Wie sollen Menschen mit Behinderung in Wort und Bild dargestellt werden? Was tun, um für sie barrierefrei zu berichten oder zu senden? Wichtige Fragen, die ein Ideathon im MedienNetzwerk Bayern aufgegriffen hat. Mit Antworten, die die Berliner Sozialheld*innen in verschiedenen Workshops gegeben haben. Ein Überblick über die wichtigsten Learnings.
Jonas Karpa von den Sozialheld*innen (im Foto oben links im Gespräch mit Lukas Schöne, MedienNetzwerk Bayern) nimmt eines vorweg: Lieber fragen und in den Austausch mit betroffenen Personen gehen, als weiter in der Berichterstattung über Menschen mit Behinderung zu Klischees und Floskeln greifen.
So versteht sich auch der Berliner Verein, für den der Journalist als Redakteur, Podcaster und Dozent arbeitet, unter anderem als Anlaufstelle für Fragen. Dessen Angebot Leidmedien.de liefert Tipps, welche Begriffe zu vermeiden sind und welche Alternativen es gibt, um zu einer sensibleren Sprache zu finden.
Daneben pickt die noch junge Marke Die neue Norm als Onlinemagazin und Podcast Best-Practice-Beispiele auf und zeigt, wie Journalismus besser an sensible Themen herangeht und klärt auch, welche Bebilderung inklusiv ist. Immerhin müssen Onlineangebote nach und nach barrierefrei gestaltet sein.
Ergänzend klären die Sozialheld*innen in Workshops auf – wie auch im Rahmen eines Ideathons zur Barrierefreiheit im MedienNetzwerk Bayern.
Zunächst einmal verweist Karpa in der Definition des Begriffs auf das Sozialgesetzbuch: „Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie (..) an der gleichberechtigten Teilhabe (..) länger als sechs Monate hindern können“. Deutlich zeige sich hier, wie vielfältig der Begriff Behinderung sei, so Karpa.
Auch daher rät der Sozialheld zu besonderer Umsicht in Formulierungen und zur Vorsicht mit Wörtern wie …
Warum stößt gerade der Begriff Handicap auf? Er werde häufig benutzt, zumal viele Autor:innen Vorbehalte gegenüber dem Wort „Behinderung“ hätten, berichtet Jonas Karpa. Doch damit werde Diskriminierung suggeriert, das modern und englisch klingende Wort sei „rein defizitorientiert“. . Karpa: „Das Wörtchen Handicap gehört auf den Golfplatz.“
Eine Übersicht zu Begrifflichkeiten, die besser nicht verwendet werden sollten, ist unter Leidmedien.de zu finden. Darüber hinaus legen die Berliner den Medienschaffenden nahe, ihre Gesprächspartner:innen auf jeden Fall nach ihrer Selbstbezeichnung zu fragen.
Bei der Bildsprache wünscht sich das Team der Sozialheld*innen einen „respektvollen Umgang auf Augenhöhe“. Dazu zählt laut Jonas Karpa:
Alles in allem raten die Sozialheld*innen dazu, dass Behinderung in Text und Bild keine plakative Rolle spielen sollte. Sie sollte nicht das Thema eines Bildes sein, sondern soll mit abgebildet werden. „Unser Ziel ist Disability Mainstreaming“, fasst Jonas Karpa die Handlungsempfehlungen zusammen. Für die Bildsuche empfiehlt er die alternative Fotodatenbank Gesellschaftsbilder.
So viel zu der Berichterstattung über Menschen mit Behinderung. Für Barrierefreiheit und den einfachen Zugang zu Medien für Menschen mit Behinderung haben die Sozialheld*innen diese Tipps:
Besonders wichtig ist den Sozialheld*innen übrigen ihr Empowerment-Projekt, mit dem aufgezeigt werden soll, wie Menschen mit Behinderung im 1. Arbeitsmarkt gut integriert werden können. Das Ziel: Inklusion und ein Miteinander im Arbeitsmarkt, von dem alle Seiten profitieren sollen.
Das MedienNetzwerk Bayern gehört wie die Medientage München zur Medien.Bayern GmbH.
Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2022 finden vom 18. bis 20. Oktober vor Ort in München statt. Dabei blicken wir unter anderem im Rahmen des Journalism Summit auf die Herausforderungen in Krisenzeiten und zeigen neue Perspektiven auf.
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