Smartphone statt Tagesschau, TikTok statt Tageszeitung: Jugendliche im Jahr 2025 leben in einer Welt, in der klassische Medien zur Nebensache geworden sind. Trotzdem brauchen sie verlässliche News und Orientierung – nur eben anders aufbereitet, wie eine XPLR-Studie empfiehlt. Hinzu kommt: Die Social-Media-Feeds, in denen sie sich bewegen, sind oft nicht für sie gemacht. Zwei Startups aus dem Media Lab Bayern wollen das ändern und Medienräume schaffen, die für die Jüngsten ansprechend und sicher sind.
Wer heute jung ist, lebt im Dauer-Scroll-Modus. Jugendliche haben in der Regel ein eigenes Smartphone, sie sind im Schnitt knapp vier Stunden täglich am Handy – zum Chatten, Streamen, Zocken, Lernen. Das Gerät ist Wecker, Walkman, Fernsehgerät und Zeitung in einem. Der hohe Medienkonsum der Generation Smartphone birgt indes Risiken wie Cybermobbing, soziale Ängste und den Kontakt mit ungeeigneten Inhalten, was eine hohe Medienkompetenz bei jungen Menschen erforderlich macht.
Für klassische Medien ist das eine Ansage: Lineares Fernsehen verliert weiter an Bedeutung; gedruckte Zeitungen und Zeitschriften spielen im Alltag der Zwölf- bis 19-Jährigen nur eine Nebenrolle. Medieninhalte werden hauptsächlich über TikTok, Instagram und YouTube oder Streaming-Dienste konsumiert.
Und KI ist für viele Jugendliche inzwischen Standardwerkzeug bei Hausaufgaben, Infosuche und beim Verstehen komplexer Themen. Sie halten die überwiegend für vertrauenswürdig. Das verschiebt die Rolle klassischer Medien von der reinen Nachrichtenquelle hin zu einem Absender für Einordnung, Verlässlichkeit, Orientierung und Sicherheit.
Soweit die Ausgangslage, die klassische Medien vor große Herausforderungen stellt.
Einen frischen Beitrag dazu leistet ZULA Kids. Die Gründung wird aktuell im Media Startup Fellowship des Media Lab Bayern gefördert. Das Startup hob Alain Missala (3. v.l., Foto: Medien.Bayern GmbH, Alexander Huber) aus einer persönlichen Erfahrung heraus im Dezember 2022 aus der Taufe: Ein befreundeter Vater suchte nach Büchern für seine Tochter. Er war frustriert über den Mangel an Repräsentation und intersektionalen Ansätzen. Missala erkannte: Vielen Eltern geht es so. Aus dieser Erkenntnis wuchs die Vision eines Ortes, an dem sich jedes Kind in Geschichten wiederfinden kann.
Alain Missala hat ZULA Kids gegründet, um Kindermedien komplett neu zu denken. Das Problem: Der Buchmarkt für die Jüngsten weist oft nur wenig Vielfalt auf, und neue Stimmen schaffen es kaum, bei Verlagen und Leser:innen anzukommen. Deshalb hat das Startup ein datenbasiertes Verlags- und Medienmodell entwickelt, das vielfältige Geschichten für Kinder zugänglich macht. Es nutzt Daten, um Inhalte schneller auf den Markt zu bringen und besser an die Bedürfnisse von Familien anzupassen. Dabei arbeitet das Team ZULA Kids eng mit Bildungseinrichtungen zusammen und unterstützt gezielt unterrepräsentierte Autor:innen und Illustrator:innen.
Die ersten Projekte wurden 2023 umgesetzt. Seitdem wächst diese "Tribe-Community" und ist heute ein hybrides Modell aus Verlag und Plattform. Gemeinsam mit Janine Heinrich entwickelt Alain Missala das Konzept ständig weiter, das frische und vielfältige Geschichten für die Kleinsten aus der Nische holt.
Junge Menschen verbringen viel Zeit in sozialen Netzwerken – und das birgt Risiken. Denn Kinder und Jugendliche sind im Internet massiven Gefahren ausgesetzt. Die Zahlen sind alarmierend: Jedes fünfte Kind macht laut Studien Erfahrungen mit Cybermobbing, jedes vierte mit Grooming, also Pädokriminalität. Millionen Kinder sind jedes Jahr betroffen – und es werden immer mehr.
Eltern stecken dabei in einem Dilemma: Entweder sie verbieten ihren Kindern vieles und schränken damit deren Privatsphäre und Selbstständigkeit massiv ein. Oder sie hoffen einfach, dass schon nichts passieren wird. Beides bringt nicht die Sicherheit, die Kinder im digitalen Raum wirklich brauchen. Die Anbieter von Social Media und Gaming-Plattformen wissen seit Jahren um diese Probleme, tun aber wenig dagegen. Schutz und Prävention bleiben bei den Familien hängen – die damit oft völlig überfordert sind.
So funktioniert Helmit: Die Social Media Accounts des Kindes werden mit der App verbunden. Die Software erkennt dann frühzeitig Gefahren wie Cybermobbing, Grooming oder unangemessene Inhalte und begleitet die Jungen beim Einstieg in die digitale Welt. Hauptzielgruppe sind Eltern, deren Kinder gerade ihr erstes Smartphone bekommen haben. Langfristig ist auch die Zusammenarbeit mit Versicherungen, Telekommunikationsanbietern, Medienunternehmen sowie Social Media und Gaming-Plattformen geplant.
Der Bedarf ist definitiv da: Im Dezember hat das Team ein Webinar für Eltern veranstaltet, deren Kinder nun mit dem Smartphone durchstarten. Über 500 Personen hatten sich angemeldet.
Beide Startups sind aktuell vom Media Lab Bayern gefördert. Wer eine Gründungs-Idee hat, die die Zukunft von Medien neu gestalten kann: Die Bewerbungsphase für das Media Startup Fellowship ist gerade gestartet und dauert bis zum 27. Januar 2026, 10 Uhr. Hier sind alle Informationen dazu abrufbar.
Auch wenn die MTM als Konferenz bis zum 21. Oktober 2026 pausieren: Wir bleiben präsent! Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 39. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen im Info-Bereich der MEDIENTAGE-Homepage und auch im MTM-Blog bereit. Bilder für den Download (Quelle: Medien.Bayern GmbH/MEDIENTAGE MÜNCHEN) sind in der Mediathek zu finden.
Zudem können zahlreiche MTM-Themen gehört werden: im Podcast "This is Media NOW".