Medientage München - Blog

Richard Socher: Zwischen KI-Forschung und Silicon Valley

Geschrieben von Petra Schwegler | 07. Oktober 2025

 

Vom Elbufer ins Silicon Valley: Richard Socher ist einer jener seltenen Wissenschaftler, die sowohl forschen als auch unternehmerisch aktiv sind. Der gebürtige Dresdner machte sich erst an der Stanford University einen Namen als KI-Forscher, dann als Gründer – und schließlich als Chief Scientist bei Salesforce. Mit der Gründung von you.com hat er Search in eine neue Ära geschickt. Bei den MEDIENTAGEN MÜNCHEN 2025 spricht Socher am 24. Oktober im Rahmen des KI Summits.

Überall in der modernen Sprach-KI hat er seine Spuren hinterlassen: Von Wort- und Kontextvektoren bis zum Prompt Engineering hat Richard Socher Grundlagen gelegt, auf denen heute ChatGPT und andere Large Language Models (LLM) aufbauen.

Seine Dissertation von 2016 führte rekursive neuronale Netzwerke für Sprach- und Bildverarbeitung ein – zu einem Zeitpunkt, als viele neuronale Netzwerke bereits abschrieben. Socher erfand das Prompt Engineering, das den Standard von KI Tools darstellt. Die Forschung rund um Künstliche Intelligenz zitiert ihn, den KI-Pionier, häufiger als die meisten seiner Kolleg:innen.

Heute mischt Socher, geboren 1983 in Dresden als Sohn zweier ostdeutscher Wissenschaftler, gleich an mehreren Fronten mit: Als CEO der Suchmaschine you.com will er Google Konkurrenz machen. Als Mitbegründer und Geschäftsführer von AIX Ventures investiert er in die nächste Generation von KI-Startups.

Sein 2016 von Salesforce übernommenes Startup MetaMind war nur der Anfang einer Karriere, die ihn zu einem der Architekten der KI-Revolution gemacht hat. Einer, der dieses Wissen weitergibt: Als außerordentlicher Professor war er am Fachbereich Informatik der Stanford University tätig.

 

Der KI-Vorreiter setzt Fragezeichen

Richard Socher hat kürzlich im Gespräch mit ZEIT-Chefredakteur Jochen Wegner für den neuen Podcast „Nur eine Frage“ umfangreich Stellung bezogen zur Künstlichen Intelligenz. Der Informatiker wurde gebeten, zu „Können Maschinen denken?“ Stellung zu beziehen.

Im 76-Minuten-Hörstück gibt Richard Socher viel preis. An eine allmächtige Super-KI, die die Menschheit auslöscht, glaubt der Wissenschaftler und Unternehmer nicht. Vielmehr warnt er vor einem Wettrüsten der falschen Kräfte, die mit KI kritische Infrastrukturen und Daten im Visier haben oder sogar Terroranschläge planen könnten.

Für manchen liegt Artificial General Intelligence (AGI) als großes Ziel der Forschung, um menschliches Intelligenzniveau zu erreichen oder zu übertreffen, bereits in greifbarer Nähe. OpenAI-Chef Sam Altman etwa erwartet noch während Trumps Regierungszeit den Durchbruch. Für Meta-KI-Chef Yann LeCun ist AGI indes noch ein echtes Zukunftsthema.

Socher glaubt nicht an einen plötzlichen Sprung, wie er dem ZEIT-Team verrät. Stattdessen entstehen aus seiner Sicht viele kleine Intelligenzen, die forschen, arbeiten und heilen. Sollten Maschinen den Menschen künftig das Denken abnehmen, dann befürchtet der KI-Kenner eine Sinnkrise.

Seine Antwort auf die Frage „Können Maschinen denken?" fällt pragmatisch aus: „ ... wenn man Denken über die Endprodukte definiert. Maschinen denken bereits an vielen Stellen möglicherweise besser als Menschen“.

 

Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2025 finden vom 22. bis 24. Oktober unter dem Motto WTFuture?! bei der Serviceplan Group im House of Communication in München statt.

Dabei blicken wir im Rahmen zahlreicher Sessions unter anderem auf Trends, Herausforderungen und Aufgaben für die Bewegtbild-Branche. Auf die Bühne kommen verschiedene Facetten von KI: Sprechen werden unter anderem Karen Hao und Richard Socher. Tickets sind online erhältlich!

Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der MEDIENTAGE MÜNCHEN noch mehr Lesenswertes zu finden.

Zudem können zahlreiche Medienthemen auch gehört werden: im Podcast "This is Media NOW".