Medientage München - Blog

Netflix und Mediatheken erobern große Bildschirme

Geschrieben von Petra Schwegler | 15. Oktober 2020

Ein Streaming-Trend setzt sich durch: Immer öfter werden Video-Inhalte aus dem Netz übers TV-Gerät abgerufen. Laut dem jetzt vorgelegten Convergence Monitor 2020 wird der Fernseher sogar zum wichtigsten VoD-Gerät. Des Weiteren legt die AGF-Videoforschungs-Studie offen, wie sehr Streaming-Angebote vom veränderten Mediennutzungsverhalten während der Corona-Pandemie profitieren.

Smarte TV-Geräte mit Internet-Anschluss setzen sich durch – und das hat Folgen: Wer Netflix vom Sofa aus über den großen Bildschirm abrufen kann, der macht das auch immer häufiger. „Mit 52 Prozent haben erstmals mehr Menschen Video-on-Demand-Angebote auf dem Fernseher genutzt, als auf PC/Laptops (37 Prozent), Smartphones (24 Prozent) und Tablets (19 Prozent)“, heißt das zentrale Ergebnis des Convergence Monitor 2020, den das Marktforschungsinstitut Kantar erstmals im Auftrag der AGF Videoforschung erhoben hat.


Damit festigt sich ein Trend, den die AGF bereits im ersten Halbjahr mit der Plattform-Studie 2020-I skizziert hat. Im Rahmen des Medientage Online-Specials Connect! The Future of TV, bei dem die Medientage München gemeinsam mit den Partnern Deutsche TV-Plattform und MEKmedia im Juni spannende Experten zu Wort kommen ließen, wurde eine weitere dynamische Entwicklung beim smarten TV-Genuss prognostiziert.

Aus dem Convergence Monitor 2020 geht hervor:
  • Netflix schiebt die Nase im Video-on-Demand-Markt im Vergleich zum Vorjahr noch weiter nach vorne. „Unter den circa 18 Millionen monatlichen Nutzern kostenpflichtiger Streamingdienste ist die Plattform mit 82 Prozent der relevanteste Anbieter (2019: 75 Prozent)“, heißt es in der Studie. Auf Platz 2 folgt Amazon Prime Video mit 59 Prozent (2019: 62 Prozent), an dritter Stelle Disney+.

  • Dem Disney-Streaming-Angebot wurden im Juni bei Connect! The Future of TV gerade einmal zwei Monate nach Start gute Chancen eingeräumt. Nun nimmt das Angebot 11 Prozent des deutschen Streaming-Marktes ein. Kerstin Niederauer-Kopf: "Disney+ ist hierzulande ein fulminanter Einstieg in den Bewegtbildmarkt gelungen. Das ist ein Indiz dafür, wie viel Bewegung derzeit im Videomarkt ist. Wir dürfen daher auf die Entwicklungen der Zukunft gespannt sein, die von einer Vielzahl von Anbietern und Angeboten geprägt sein wird", ordnet die Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung das Ergebnis ein.
  • Über alle Altersgruppen hinweg steigt der Videokonsum während der Internetnutzungsdauer; ähnliche Ergebnisse lieferte gerade eben die ARD/ZDF Onlinestudie. Laut AGF sitzen 41 Prozent der 14- bis 29-Jährigen vor Videos (2019: 34 Prozent), bei den 50- bis 64-Jährigen sind es 29 Prozent. Auch der Anstieg bei der Nutzung von Videoclips über kostenlose Plattformen wie YouTube und soziale Netzwerke gehe zu einem guten Teil auf das Konto der über 30-Jährigen, heißt es.
  • Vom Video-Plus profitieren die Mediatheken der klassischen TV-Anbieter. Die mindestens monatliche Nutzung ist demnach von 24 auf 29 Prozent gestiegen und erreicht einen neuen Höchststand. Dabei rangieren die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen mit Abstand vorne – mit 36 (ARD Mediathek) beziehungsweise 34 Prozent (ZDF Mediathek). Das entspricht laut AGF in etwa 21 Millionen (ARD Mediathek) beziehungsweise 20 Millionen (ZDF Mediathek) Personen, die angeben, diese Mediatheken schon einmal genutzt zu haben. Und das bereits auffallend oft übers TV-Gerät: Gab 2019 nur jeder Fünfte an, die Mediathek über den Fernseher zu nutzen, war es 2020 bereits jeder Dritte.

  • Untersucht wurde von Kantar auch die Verbreitung von Smartphones und Tablets, zumal sie beim Medienkonsum eine immer wichtigere Rolle spielen: Mittlerweile haben 92 Prozent der Befragten ein Smartphone (2019: 88 Prozent) und 38 Prozent ein Tablet (2019: 35 Prozent). Vor allem dank älterer Zielgruppen werden Smartphones öfter genutzt. Laut Convergence Monitor 2020 ist der Anteil der Nutzenden bei den 50- bis 64-Jährigen von 80 auf 87 Prozent gestiegen, bei den 65- bis 69-Jährigen auf 73 Prozent. "Da es von 2018 zu 2019 kaum Bewegungen gab, dürfte die Nutzung vor allem durch die Corona-Pandemie einen weiteren Schub erfahren haben", erklärt Kerstin Niederauer-Kopf die Entwicklung.
Zur Studie

Grundlage für den jährlichen Convergence Monitor 2020 ist die deutschsprachige Wohnbevölkerung im Alter von 14 bis 69 Jahren, beziehungsweise Haushalte mit mindestens einer Person zwischen 14 und 69 Jahren in Deutschland. Macht rund 58,471 Millionen Menschen. Zudem liefert die Analyse nicht nur Aussagen auf Personen-, sondern auch auf Haushaltsebene und widmet sich einer Vielzahl weiterer Fragestellungen, wie zum Beispiel der E-Commerce- und auch der Audio-Nutzung, um die Mediennutzung ganzheitlicher zu beobachten.

Dieses Jahr wurden Corona-bedingt computergestützte telefonische Interviews (CATI) durch ausgebildete, qualifizierte Interviewer geführt. Zwischen dem 29. April und 5. Juni 2020 wurden 1542 Bürger*innen befragt.

 

Die Medientage München begleiten die Themen Digitalisierung, Bewegtbild und Streaming im Rahmen der virtuellen Konferenz, die dieses Jahr vom 24. bis 30. Oktober 2020 erstmals im Netz stattfinden wird. Auch stehen mit Connect@MTM20 die neuesten Entwicklungen im Bereich Smart TV auf dem Programm.

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