Machen, nicht reden! Im digitalisierten Medienmarkt gibt es zunehmend mehr von Frauen verantwortete Angebote, die gezielt eine weibliche Sicht und Einordnung transportieren oder fördern. Hier ein Einblick in aktuelle Projekte.
Mehr Medieninhalte, die Frauen ansprechen oder weibliche Themen transportieren? Ist die Frauenquote zum Aufbrechen verkrusteter Redaktionsstrukturen eine Lösung, ist Sprache ein Vehikel? Die Seite genderleicht.de aus der Feder einer Initiative des Journalistinnenbundes rät: „Nutzen Sie Genderzeichen wie den Genderstern, wenn es für die Menschen passt, die Sie mit Ihren Gedanken erreichen wollen.“
Doch während sich Medienhäuser weiter uneins darüber sind, wie sie mit Führungsstrukturen und der Gendersprache umgehen könnten, sorgen immer mehr Macherinnen selbst dafür, dass Medien eine weibliche Sicht auf die brennenden Probleme unserer Gesellschaft transportieren.
Stichwort: SHEconomy - Frauen berichten für Frauen, über die klassische Frauenzeitschrift hinaus. Doch selbst diese Publikationen verströmen eine neue Ernsthaftigkeit. Ein Beispiel aus dem Hause Burda: Über eine Kooperation der Marken Elle, Instyle und Harper’s Bazaar im Rahmen der verlagsinternen Initiative For Our Planet ist ein gemeinsames Sonderheft entstanden. Die drei Premium-Printmarken wollen mit dem Magazin We love green ein Bewusstsein für verantwortungsvollen Konsum schaffen.
„Intelligente Ansätze, gute Alternativen und aufregende Denkanstöße rund um das Thema Nachhaltigkeit in den Bereichen Fashion, Beauty, Travel und Lifestyle“ werden auf knapp 70 Seiten geboten. Verantwortet wird das Projekt von den Chefredakteurinnen Kerstin Weng (Instyle), Kerstin Schneider (Harper’s Bazaar) und Sabine Nedelchev (Elle). Es liegt zusammen mit den aktuellen Magazinausgaben am Kiosk oder ist als ePaper erhältlich.
Das Inspiring Network, hinter dem Verlegerin Kasia Mol-Wolf steht, vertieft die Finanzkommunikation für Frauen und startet die neue Marke Finanzielle. Dem Quartals-Magazin, das ab 18. August mit einer Auflage von 80.000 Exemplaren erstmals erscheint, stehen Webinare und eine Community zur Seite.
Hinter der neuen Finanzmarke stehen die Chefredakteurinnen Daniela Meyer und Astrid Zehbe:
Renommierte Zeitungsmarken nutzen neue Kanäle: Die taz-Chefinnen Barbara Junge und Ulrike Winkelmann haben Anfang Juli die Gesprächsreihe „taz talk - Chefinnensache" ins Leben gerufen. Die Journalistinnen diskutieren mit Gästen über "die relevanten Fragen des Wahlsommers". Zum Auftakt war der Soziologe Heinz Bude zu Gast.
Hinter vielen Podcasts und Labels wie hauseins.fm stehen Unternehmerinnen. Doch auf den Plattformen werden eher Angebote der männlichen Audio-Kollegen empfohlen, findet Equality Media. Für mehr Hörbarkeit von Frauen in der boomenden Podcast-Landschaft setzt sich die Initiative ein. Sie versteht sich als „erstes deutsches Podcast Netzwerk, das auf starke weibliche Stimmen fokussiert ist“.
Im Rahmen des Filmfests München haben die Macherinnen, darunter Mitgründerin Sophie Seifried, das erste Event veranstaltet, um sich über den Status Quo weiblicher Content Creators im Bereich Podcasts, TV und Fernsehen auszutauschen. Die Teilhabe im neuen Netzwerk ist für Podcasterinnen kostenlos.
Jenseits der großen Medienhäuser gibt es weitere spannende Alternativen für interessierte Nutzerinnen. Seit einigen Monaten bietet beispielsweise die Journalistin Silke Burmester mit einem kleinen Team gleichgesinnter Autorinnen mit Palais F*luxx ein Portal für die Sichtbarkeit von Frauen ab 47 an.
Finanziert wird das Projekt über freiwillige Abo-Gebühren. Ein Fluxxletter informiert regelmäßig per Mail. Inzwischen gibt es Weibliches unter der Marke auch als Podcast zu hören. Zudem beobachtet Burmester rege, wie es sich mit der Sichtbarkeit der Frauen ab 47 in den verschiedenen Mediengattungen verhält:
SHEconomy gehört übrigens zu den Entwicklungen, die das MedienNetzwerk Bayern und XPLR: Media in Bavaria Ende 2020 bei einem gemeinsamen Event als einen der großen Trends für dieses Jahr prognostiziert haben:
Die MEDIENTAGE MÜNCHEN finden dieses Jahr vom 25. bis 29. Oktober statt. Sie stehen unter dem Motto New Perspectives. Dabei blicken wir auf die Zeit nach der Corona Pandemie und zeigen neue Perspektiven und Geschäftsmodelle auf. Thematisiert wird auch, was (Soziale) Medien, Politik und Gesellschaft heute für die Demokratie tun müssen oder wie Diversity und Female Empowerment fest in der Branche verankert werden können.
Du interessierst dich für Themen rund um die Medienbranche? Dann findest du hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes. Zudem kannst du Medienthemen auch hören: im Podcast der Medientage München.