
Damit dürften die Sorgenfalten von Anbietern wie Sky eher tiefer werden, sollte der bisherige US-Partner mit seiner HBO-Fiction, Filmschätzen von Warner Bros. und den Unterhaltungs- und Reality-Inhalten von Discovery+ in Eigenregie um Abonnent:innen buhlen. Ein später Start im deutschen Streaming-Markt mit viel Vorarbeit hat bereits Disney+ weit nach vorne katapultiert.
- Ganz am Ende des beliebten Audio-Tags der MEDIENTAGE stand dessen Zukunft auf dem Programm und die Frage, wie auch heute noch junge Leute erfolgreich durch Radio erreicht werden können. Filiz Meryem de Campos Oliveira führt als Moderatorin beim Sender bigFM viele Live-Gespräche mit jungen Menschen. Sie sagte bei der MTM-Session: „Mehrwert“ sei zuhören, auf die Anliegen und Sorgen der jungen Menschen eingehen. Und das passt nicht immer ins Programmschema, und erst recht nicht in den gelernten „1:30“ für den Normbeitrag. Denn zehn Minuten kann so ein Gespräch dann schon mal dauern. „Unter Umständen müssen wir auch mal alles umwerfen, ein Thema switchen und auf das eingehen, was die Hörer:innen wirklich interessiert und wo sie dabeibleiben“, meinte die frischgebackene Radiopreis-Gewinnerin.
- „Ganz schön viel Internet-Volk auf den Bühnen!“ Gäste-Mund tat Wahrheit kund. Denn in der Tat waren viele spannende Netz- und Social-Media-Protagonist:innen Teil der #MTM24, bekannt aus YouTube, TikTok, Instagram, Twitch. Die extrem junge Range an Speakern wie Laetitia Colacicco, Ren Kühn, Floder Flo, Melissa Lee oder Tobias "Huebi“ Hübenthal fesselten auf der Career-Erlebnismesse Media For You und der Media Idol Stage das Publikum. Im Hauptprogramm waren Creator wie Fabian Grischkat, Comedy Queen Gazelle Vollhase oder Influencerin Karo Kauer (Foto: Medien.Bayern GmbH) präsent.
- Ernste Themen wurden nicht ausgespart: Bereits zum dritten Mal gehörte Krieg zu den Themen der MEDIENTAGE MÜNCHEN, in diesem Jahr mit einem Fokus auf das aktuelle Geschehen in Nahost. Einen Blick auf eine Region im Ausnahmezustand gewährte die Journalistin Natalie Amiri. ARD-Israel-Korrespondentin Sophie von der Tann berichtete von ihrer Arbeit in Schutzkleidung, von Realitäten und der Wahrheitssuche in einem ausufernden Konflikt. „Manchmal gucke ich nicht mehr in Twitter“, sagte von der Tann.
Eine Art Selbstschutz, der zum Ende der MEDIENTAGE MÜNCHEN 2024 im Rahmen des Journalism Summit von stern-Chefredakteur Dr. Gregor Peter Schmitz unterstützt wurde: „Wir alle haben uns furchtbar getäuscht in der Wirkung von Social Media."
- Es gibt auch schon einen neuen Termin ...
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 38. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und im MTM-Blog bereit. Dort kann auch der wöchentliche Blog-Newsletter abonniert werden.
Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der MEDIENTAGE MÜNCHEN.