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Soziale Medien als Infoquelle für die Generation Z

Geschrieben von Regina Deck // Dr. Thorsten Schmiege // BLM | 13. Dezember 2022

Ständig online, vernetzt mit der Community und - nebenbei - aktuell informiert: Soziale Medien bieten für die Generation Z einen Kosmos aus News, Unterhaltung und persönlicher Kommunikation. Eine Analyse der Bayerischen Landes­zentrale für neue Medien (BLM) zeigt: Die Relevanz von YouTube, Instagram, TikTok und Co als Informations- und Nach­richtenquelle steigt vor allem bei den 14- bis 29-Jährigen. Die Sicherung der Meinungsvielfalt in Sozialen Medien ist wichtiger denn je.

 

Das Smartphone und die Social-Media-Nutzung sind prägende Merkmale für die Generation Z, also diejenigen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind. Täglich mehr als sieben Stunden privater Internetnutzung haben erheblichen Einfluss auf ihren Lebensalltag. Da Jugendliche und junge Erwachsene traditionell die ersten sind, die neue Medientechnologien und Innovationen nutzen, spielt Social Media für sie eine besonders große Rolle.

Rund 30 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nennen in der aktuellen Medienge­wichtungs­studie der Medienanstalten Soziale Medien als ihre wichtigste Quelle für Nachrichten und Informationen zum aktuellen Zeitgeschehen. In der Gesamtheit der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren ist diese informierende Tagesreichweite mit 33,4 Prozent wesentlich niedriger, hat sich aber in nur fünf Jahren von 15,1 Millionen Personen (2017) auf 23,5 Millionen (2022) erhöht. Und rund zwei Drittel (63,9 Prozent) nehmen an einem Durch­schnittstag Nachrichten und Informationen über mindestens einen Social-Media-Dienst wahr.

Als Social Media werden in der Gewichtungs­studie Soziale Netzwerke wie Instagram, Video-Sharing-Dienste wie YouTube und Instant Messenger wie Whats App definiert. 

 

Wie und wo die Gen Z sich informiert

YouTube, Instagram, TikTok und Co haben sich also vor allem in der Generation Z als Informationskanäle fest etabliert. Sie werden häufig auch nebenbei konsumiert und müssen „catchy“ präsentiert werden, um Aufmerksamkeit zu finden.

So lauten die zentralen Ergebnisse des BLM-Beitrags „Make Social Media a better place“ im Vielfalts­bericht der Medienanstalten 2022, die BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege resümiert.



TikTok bei 14- bis 19-Jährigen die Nummer 1

Ein Blick auf die Nutzung der fünf meistgenutzten Sozialen Medien verdeutlicht die Dynamik, die sich hinter Social Media verbirgt. YouTube bestätigt erneut seinen Spitzenplatz vor Facebook als meistgenutzter Infokanal aller Social Media-Angebote. Auf Platz 3 und 4 folgen Instagram und TikTok.

Gut 13 Prozent der Personen in Deutschland ab 14 Jahren informieren sich an einem Durchschnittstag auf YouTube – ein Plus um 135 Prozent im Vergleich zu 2017. Bei Facebook sind es 12,2, bei Instagram 9,7 Prozent (plus 471 Prozent gegenüber 2017). Danach folgt TikTok mit 3,6 Prozent. Diesen vierten Platz unter den informierenden Social-Media-Diensten verdankt TikTok dem katapultartigen Anstieg seiner Inforeichweite bei den 14- bis 19-Jährigen: Mit rund 32 Prozent rangiert es auf Platz 1 vor YouTube und Instagram (jeweils rd. 29 Prozent).

Einen ähnlichen Aufwärtstrend wie TikTok hatte wenige Jahre zuvor Instagram erfahren. Nach dem Spitzenwert von rund 31 Prozent im letzten Jahr nutzen 2022 nun 29 Prozent der Gen Z pro Tag Instagram auch als Quelle für Informationen zum aktuellen Zeitge­schehen. Auf YouTube erreichen Info-Angebote ebenfalls rund 29 Prozent der 14- bis 29-Jährigen pro Tag.


Nachrichten auf Social Media gehören einfach dazu

Für ein knappes Drittel der Generation Z sind Soziale Medien eine wichtige Nachrichten­quelle, die sie auch deshalb nutzen, um sich über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden zu halten (31,5 Prozent trifft „voll und ganz zu“). Nur etwas weniger haben bestimmte Nach­richten­angebote abonniert (29,6 Prozent) und für mehr als jede/n vierten 14- bis 29-Jährigen ist die Infonutzung zum aktuellen Zeitgeschehen über Social Media fester Bestandteil im Alltag (27,6 Prozent).

Auf deutlich weniger 14- bis 29-Jährige trifft dagegen mit 18 Prozent „voll und ganz zu“, dass sie Nachrichten in Sozialen Medien nur nebenbei lesen, aber eigentlich aus einem anderen Grund dort sind (17,6 Prozent). Dass die beiden Gegensatzpaare „Nachrichten sind der Hauptgrund für Social Media“ vs. „Ich bin aus anderen Gründen dort“ die Motivation zur Nachrichtennutzung in Sozialen Medien am schlechtesten beschreiben, lässt nur einen Schluss zu: Nachrichten gehören auf Social Media einfach dazu.

 

 

„Catchy“ muss es für die Gen Z sein

Werden die Informationen angesichts der täglichen Informationsflut vielleicht gar nicht richtig gelesen? „Falsch“, so eine Vertreterin der Gen Z, „wir lesen sehr wohl noch, aber so, wie viele Inhalte aufbereitet werden, ist das für uns einfach nicht catchy. Gebt uns 10 Slides mit den wichtigsten Infos oder ein kurzes Video und einem Link zum ausführlichen Artikel und wir sind in. Aber wir entscheiden, wie tief wir in ein Thema eintauchen.“

Diese Forderung wird offenbar eingelöst. Zwar sagt mehr als die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen, die Social Media zur Information über das aktuelle Zeitgeschehen nutzen, dass ihnen in der Regel die Informationen genügen, wie sie auf dem Bildschirm angezeigt werden (52,4 Prozent). Gut zwei Drittel aber lesen regelmäßig weiterführende Links, um mehr Details zu erfahren (67,5 Prozent).

Und weit mehr als die Hälfte verfolgt die Kommentare und Diskussionen zu Nachrichten in Sozialen Medien (59,4 Prozent). Mehr als ein Viertel teilt regel­mäßig Nachrichten mit anderen (26,4 Prozent) und rund 16 Prozent kommentieren regelmäßig selbst Nachrichten in Sozialen Medien (15,5 Prozent).


Top 3-Infoquellen: Influencer, TV, Privatpersonen

Soziale Medien bieten für die Gen Z aber nicht nur eine neue Quelle für Nachrichten und Informationen. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass sich die Prozesse der öffentlichen Kommunikation und Meinungsbildung verändert haben. Klassische Medien sind zwar nach wie vor relevant. Sie gewähren aber nicht mehr den alleinigen Zugang zur Öffentlichkeit. Meinungsbildung findet durch Social Media in Netzwerken statt, in denen die Nutzenden selbst zu „Gatekeepern“ werden.

Gut ein Drittel der 14- bis 29-Jährigen (34,6 Prozent) nimmt laut der aktuellen Medienge­wichtungsstudie an einem Durchschnittstag Informationen über das aktuelle Zeitge­schehen über den Beitrag eines Bloggers oder Influencers wahr. Praktisch ebenso viele 14- bis 29-Jährige (33,9 Prozent) kommen pro Tag mit den Info-Angeboten von TV-Sendern in Sozialen Medien in Kontakt.

Auf Social Media trifft die Generation Z auf Angebote, deren Anzahl und Diversität nie größer war, denn die Publikationsbarrieren sind gering: Jeder und jede kann seine Meinung kundtun, Medieninhalte veröffentlichen und als Talent entdeckt werden. Dadurch eröffnen sich zunächst Chancen. Es birgt aber auch Risiken.

Weil die Kommunikation in Sozialen Medien nicht mehr „one-to-many“, sondern „many-to-many“ stattfindet, ist die Durch­schlagskraft mitunter gewaltig. Wer dort etwas postet, kann viele Menschen erreichen – mit guten, aber ebenso mit schlechten Botschaften. Die Internetkonzerne Google, Meta & Co. haben Hassrede und Desinformation zwar nicht erfunden, aber sie bieten ihnen eine Plattform. Sie können über Algorithmen maßgeblich darüber entscheiden, welche Inhalte überhaupt verbreitet werden dürfen und wie viel Reichweite diese erhalten.

Ganzheitlicher Regulierungsansatz gefragt

Das Problem: Ihre Algorithmen sind nicht auf Meinungsvielfalt und Qualität des öffentlichen Diskurses ausgerichtet, sondern darauf, die Nutzenden möglichst lange auf der Plattform zu halten und hohe Klickzahlen zu erreichen. Das führt zu höheren Werbeeinnahmen und funktioniert am besten mit emotionalen oder extremen Inhalten.

Diverse Studien einzelner Medienanstalten zeigen, dass die Abgrenzung von Information, Desinformation, Meinung, und (politischer) Werbung viele Social-Media-Nutzende vor eine unlösbare Aufgabe stellt. Alle Studien eint aber auch das Ergebnis, dass Menschen mit hohem Vertrauen in Medien und einem mindestens soliden Wissen über das Medien­system sich bei der Einordnung der verschiedenen Inhalte leichter tun.

Was folgt daraus für den Auftrag der Medienanstalten? Mit Blick auf den Trend zur Informationsnutzung durch Social Media gerade durch die jüngeren User spielen die Aufsichtsaufgaben und die Stärkung von Nachrichten- und Informationskompetenz eine wichtige Rolle. So prüfen die Medienanstalten im Rahmen ihrer Aufsicht beispielsweise die Kennzeichnung von Werbung durch Influencer und die Einhaltung journalistischer Sorgfaltspflichten.

Damit leisten sie auch einen Beitrag zur Sicherung der Medien- und Meinungsvielfalt. Um den demokratischen Diskurs in Sozialen Medien zu stärken, ist also ein ganzheitlicher Regulierungsansatz gefragt, der Internetplattformen und Social Media integriert.



Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu fachspezifischen Themen im Blog der Medientage München. Die Medientage  sind eine Marke der Medien.Bayern GmbH – einer Tochtergesellschaft der BLM. 

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