Sky Q tut es, Roku tut es, Magenta TV tut es erst recht: Immer mehr Plattformen aggregieren Streaming-Inhalte. Neben den eigenen beziehungsweise ursprünglichen Inhalten werden dabei auch Mediatheken und Angebote anderer Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime Video oder DAZN hinzugenommen und fürs Publikum gebündelt. Ein Einblick – und eine Facette des #MTM SPECIALS Future Video 2024 am 24. April in München.
Evelyn Rothblum, Executive Vice President Advertising, Partnerships & Distribution bei Sky Deutschland, spricht gegenüber turi2 von “Frenemies”, die “gleichermaßen Freunde und Wettbewerber” sind. Dazu gehöre auch, das eigene Angebot nicht zu bevorzugen, sondern die Inhalte aller Partner “gleich gut zugänglich und entsprechend gut visibel darzustellen”, so die Sky-Managerin.
Die jüngste „Ehe“ dieser Art geht das öffentlich-rechtliche ARTE mit Roku mit Start Mitte April ein. Aus gutem Grund: „Durch diese neue Partnerschaft erhöht ARTE in einem Kontext der Konkurrenz durch internationale Streaming-Plattformen seine Bekanntheit in einem breiteren Publikumskreis, der das vielfältige ARTE-Programmangebot entdecken und genießen kann.“ Die ARTE-App sei damit auf allen relevanten Smart-TV-Plattformen, Connected Devices und Set-Top-Boxen in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Polen und UK zu finden, darunter Samsung, LG, Amazon Fire TV, Google TV, Android TV und Apple TV.
Der Programmstock gibt es her: Nach Senderangaben sind „Tausende von Programmstunden“ auf arte.tv kostenlos in sechs Sprachen (Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch und Polnisch) verfügbar. 2023 habe ARTE mehr als zwei Milliarden Videoabrufe im Online-Angebot über alle Plattformen und Verbreitungswege verzeichnet, heißt es weiter in der Ankündigung.
Ihrem Ruf als „Super-Aggregator“, einem allumfassenden Bewegtbild-Lieferanten, wird die Deutsche Telekom wenige Monate vor Ende des Nebenkostenprivilegs im Kabel-TV-Markt mehr als gerecht. Seit Mitte Februar kommt die TV-Plattform Magenta TV nicht nur mit neuer Benutzeroberfläche für Streaming-Interessierte daher, sondern auch mit erweiterten Programmpaketen. Die persönliche Magenta-Schnellstartleiste erlaubt seither Nutzer:innen, favorisierte Apps nach ihren Vorlieben für den Direkteinstieg anordnen zu können. Oft genutzte Inhalte erscheinen automatisiert weiter vorne, gesuchte kostenlose Inhalte von Magenta TV oder Partnern werden mit grünem Haken gekennzeichnet. Die gewünschte Plattform für die Wiedergabe kann ausgewählt werden.
Die bisherige „Megathek“ mit einer Auswahl an kostenlosen Serien und Filmen wird jetzt als Magenta TV+ geführt. Und wer kein Problem mit Werbeunterbrechungen hat, kann den Tarif Magenta TV SmartStream für monatlich 17 Euro wählen, der die werbeunterstützten Versionen von Netflix, Disney+ und RTL+ bündelt. Ein Preis, der unter den monatlichen Kosten des Premium-Netflix-Abos liegt.
Arnim Butzen, TV-Chef der Telekom, nennt das neu aufgestellte Angebot die “zentrale Heimat für ihre Lieblingsinhalte“, den „smarten Aggregator für alle Sehgewohnheiten“. Er hofft darauf, mit der „einzigartigen Kombination aus Live-TV und Streaming“ Mieter:innen, die ab Juli ihren TV-Anbieter selbst wählen können, eine „perfekte Alternative mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis“ bieten zu können.
Für noch mehr "Aggregierbares" sorgt, dass mit der Wucht der FAST-Welle mehr Kostenloses auf die verschiedenen Plattformen schwappt. Sportstreaming der Marke DAZN etwa findet mit ihren linearen und werbefinanzierten Spartensendern beispielsweise kostenfrei bei Zattoo, waipu.tv und bei Samsung TV Plus statt. Bei Zattoo kann man inzwischen mit „Über 200 TV-Sender auf allen Geräten streamen“. Auch dieser Anbieter wirbt um neue Kunden mit dem Wandel der Konditionen im Kabelnetz und wirft das Angebot „Günstiger als Kabel-TV. Monatlich kündbar“ in die Waagschale. Maximal 13,99 Euro pro Monat sind bei Zattoo fällig. Das größte waipu-Paket umfasst daneben auch Netflix ohne Werbung plus 270 Sender für 29,49 Euro.
Der Klick durch die Plattform-Angebote macht deutlich: Es gibt keine Berührungsängste mehr. Sollte Netflix einst der „Angstgegner“ für deutsche TV- und Pay-TV-Anbieter gewesen sein, so wertet die US-Offerte inzwischen als Aggregations-Partner fast alle hiesigen Streaming-Marken auf. Sky Q beispielsweise rückt mit den Zugängen zu Netflix, DAZN, Disney+, Discovery+, Paramount+, Apple TV+, RTL+ sowie zu den Mediatheken von ARD und ZDF an das Magenta-Niveau eines Super-Aggregators heran.
Dass sich der deutsche Markt indes zurückhaltend gibt bei den Plänen zu einem „Super-Streamer“ nach österreichischem Vorbild, den ProSiebenSat.1 hierzulande auf Basis seines Streaming-Angebots Joyn anschieben möchte, verwundert wenig. Ein kostenloses Riesenpaket mit Live-Streams aus privater und öffentlich-rechtlicher Quelle, mit Serien oder Filmen auf Abruf, Dokus, Sportsendungen oder auch Radio dürfte etablierten deutschen Plattformen zu viel Konkurrenz bedeuten.
Hosentaschenfernsehen vs Big Screen: Wie gucken und streamen wir künftig? Welche Trends setzen sich durch? Welche Media- und Business-Modelle sichern zukunftsfähige Content-Strategien fürs (vernetzte)TV, für den Stream, Video on Demand oder auch für Social Video? Welche Player haben mit ihren Technologien und Anwendungen das Sagen? Und wer sind die Gatekeeper von morgen?
Antworten auf diese Fragen gibt das #MTM SPECIAL FUTURE VIDEO 2024. Die Konferenz findet am 24. April 2024 im House of Communication in München statt und widmet sich mit spannenden Speakern und Insights der Zukunft von Video.
Mehr Lesenswertes rund um die Themen der MEDIENTAGE MÜNCHEN steht im Blog der Medientage bereit. Inspirierendes kann auch gehört werden: im Podcast der MEDIENTAGE MÜNCHEN.