Die Deutschen bleiben dem Fernsehgerät treu, wenn es um Live-TV geht. Ähnlich die Briten. In Asien sind dagegen die kleinen Screens von Smartphone und Tablets auf dem Vormarsch. Neue YouGov-Daten offenbaren, wie in 17 Nationen weltweit bevorzugt geglotzt wird. Und eine FACT-Studie belegt, dass wir uns der Piraterie-Gefahr im Bewegtbildumfeld nicht so recht bewusst sind.
Der große Bildschirm bleibt die Nummer eins! Zumindest in deutschen TV-Haushalten, obwohl digitale Devices inzwischen auch hierzulande in allen Händen liegen und überall Streamen, Downloads oder Live-TV ermöglichen. „18 Prozent der Deutschen haben im Dezember Live-TV über ihr Smartphone, Tablet oder den Computer geschaut“, verkündet YouGov. Die Forscher:innen haben im Rahmen ihrer Custom-Research-Umfrage im Dezember 2020 in 17 Märkten weltweit Nutzer:innen ab 18 Jahren befragt. Die Stichprobengröße lag jeweils zwischen 514 und 2256 Befragten. Heraus kam das Werk „First in line: Early technology adopters around the globe“.
Ähnlich TV-treu wie in Deutschland verhalten sich demnach die Zuschauer:innen Im Vereinigten Königreich. „Dort haben nur 17 Prozent der Erwachsenen auf einem anderen Gerät als einem Fernseher ferngesehen“, heißt es zum niedrigsten Wert der 17 Länder umfassenden Studie. Auch in den USA seien Smartphones, Tablets oder Computer noch weit davon entfernt, das TV-Gerät zu ersetzen. Laut YouGov gibt dort nur jede:r Fünfte (20 Prozent) an, Livesendungen auf einem mobilen Gerät zu verfolgen.
Im Westen scheint man überhaupt den großen Screen zu bevorzugen; auch in Australien (23 Prozent), Italien und Frankreich (jeweils 29 Prozent) ist die Wahrscheinlichkeit, dass Zuschauer:innen die Bildschirme kleinerer Geräte zum Fernsehen nutzen, geringer.
Anders der Osten: Im asiatischen Raum boomen die kleinen Bildschirme bei TV-Liebhaber:innen. Gegenüber YouGov haben fast drei von fünf Erwachsenen in Indien (57 Prozent) im Umfragezeitraum angegeben, in der vergangenen Woche Live-TV auf anderen Geräten als einem Fernseher geschaut zu haben – der Top-Wert im weltweiten Vergleich. „Indiens vorderster Platz in unserer Analyse ist wohlmöglich das Ergebnis der steigenden mobilen Internetnutzung dank der in den letzten Jahren stark gesunkenen Kosten für den Besitz eines Smartphones“, versuchen die Forscher:innen das Phänomen zu erklären.
Auch die Etablierung der 5G-Technologie sowie der Geräte der nächsten Generation könne den Live-TV-Konsum über tragbare Geräte weltweit beschleunigen. So weisen Indonesien (47 Prozent), China (45 Prozent) und die Vereinigten Arabischen Emirate (40 Prozent) diesen Trend auf. In Europa zählt Spanien (37 Prozent) zu den Ländern mit der höchsten Rate an Verbraucher:innen, die im Dezember nicht auf einem TV-Gerät live geglotzt haben.
Die Covid-19-Pandemie spiele eine große Rolle dabei, die Fernsehgewohnheiten der Verbraucher:innen weltweit zu verändern, heißt es weiter. Beispiele, die YouGov anführt, sind die Rückgänge von Kabelabonnements in Folge von abgesagten Live-Sport-Events im ersten Halbjahr 2020. Dass weniger Menschen im Lockdown pendelten und Live-Inhalte unterwegs auf tragbaren Geräten ansahen, hat den Forscher:innen zufolge auch vieles verändert – bei gleichzeitig vergrößertem Angebot von Streaming-Optionen inklusive Live-TV. „Die wachsende Anzahl von Anbietern im Streaming-Bereich hat die Abkehr vom traditionellen Fernsehen auf großen Bildschirmen weiter vorangetrieben“, heißt es.
Übrigens haben die Deutschen gerade ihre Vorliebe für Livesendungen auf dem klassischen TV-Gerät dokumentiert. Die ARD-„Tagesschau“ um 20 Uhr erzielte im Januar die höchste Sehbeteiligung seit Beginn der Quotenmessung: pro Tag im Schnitt 14,356 Millionen Zuschauer*innen und ein Marktanteil von 42,0 Prozent.
Eine weitere aktuelle Studie bestätigt den Drang der Menschen, sich gerade in Corona-Zeiten mit neuen Devices für den Bewegtbildempfang einzudecken. Laut dem Werk, das von FACT – britische Organisation auf dem Gebiet des Schutzes geistigen Eigentums – in Auftrag gegeben wurde, hat ein Drittel der Deutschen (32 Prozent) über die Weihnachtsfeiertage Geräte gekauft oder erhalten, um Filme, TV- und Sportsendungen anzuschauen.
Doch 64 Prozent der Deutschen gefährden sich sowie ihre neuen Geräte unbewusst durch Piraterie. Sie sind sich der verdeckten Gefahren wie Betrug, Identitätsdiebstahl und Schadsoftware oder der Verbindung zu kriminellen Banden nicht bewusst. Für die Studie rund um Verhalten und Einstellung der Verbraucher:innen zu Piraterie hat Opinium vom 4. bis 5. Januar dieses Jahres 1000 Deutsche befragt.
An sich registriert FACT ein hohes Bewusstsein bezüglich Piraterie und Illegalität (68 Prozent). Dennoch hatte sich die Hälfte (50 Prozent) der Befragten dazu verleiten lassen, ihre neu gekauften Geräte während der Feiertage „für einen kostenlosen Zugriff auf Qualitätsinhalte wie Sport oder Filme zu nutzen und sich und ihre Geräte dadurch unwissentlich den verborgenen Risiken von Piraterie ausgesetzt“, wie es heißt.
Auf die persönlichen Gefahren hingewiesen, die im Zusammenhang mit Piraterie bestehen – Betrug, Identitätsdiebstahl, Schadsoftware sowie der Bezug zu kriminellen Banden – gaben die Verbraucher laut FACT an, dass das ihre Wahrnehmung geändert habe. 51 Prozent wollten ihren Freund:innen und ihrer Familie von nun an davon abraten. FACT-CEO Kieron Sharp rät allen, „die beabsichtigen, Inhalte illegal zu nutzen, zweimal darüber nachzudenken, ob sich das angesichts der Gefahr, Kriminellen den Zugriff auf Geräte und Bankkonten zu ermöglichen, wirklich lohnt“.
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