Nur TV? Oder bloß noch Streaming? Analog zur „Total-Football-Strategie“ rät Marion Ranchet, Gründerin von The Local Act Consultancy und Herausgeberin des Newsletters „Streaming Made Easy“, den Medien- und Unterhaltungsunternehmen, jede relevante Position im Video-Ökosystem zu besetzen, um sich auch künftig auf dem Spielfeld zu behaupten.
Ein Einblick in Marions Thesen hier im Interview mit dem Blog der MEDIENTAGE MÜNCHEN – und am 24. April bei dem #MTM SPECIAL Future Video im House of Communication.
Marion, Sie raten den Bewegtbildkonzernen zu einer umfassenden Videostrategie. Kommen damit aus finanziellen Gründen nur noch die Großen zum Zuge?
Es gab eine Zeit, die gar nicht so weit entfernt ist, in der jedes Unternehmen die Chance hatte, einen Teil des Streaming-Video-Geschäfts zu erobern. Jedes Jahr kamen neue Streaming-Dienste auf den Markt, und die Verbraucher:innen strömten in Scharen herbei, um den neuesten Dienst der Stadt zu abonnieren – bis sich der Markt korrigierte und Streaming zu einem kostspieligen Geschäft wurde.
Heutzutage braucht man tiefe Taschen und ein Alleinstellungsmerkmal. Das macht es für große und kleine Spieler gleichermaßen schwierig. Ich würde nicht sagen, dass nur die Großen eine Chance haben. Kleinere Unternehmen können auch mitmischen; allerdings in einem anderen Maßstab, oft weil sie eine Nische bedienen, weshalb ihre Definition von Erfolg nicht dem Mainstream-Maßstab entspricht.
Was wäre denn kleine Stellschrauben, um sich im neuen Video-Ökosystem besser aufzustellen?
Ich würde tatsächlich eine große Anpassung vornehmen, nämlich festzustellen, ob die jeweiligen Anbieter das Zeug dazu haben, einen Direct-to-Consumer-Streaming-Dienst zu betreiben oder nicht.
Um sich im Video-Ökosystem besser zu positionieren, muss man sich fragen, was man am besten kann. Produktion von Inhalten? Verteilen? Abonnent:innen gewinnen?
Ich kann nur raten: Wählen Sie Ihren Weg und stecken Sie all Ihre Anstrengungen in Ihren eigenen Vorteil!
Womit entscheidet sich heute die Zukunftsfähigkeit von Anbietern?
Für Inhalteanbieter geht es um die Fähigkeit, kulturelle Momente zu schaffen und mit einer 360-Grad-Inhaltsstrategie den Weg zu jedem Zuschauenden zu finden.
Im deutschen Markt hat das immer noch umfassende TV-Angebot für viele globale Anbieter den Zugang zum Publikum lange erschwert. Ist hier die Wende erreicht?
Heutzutage gibt es Platz für beides, traditionelles Fernsehen ebenso wie Streaming. Und jede:r wird einen anderen Bedarfszustand für das deutsche Publikum erfüllen.
Wie ist dann die Wanderung der Bewegtbildwerbung heraus aus TV und hinein in den Stream zu bewerten?
Da sich die Nutzungsgewohnheiten weiterentwickeln, haben Werbungtreibende die Pflicht, den Zuschauenden zu folgen, wo immer sie sich befinden.
Connected TV ist für sie ein neuer Spielplatz, der das traditionelle Fernsehen ergänzt. Alles in allem ist es aber immer noch Fernsehen.
Geben Sie uns bitte eine Prognose für 2030: Wer wird den Big Screen dominieren?
Unternehmen, die wissen, wie sie ihr Publikum hervorragend bedienen und sich Tag für Tag zu einem Muss machen.
Marion Ranchet leitet derzeit The Local Act, ein Boutique-Beratungsunternehmen.
Mit 18 Jahren Erfahrung in der Branche und als Film- und Fernsehliebhaberin, berät sie Streamer, Vertriebsplattformen und Technologieanbieter dabei, wie sie in Europa starten und wachsen können.
Bevor sie ihr eigenes Unternehmen gründete, arbeitete Marion bei mehreren Unternehmen in der Medien- und Unterhaltungsbranche wie Roku (als EU Content Distribution Lead) oder Orange.
Marion Ranchet teilt ihr Wissen auf LinkedIn, in ihrem Newsletter Streaming Made Easy und bei Branchenveranstaltungen wie der IBC oder der MIPCOM.
Hosentaschenfernsehen vs Big Screen: Wie gucken und streamen wir künftig? Welche Trends setzen sich durch? Welche Media- und Business-Modelle sichern zukunftsfähige Content-Strategien fürs (vernetzte)TV, für den Stream, Video on Demand oder auch für Social Video? Welche Player haben mit ihren Technologien und Anwendungen das Sagen? Und wer sind die Gatekeeper von morgen?
Antworten auf diese Fragen gibt das #MTM SPECIAL FUTURE VIDEO 2024. Die Konferenz findet am 24. April 2024 im House of Communication in München statt und widmet sich der Zukunft von Video: ein Tag mit Insights von namhaften Branchenexpert:innen wie Marion Ranchet. Sie wird #FuVi24 mit der Keynote "TOTAL VIDEO
Embrace it or be left behind" eröffnen.
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.
Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.