Der Monat November hat es aus Sicht von Streaming-Fans in sich: Gerade eben hat Joyn seinen Bezahlbereich gestartet, Netflix eine der teuersten Produktionen seit Bestehen aufgenommen und die Uefa eigene Bewegtbildpläne veröffentlicht. Seit Mitte des Monats streamt Disney+ in den ersten Regionen und setzt neue Maßstäbe. Klar wird: Die Zahl der Angebote nimmt rasant zu, ebenso die Qualität der Inhalte. Streaming geht in eine neue Phase.
Seit dieser Woche ist Joyn Plus im deutschen Markt, Premiumangebot des Streamingdienstes von ProSiebenSat.1 und Discovery. Während das kostenfreie und werbefinanzierte Joyn weiter existiert, sind für den Abo-Service mit eigenproduzierten Formaten und sechs Abosendern 6,99 Euro pro Monat fällig. Die Originals aus dem Hause Joyn wie die Serien "Jerks", "Check Check" und "Frau Jordan stellt gleich" sind vom kostenlosen ins Abo-pflichtige Premium-Angebot gewandert. Über alles hinweg bündelt die Marke Joyn nun 60 lokale Sender. Mit diesem USP tritt die Streaming-Plattform auch gegen die überwiegend international tätige Konkurrenz an.
Beim Branchenmagazin W&V ist die Einführungskampagne der Werbeagentur Kolle Rebbe für Joyn Plus zu sehen.
Abgrenzung und Alleinstellungsmerkmale tun Not angesichts des allgemein wachsenden Wettbewerbs im Bewegtbild- und Streaming-Markt. Gerade eben hat die vom Rundfunkbeitrag gestützte ARD verkündet, verstärkt exklusive Angebote über ihre kostenlose und werbefreie Mediathek im Internet anbieten zu wollen. Die Plattform soll sich zu einem eigenständigen Streaming-Angebot weiterentwickeln, koordiniert von Funk-Chef Florian Hager als Channel Manager.
Vor allem die Großen legen nach; so hat Branchenprimus Netflix diese Woche erst mit "The Irishman" eine der bislang teuersten Produktionen seit Bestehen an den Start gebracht. Die Drehkosten des Filmprojekts von Star-Regisseur Martin Scorsese verschlangen mehr als 160 Millionen Dollar. So wurden unter anderem teure Digitaleffekte möglich, die die Filmstars Al Pacino, Robert De Niro und Joe Pesci über einen Zeitraum von 40 Jahren verjüngen und altern lassen. Was dem Hollywoodstudio Paramount Pictures zu teuer war, hat der expansive Streaming-Anbieter Netflix nun in die Tat umgesetzt. Er investiert in Qualität.
Kein Wunder: Die Konkurrenz schläft nicht und wird immer namhafter. Seit Monatsbeginn streamt Apple TV+ zum monatlichen Abopreis für 4,99 Euro. Seit Mitte November ist Disney+ im US-amerikanischen Markt online – ebenfalls mit einem Kampfpreis ab 6,99 Dollar pro Monat und einer gigantischen Library in den Bereichen Film, Serie und Sport. 2020 werden weitere Streaming-Offerten von NBC Universal und HBO folgen.
Sie alle eint: viel Geld und viel Aufwand im Marketing.
Daneben differenziert sich das hiesige Angebot. Mit Dazn ist vor einigen Jahren ein neuer Anbieter ins Sportsegment gestürmt und hat dem bisherigen Platzhirsch Sky wichtige Fußball-Rechte weggeschnappt.
Jetzt könnte Dazn, das weltweit inzwischen 8 Millionen Abonnenten zählt, selbst harte Konkurrenz bekommen: Zumal sich traditionelle Bewegtbildanbieter kaum mehr die steigenden Lizenzkosten für Rechte leisten wollen und können, denkt der europäische Fußballverband Uefa darüber nach, selbst die Live-Übertragungen zu streamen. Nukleus für einen solchen Versuch wäre die im Sommer gestartete Plattform Uefa.tv.
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