Medientage München - Blog

Die bunten Seiten der Corona-Krise

Geschrieben von Petra Schwegler | 22. April 2020

Man darf auch schmunzeln in Zeiten der Corona-Pandemie und ihrer Ausgangsbeschränkungen. Nach Wochen voller Schlagzeilen über Infektions- und Todeszahlen, Warnungen oder düsteren Prognosen wird der Blick gerne mal auf buntere Themen gerichtet.

Social Distancing erhöht den Bedarf nach Ablenkung über Medien - mangels Alternative. Die Sehnsucht nach ein bisschen Farbe im Corona-Lockdown gehört zu den Gründen, warum die Reichweiten vieler Medienangebote seit dem Ausbruch der Pandemie in Deutschland teils rasant anwachsen. Eskapismus bieten klassische Medienangebote ebenso wie das Social Web. Hier ein kleiner Auszug aus den bunten Seiten der Corona-Krise:

 

Skurril, skurriler, "Tiger King"

Nach den von Netflix jetzt veröffentlichten Kennzahlen fürs erste Quartal 2020 und den Zugriffszahlen für die erfolgreichsten Serien im ersten Monat seit der Veröffentlichung steht fest: Die schräge Dokusaga "Großkatzen und ihre Raubtiere" rund um Zentralgestirn Joe Exotic verfehlt mit 64 Millionen Haushalten nur knapp Platz 1 (vierte Staffel von "La Casa de Papel").

Die ungewöhnliche Produktion gibt deutschen Medien Denkanstöße für neue Themen in der neben Corona eher nachrichtenarmen Zeit.

Generell erhöht #stayathome und der Mangel an alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten das Streaming-Aufkommen. Allein Netflix gewinnt im 1. Quartal weltweit knapp 16 Millionen Abonnent*innen hinzu, die meisten davon in der zweiten März-Hälfte. Der Dienst zählt nun rund 183 Millionen Abnehmer*innen.

 

Sogar der umstrittene Bild-Chef Julian Reichelt bekommt Lob

Und zwar vom ebenso umstrittenen Donald Trump. Der US-Präsident empfiehlt bei Twitter ein Video von Reichelt, in dem der Bild-Chefredakteur Chinas Staatschef Xi Jinping dessen Corona-Fehler vorführt. Der selbst ernannte "Fake-News"-Medien-Hasser Trump retweetet den Tweet des Springer-Managers.

Twitter ist einmal mehr ein Hort der Absurditäten …

 

Ein Fleischfabrikant will Bundesligisten-Blut testen

Eigentlich wartet die Medienbranche auf Meldungen, wer den Zuschlag vom Liga-Dachverband DFL erhält und künftig für viel Geld die Bundesliga übertragen darf. Da grätscht sich der Fleischfabrikant Clemens Tönnies dazwischen: Der Chef des Aufsichtsrats von Schalke 04 bietet der DFL und medizinischen Laboren an, Corona-Tests durchzuführen – im Firmenlabor, in dem sonst Schweineblut untersucht wird.

Bis zu 200.000 Tests pro Monat könne das Labor leisten, versichert der Unternehmer und Fußball-Fan. Er will wohl auch selbst am Wochenende wieder in den Genuss der Bundesliga-Übertragungen kommen.

Hintergrund: Bei der Bundesliga steht der Plan im Raum, Spieler, Trainer und Team-Mitglieder im Rahmen möglicher Geisterspiele ab Mai alle drei Tage testen zu lassen.

 

Es wird abgerufen, was Pharmariesen vorsetzen

"The Road to a Vaccine" des Pharmakonzerns Johnson & Johnson erfreut sich großer Beliebtheit. Die Arbeit an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 wird in einem wöchentlichen Live-Format dokumentiert.

Neue Episoden werden immer Dienstagmittag ausgestrahlt und stehen anschließend zum Abruf zur Verfügung. Durch das Format führt CNN-Moderatorin Lisa Ling. Die Premiere vor einer Woche sahen weltweit 180.000 Menschen.

 

 
Balkon-Clips sind das neue Lagerfeuer

Social Videos mit singenden Italienern, die sich in der Corona-Krise von ihren Balkonen aus gemeinsam und musikalisch Mut machten, waren der Anfang. Inzwischen sind Balcony Stories auf der ganzen Welt das neue Lagerfeuer, um das sich Menschen versammeln. Sie werden über Social Media rege geteilt.

Dieses Phänomen der Pandemie bündelt Viacom nun in einer neuen Shortform-Serie: "Balcony Stories" mit User-generierten Inhalten feiert am 22. April Premiere auf den linearen und digitalen Plattformen von Comedy Central und MTV. Der Anbieter kündigt an: "Balcony Stories bietet einen exklusiven Einblick in unser neues Leben in der Abriegelung, wobei sich Balkone in Fenster verwandeln, die in dieser beispiellosen Zeit in die Häuser aller Menschen schauen lassen.“

Klar ist: Die kurze Produktion soll positive Stories liefern.

 

Machine Learning überrumpelt Zoom

Viele nutzen das Videokonferenz-Tool Zoom derzeit täglich. In die Schlagzeilen ist die Anwendung allerdings wegen offener Fragen des Datenschutzes geraten. Jetzt führt die Software Avatarify von Entwickler Ali Aliev Zoom vor: Er schafft es in den Videokonferenzen, Gesichter von Prominenten in Echtzeit aufs eigene Gesicht zu spiegeln.

Zum Auftakt hat er das neue Verfahren an seinen eigenen Kollegen getestet -  und sich als Tesla-Chef Elon Musk in ein Zoom-Treffen eingeklinkt. "Ich bin in eine falsche Konferenz geraten."

 

Zwischendurch mal nur Positives erwünscht?

Für dieses Bedürfnis gibt es ausgewählte Seiten, die sich auf die guten Nachrichten konzentrieren …

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