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ma 2025 Audio II offenbart einen Markt in Bewegung

Geschrieben von Petra Schwegler | 17. Juli 2025

Der deutsche Radiomarkt zeigt sich dynamisch: Während Platzhirsche bei der jetzt vorgelegten, preisbildenden ma 2025 Audio II schwächeln, erobern innovative Formate und etablierte Marken mit Engagement neue Hörer:innengruppen. Besonders Rocksender und regionale Anbieter profitieren. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.

 

Die Audio-Branche erlebt Verschiebungen. So muss der private Marktführer, der Mantelprogrammlieferant Radio NRW, deutliche Verluste hinnehmen. Und der langjährige Platzhirsch als größter Einzelsender, Antenne Bayern, muss sich trotz Erholung bei den Reichweiten diversen öffentlich-rechtlichen Wellen und neuerdings einem anderen Privatradio geschlagen geben. Daneben wächst, wer Neues wagt.
Die neuesten Zahlen der ma 2025 Audio II zeigen ein wechselhaftes Bild für den etablierten Radiosektor.

=> Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

 

Generelles Aufatmen für die Gattung

Die ma 2025 Audio II ist Beleg für ein Massenmedium: Die Rahmendaten stimmen nach wie vor. Audio erreicht „mit den 3 Ausspielwegen von Radio“, wie es die Gattungsinitiative Radiozentrale formuliert, 53,3 Millionen oder 75,1 Prozent der deutschen Hörer:innen täglich –  trotz Streaming und Podcasts.

92,3 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren nutzen mindestens ein klassisches oder Online-Audio-Angebot. Die Radiozentrale verweist auf die leicht gestiegene durchschnittliche Verweildauer von 253 Minuten und 1,3 gehörte Programmen pro Tag.

Viele Fans sind zudem solvent und damit besonders interessant für die Werbewirtschaft, die mit der Sommer-Welle der MA die Daten für die Preisbildung im kommenden Jahr vorliegen haben: 78,6 Prozent der Personen aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 4500 bis 5500 Euro und 80,2 Prozent der Haushalte mit 5500 bis 6500 Euro hören täglich Audio.

Bewegung im Favoritenfeld

Die neue Nummer eins der privaten Radiosender in Deutschland ist: Radio BOB! Die Regiocast-Welle hat es mit seiner konsequenten Rock-Offensive geschafft und ihre Erfolgsgeschichte fortsetzen können mit 15,8 Prozent Reichweitenzuwachs auf nun 720.000 Hörer:innen ab 14 Jahren in der beworbenen Durchschnittsstunde. Hinzu kommt, dass die Marke ihre App und soziale Netzwerke klug bespielt.

Rock rockt generell: Die Rock Antenne aus der Antenne-Bayern-Familie folgt BOB mit einem Plus von 14,2 Prozent auf 394.000 Hörende. Ferner zählt auch Rockland Radio im Südwesten zu den Profiteuren der klaren Ausrichtung. Doppelter Trost für Antenne Bayern: Der Münchner Sender verliert zwar den historischen Titel des kommerziellen Platzhirsches an BOB, kann aber ebenfalls mit einem Plus von 5,7 Prozent auf 683.000 Hörer:innen einen Gewinn verkünden (erstmals seit zwei Jahren). Senderchefin Valerie Weber nimmt es sportlich, gratuliert BOB und peilt an, die Rockwelle wieder vom Thron zu stoßen.

Etwas geschwächt, aber weiter an der Spitze aller Radiosender im deutschen Markt, thront Radio NRW mit 1,281 Millionen Hörer:innen pro Stunde (Mo-Fr, 6-18 Uhr). Mit einem Minus von 8,2 Prozent gegenüber der Frühjahrs-MA verstärkt sich der Abwärtstrend allerdings; noch vor einem Jahr lag der Mantelprogrammlieferant der 45 NRW-Lokalstationen bei über 1,45 Millionen Fans.

Diverse Gewinner kommen aus dem öffentlich-rechtlichen Lager: SWR 3 als klassische Popwelle feiert ein Comeback mit einem Plus von 11,3 Prozent auf 957.000 Hörer:innen. Und liegt nun in der Gesamtwertung auf Platz drei hinter Radio NRW und Bayern 1 nach Reichweiten. Die Bayern, die in den vergangenen Jahren viel an sich gearbeitet haben, bauen ihre Position als einziger Millionär neben Radio NRW weiter aus (plus 5,8 Prozent auf 1,087 Millionen Hörer:innen).

Mut und neue Ideen werden belohnt

Energy Bremen führt dieses Mal die Gewinnerliste nach Prozenten an und verdoppelt seine Reichweite (plus 104,5 Prozent auf 45.000 Durchschnittsstunden-Hörer:innen). Ein Privatsender, der in den vergangenen Monaten unter anderem von sich reden gemacht hat, weil das Team beispielsweise das Aufbrechen der klassischen Morgenshow gewagt und einen Trend der jungen Zielgruppe im Programm ausprobiert hat: einen Frühstücks-Rave, bei dem Star-DJ David Puentez live am Pult gewirkt hat. Auch andere Energy-Ableger, darunter Hamburg und Stuttgart, profitieren bei dieser MA. Sie haben in den vergangenen Jahren ihre Community in Social Media rege mit ihren Marken befeuert.

Daneben geht das ausgeprägte Party-Feeling mit Radio Bollerwagen in eine neue Erfolgsrunde. Erneut steht das Hörangebot aus der ffn-Familie unter den Top Ten nach Zuwächsen (plus 38 Prozent auf nun 130.000 Hörende). 

Verlierer muss es auch geben: So manch ein Angebot scheint in die Jahre gekommen und büßt Fans an, darunter Radio Potsdam, HR Info, 80er-harmony fm oder MDR Thüringen. In Hamburg muss auch die Rock Antenne Federn lassen.

Wert des Lokalen und Regionalen

„Nähe, die den Unterschied macht. Menschen möchten wissen, was in ihrer Umgebung passiert – sei es die aktuelle Verkehrslage am Morgen, die Ankündigung des Sommerfests im eigenen Viertel oder die Wettermeldung, die den Schulweg der Kinder betrifft. Regionale Sender greifen genau diese Themen auf, sprechen die Hörer:innen dort an, wo sie leben und stärken damit die Verbundenheit vor Ort“, bringt es die Radiozentrale in ihrer Auswertung auf den Punkt.

Die leicht gestiegenen Reichweiten von Radio, die seit Jahrzehnten stabil seien, zeigen demnach deutlich, „dass die lokalen und regionalen Programme unverzichtbar sind – für die Menschen wie auch für Marken, die mit authentischer Ansprache ihre Zielgruppen erreichen wollen“.

Für Bayern bestätigen die MA-Zahlen den Wert des Lokalen bei Menschen: Das Bayern Funkpaket, in dem praktisch alle werbefinanzierten Lokalradios des Freistaats für die Vermarktung gebündelt sind, liegt laut Medienanstalt BLM erneut und mit Zuwachs über der Millionenmarke mit jetzt 1,077 Millionen Hörer:innen pro Stunde (plus 68.000 vs. Frühjahrs-MA).

DAB+ wächst deutlich, Podcasts finden mehr Fans

Das digitale Antennenradio DAB+ erreicht inzwischen 32,9 Prozent der Bevölkerung – fast ein Drittel nutzt laut ma 2025 Audio II den digitalen Standard. Insbesondere in der Zielgruppe der 30- bis 59-Jährigen werde DAB+ überproportional genutzt (WHK: 39,9 Prozent – ma 2025 Audio I: 36,4 Prozent), berichtet die ag.ma.

Hier die Veränderungen bei DAB+ im Überblick:

Die Radiozentrale listet den Zuwachs bei DAB+ auf.

Und: Podcasts nehmen weiter zu. Inzwischen haben 49,1 Prozent der Bevölkerung schon einmal Podcasts gehört (Vorwelle: 46,4 Prozent). In der werberelevan­ten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind sogar 66,0 Prozent dem Hörgenre zugetan (ma 2025 Audio I: 63,0 Prozent).

Alles in sieht die Radiozentrale das Werbemedium Radio mit den verschiedenen Ausspielwegen gut aufgestellt. Die Tarife fürs kommende Vermarktungsjahr und übergreifende Kombis werden in den kommenden Wochen erarbeitet.


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