Drei Tage Live-Konferenz im ICM der Messe München, rund 5000 Besucher:innen, etwa 400 Referent:innen und Diskussionsteilnehmer:innen aus den Bereichen Medienwirtschaft und -politik, Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft, kontroverse Debatten, inspirierende Keynotes und informative Präsentationen unter dem Motto „More relevant than ever“: Das waren die 36. Medientage München. Was uns besonders in Erinnerung bleibt.
- Dr. Markus Söder nannte bei der Eröffnung der Medientage München eine der kommenden Herausforderungen für den Freistaat als Medienstandort. Mit Blick auf die Erhöhung von Anteilen an der ProSieben.Sat.1 Media SE durch ein italienisches Unternehmen der Familie Berlusconi merkte Markus Söder an, er wolle nicht, dass andere Regierungen den Konzern dominieren könnten. Deren Vorstandsmitglied Wolfgang Link saß dabei nickend in der ersten Reihe und betonte später in seiner Keynote, dass das Medienunternehmen mit Sitz in Unterföhring weiterhin eigenständig agieren wolle ….
Emotionale Momente durften jene erleben, die den Medientage-Gipfel besuchten und Speaker Dr. Wladimir Klitschko erlebten. Am 237. Tag des Ukraine-Kriegs. Seine Botschaft an die anwesenden Medienentscheider:innen: „Medien sind auch eine Waffe. Nicht nur Raketen. Man darf sich nicht abhängig machen von einer Ressource, nicht von Gas und nicht von nur einem Medium. Demokratie braucht viele Stimmen.“ Klitschko wünschte sich bei den #MTM22, dass es in der Ukraine „mehr von euch freien Medien“ gibt.
- Viel beachtet traf Gregor Peter Schmitz, Vorsitzender der Chefredaktion des Stern, im #MTM22-Talk auf Richard David Precht, beide nonchalant und eloquent. Vieles könnte hier geschrieben werden. Doch wir überlassen das Urteil einem interessierten Beobachter:
- Und was denkt Precht über Twitter? Mit 280 Zeichen könne man nur Meinungen „raushauen“. Es gebe nur Schwarz oder Weiß und eine Personalisierung der Debatten: „Auf der Strecke bleibt der wohlmeinende Streit.“
- Wenn Mirko Drotschmann alias MrWissen2Go zu den ältesten Teilnehmern einer Event-Reihe zählt, dann hat Start into Media mit der Media For You Stage alles richtig gemacht. Die extrem junge Range an Speakern wie Sejia Begovoc, Natha Goldblat, Kiko, Huebi oder Just Trashee konnte den meist noch jüngeren Besucher:innen der neuen Career-Messe im Rahmen der Medientage-Expo Inspirationen und Anschauliches bieten. Die Freude war groß!
Der beliebte Audio-Tag der Medientage startete in diesem Jahr mit einem Talk zwischen Micky Beisenherz und Tagesmoderator Andreas Horchler. Für die Besucher:innen gab es klare Aussagen: „Die einen wählen Musik (Spotify), die anderen wählen das Wort (Podcast), dazwischen liegt das Radio." oder „Laberpodcasts sind vorbei, es braucht Substanz…“
Danach musste Beisenherz natürlich noch verschiedene Interviews geben; auch im Podcast der Medientage München ist er nachzuhören.
- Selbst nach zweieinhalb Jahren Erfahrungen mit gestreamten Events machte die Technik den #MTM22 schon auch einmal einen Strich durch die Rechnung. So etwa bei einer Diskussionsrunde rund um „Newsletter: Snackable Content“. Die zugeschaltete Sham Jaff konnte sich nicht in den Talk mit Sport1-Chefredakteur Pit Gottschalk und Medienmacher Daniel Fiene einklinken und blieb stumm. Die Newsletter-Herausgeber von FeverPit‘ch und Was mit Medien spielten fair und hoben das, was Jaffs Werk What happened last Week an außenpolitischer Aufklärungsarbeit leistet, mit aufs Podium. Chapeau!
- Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks könnte in schönster oberbayerischer Kulisse in geplant werden. Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, schlug bei den #MTM22 eine Grundsatzdiskussion vor, di ein einer Art Herrenchiemseer Verfassungskonvent organisiert werden könne. Er fordert eine „moderne Governance“. So sollte zum Beispiel über eine Vorstandshaftung in den Chefetagen von ARD und ZDF nachgedacht werden. Klar sei jedoch: „Wir brauchen den öffentlich-rechtlichen Schiffsdiesel, der immer läuft.“ Verleger und Publizist Wolfram Weimer verglich die aktuelle Situation mit dem Griff in die Supermarktkasse, während zugleich das ganze Geschäft in Flammen stehe.
- Diese Medientage waren anders als alle anderen zuvor. Was ProSiebenSat.1-Manager Wolfgang Link zum Auftakt in seiner Keynote bereits in Aussicht stellte, wurde in verschiedenen Sessions verdeutlicht. So beim Journalismus-Gipfel. Dort berichteten ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf und die aus der Ukraine zugeschaltete Journalistin Angelina Kariakina über die Situation der Medien vor Ort. Sie hatten tragische Zahlen im Gepäck: Fünf ukrainische und drei ausländische Journalist:innen sind demnach seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 in Ausübung ihrer Arbeit getötet worden, weitere 32 Kolleginnen und Kollegen zu Hause bei russischen Raketenangriffen oder als Soldat:innen im Kriegseinsatz.
- Einfach schön muss auch mal sein! Der Neustart des bayerischen Fernsehpreises als „Blauer Panther – TV & Streaming Award“ im Rahmen der Medientage München wurde viel beachtet und ordentlich gefeiert. Am roten Teppich der BMW Welt durften Jacqueline Belle und Steven Gätjen Preisträger:innen und geladene Gäste der Branche begrüßen. Und das war nur die Premiere!
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 36. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.
Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.