Medientage München - Blog

Mut zur Veränderung

Geschrieben von Dr. Thorsten Schmiege // BLM | 07. Juni 2024

Der lokale Rundfunk ist weit mehr als Information und Unterhaltung: Er verschafft den Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung Gehör und stiftet lokale Identität. Doch die Audiolandschaft und Nutzungsgewohnheiten wandeln sich. Deshalb braucht es Mut zur Veränderung!
Welche Herausforderungen damit verbunden sind, wird auf den
LOKALRUNDFUNKTAGEN am 25. und 26. Juni in Nürnberg diskutiert.

 

Die gute Nachricht vorweg: Der bayerische Lokalfunk steht auf stabilen Beinen, so der Trend aus der aktuellen Funkanalyse Bayern. Der Wermutstropfen: Die Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel. Denn die Konkurrenz in der Audiolandschaft ist groß und das Marktumfeld nicht gerade einfach.

Die digitale Transformation ist die größte Herausforderung, eröffnet aber auch ungeahnte Chancen. Das erfordert Innovationsgeist und Mut zur Veränderung. Neue Technologien verdrängen alte Strategien, gleich, ob das die Verbreitung (via DAB+), Programmformate oder die Nachwuchssuche betrifft.

Ziel der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) ist es, die Programm- und Angebotsvielfalt in Bayern – von klein bis groß – zu erhalten und die Sender bei der digitalen Transformation zu unterstützen. In puncto Verbreitung ist dieser Schritt mit dem Beschluss des BLM-Medienrats zur Audiostrategie 2025 bereits gemacht, da sich die Radioverbreitung mit UKW und DAB+ in einer Transformationsphase befindet.

Erster Baustein dieser Strategie ist die Transformations-Anreizförderung. Mit diesem neuen Förderkonzept wollen wir für die bayerischen Sender Anreize schaffen, ganz auf DAB+ als digitalen Verbreitungsweg zu setzen. Dies soll nicht nach dem Prinzip Gießkanne, sondern zielgerichtet erfolgen und sich vor allem am konkreten Förderbedarf der einzelnen Anbieter orientieren.

Wie innovative Förderkonzepte für den lokalen und regionalen Rundfunk aussehen können, wird auch Thema der LOKALRUNDFUNKTAGE 2024 sein.

 

Mut zur Kooperation finden

So, wie sich die BLM zum Aufbau der DAB+-Infrastruktur mit dem Bayerischen Rundfunk einen Kooperationspartner gesucht hat, kommt es nun darauf an, dass die Lokalfunk-Branche auf Zusammenarbeit setzt und gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistert, egal, ob es sich um starke regionale oder Sender im ländlichen Raum handelt, die Wettbewerbs- und Kostennachteile ausgleichen müssen. Diesen Mut zur Kooperation zu finden, ist das Gebot der Stunde.

Innovationswille spielt bei der technischen Verbreitung und der Programmgestaltung der Lokalsender eine wichtige Rolle. So hat sich Künstliche Intelligenz (KI) mittlerweile von einem faszinierenden Spielzeug zu einem nützlichen Tool entwickelt, um die Effizienz im Redaktions- und Produktionsablauf zu steigern, das Hör- und Seherlebnis zu verbessern oder die Werbe- und Nutzeranalyse zu optimieren.

Einige Beispiele aus dem Radio: Antenne Bayern experimentiert mit personalisierten Nachrichten- und Musikdiensten. Ein anderer Sender testet eine KI-moderierte Chartshow, der nächste arbeitet mit KI-generierten Inhalten oder nutzt sie, um neue Werbekunden zu finden. Das sind Chancen, die mehr Konzentration auf Entwicklungsarbeit und Modernisierung erlauben. Beispiele aus der KI-Praxis sollen in Nürnberg Mut machen, die neue Radiowelt zu erkunden.

 

Künstliche Intelligenz und der Faktor Mensch

Automatisierte Abläufe, KI-Moderation und KI-generierter Verkehrsservice: Wo bleibt denn da der Faktor Mensch, gerade im Lokaljournalismus?

Das ist eine berechtigte Frage, der sich Programmverantwortliche und natürlich auch die BLM als Aufsicht stellen müssen. KI-Systeme sind letztlich nur so gut wie die Daten, mit denen sie trainiert werden und gerade auf lokaler Ebene ist dieser Datenschatz nicht unermesslich groß. KI-Systemen fehlt außerdem die Empathie, so dass die persönliche Note und die Nähe zum Publikum verloren gehen.

Qualitätsverlust und mangelnde Hörer:innen- bzw. Zuschauer:innen-Bindung können die Folge sein, wenn der Faktor Mensch zu kurz kommt. Die redaktionelle Letztverantwortung muss also immer beim Menschen liegen. So haben es auch der BLM-Medienrat oder die Direktorenkonferenz der Medienanstalten in entsprechenden Leitlinien zum Einsatz Künstlicher Intelligenz im Journalismus festgeschrieben.

Auswirkungen und Chancen von Künstlicher Intelligenz sind auf den #LRFT24 eines der Schwerpunktthemen, so auch beim Panel des Nachhaltigkeitspakts Medien, der sich gerade deutschlandweit geöffnet und seinen Leitfaden um das zentrale Thema Künstliche Intelligenz erweitert hat.

KI wird mittlerweile auch bei der Suche nach talentiertem Nachwuchs einge­setzt, beispielsweise in Erstgesprächen. Die Auswahlentscheidung liegt dann natürlich wieder beim Menschen. Denn, um Talente zu erkennen, braucht es Erfahrung und Empathie. Wie wichtig Talente und die Verbindung zu Hörer:innen sind, wird die Radio-Keynote von Dennis Clark zeigen.

Eines dürfte allen in der Branche klar sein: Menschliche Talente geben Lokalradio und –fernsehen das Herz. Innovationsfähigkeit und Mut zur Veränderung sind das Öl im Maschinenraum eines modernen Rundfunkunternehmens.

 

Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu fachspezifischen Themen im Blog der MEDIENTAGE MÜNCHEN. Die MEDIENTAGE MÜNCHEN sind eine Initiative der Medien.Bayern GmbH – einer Tochtergesellschaft der BLM. 

Am 25. und 26. Juni finden die LOKALRUNDFUNKTAGE 2024 im NCC Mitte NürnbergMesse statt. Inspiration, Innovationen und eine Vielzahl spannender Expert:innen aus dem In- und Ausland prägen das diesjährige Programm.  

Interessiert an weiteren Themen? Dann steht der Blog der Medientage für Euch bereit. Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.