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Lokal ist nicht egal! Das waren die #LRFT24

Geschrieben von Petra Schwegler | 27. Juni 2024

Offenheit für neue Technologien, der direkte Draht zu den Menschen vor Ort und ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft: Wie sich lokales Radio und Fernsehen in einer zunehmend digitalisierten Welt behaupten können, ist aus vielen Blickwinkeln bei den 32. LOKALRUNDFUNKTAGEN in Nürnberg durchleuchtet worden. Mehr als 80 Expert:innen aus dem In- und Ausland diskutierten in 26 Sessions zu den Themenschwerpunkten KI, Lokaljournalismus und Innovationen. Über 900 Teilnehmende konnten sich ein Bild von einem zukunftsfähigen lokalen Rundfunk machen. Denn es gilt, gerade diese Medien für eine funktionierende Demokratie zu stärken.

 

Den Wert lokaler Medien hob BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege gleich zum Auftakt der #LRFT24 im NCC Mitte der NürnbergMesse hervor. Studien würden belegen, dass sich an Orten ohne lokale Medien radikale Tendenzen verstärken würden.

Dabei richtete der bayerische Medienwächter den Blick nicht nur auf die USA. Angesichts der zunehmenden „Demokratie-Skepsis in Filterblasen im Netz“ brach Schmiege eine Lanze für Radio und TV vor Ort: “Lokalfunk spielt eine unverzichtbare Rolle für eine vielfältige und ausgewogene Meinungsbildung. Auch weil er auch mal Brücken baut. Spaltung entgegenwirkt.”

Der BLM-Präsident appellierte in Nürnberg an die Branche, in junge Talente zu investieren und stärker zusammenzuarbeiten: "Es ist meine tiefe Überzeugung: In der digitalen, von globalen Playern beherrschten Medienwelt müssen wir altes Konkurrenzdenken hinter uns lassen. Gemeinsam eine große Kooperationsoffensive starten. Nur so können wir Medien und das Lokale in der digitalen Welt stärken. Mit Blick auf die technische Verbreitung. Mit Blick auf gemeinsame Plattformen und Archive. Mit Blick auf Innovationen. Aber nicht mit Blick auf Inhalte und programmliche Vielfalt. Dafür braucht es Mut zu Veränderung.“

 

Gut fürs Heimatgefühl

Diese Gedanken zogen sich durch viele der 26 Sessions während der zweitägigen Konferenz. Professor Christof Seeger von der Hochschule der Medien Stuttgart machte in einem Impuls den Medienschaffenden zunächst einmal Mut: “Die gute Nachricht: Lokal ist nicht egal!”, sagte Seeger und untermauerte sein Statement mit einer Befragung. Demnach schätzen Nutzer:innen lokale Medien, weil sie ein Heimatgefühl vermitteln, Service sowie Orientierung bieten und glaubwürdig sind.

Dabei machte eine Diskussion über Diversität in Redaktionen im Rahmen der #LRFT24 deutlich, dass die Sender für mehr Nähe zu den Menschen und für eine Ansprache auf Augenhöhe noch eins drauflegen sollten; von einem Abbild unserer Gesellschaft seien die lokalen Medien noch weit entfernt, lautete der Tenor des Panels.

Auch Dennis Clark, Vice President of Talent Development von iHeart Radio, rückte den Faktor Mensch in den Mittelpunkt: jene am Mikrofon. Sie seien die Zukunft des Radios, das Bindeglied zu den Hörer:innen. Und noch nie sei die emotionale Verbindung zum Publikum wichtiger als jetzt gewesen, in herausfordernden Zeiten mit Multikrisen auf der ganzen Welt. Clark: "Menschen hören Radio vor allem, um näher am Menschen zu sein!“

Technik und Innovationen: Nachdenkliches zu diesen Themenfeldern wurde in einer Runde um Senderchef Till Coenen deutlich mit Blick auf die Zukunft der Plattformen, über die Radio heute und künftig verbreitet werden soll. Die Umsätze über IP Audio seien relativ überschaubar. „Wir werden mit Sicherheit gemeinsam arbeiten müssen, um diesen Prozess weiterführen zu können. Und wir müssen UKW und DAB+ weiterführen, denn das ist Reichweite, die wir vermarkten können“, machte der Chef der Münchner Radiosender Arabella und Charivari deutlich.

 

KI dort, wo Medienhäuser klug unterstützt werden

Unterdessen zeigte die Branche bei diesen LOKALRUNDFUNKTAGEN eine große Offenheit gegenüber dem wertschöpfenden Einsatz von KI: "Am Anfang sind viele erst mal skeptisch. Nachdem sich die Leute mit den Tools beschäftigt haben, sagen sie durch die Bank: Wir fühlen uns empowert und unterstützt“, fasste Digitalberater Maks Giordano, CEO von juuman’okudo, treffend den Stand der Dinge zusammen.

Ähnlich verhält es sich bei AdTech wie Addressable TV; hier kann sich auch das regionale Fernsehen mit dem Anbinden des Linearen ans digitale Buchungs-Ökosystem inzwischen positionieren. Zusammen mit den Dickschiffen der Branche und mit einem großen Ziel vor Augen: Die Rede war in Nürnberg von einer europäischen Lösung für die Gesamtgattung Bewegtbild, durch die private Sender jeglicher Couleur sowohl lineare Fernsehwerbung als auch Addressable TV anbieten können.

 

Masterclasses und Meisterhaftes

Teilnehmende konnten an Tag zwei der LOKALRUNDFUNKTAGE ihr Wissen in Masterclasses und Workshops erweitern. Hier drehte sich alles um Themen wie KI, Recruiting, Podcasts und Sounddesign.

Im Rahmen der #LRFT24 wurden die BLM Hörfunk und Lokalfernsehpreise sowie der Galaxy Music Award vergeben. Der Newcomer-Preis ging in diesem Jahr an Ásdís. Außerdem wurden die Ergebnisse der Funkanalyse Bayern 2024 präsentiert.

Fotos und Impressionen von den LOKALRUNDFUNKTAGEN stehen hier zum Download bereit. Zur großen Nachlese im Liveblog einfach auf die Bildergalerie klicken:

 

 

Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 32. LOKALRUNDFUNKTAGE stehen in der Mediathek und im Blog der Medientage bereit.

Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.