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Wie Startups mit KI für Innovationen in Medien sorgen

Geschrieben von Petra Schwegler | 25. Juli 2025

Das Tempo der Transformation in den Medien hat sich mit Künstlicher Intelligenz (KI) massiv erhöht. Innovation überrollt Innovation. Wie kann die Branche da noch mithalten? Aus der Startup-Szene, die gerade im Bereich der Medien im Freistaat über das Media Lab Bayern unterstützt wird, kommen wichtige und hilfreiche Impulse. Mit Articly, KLAO oder Radiozeit sind derzeit drei Gründer:innen-Teams Teil des Media Startup Fellowships, die mit KI für Innovation in Medienhäusern sorgen.


Barrierefreiheit bei Inhalten, Konkurrenzbeobachtung, die sich immer komplexer gestaltet, und immer mehr Menschen, die lieber hören als lesen: Drei Herausforderungen für Medienanbieter, die es zu bewältigen gilt.

Inhouse-Lösungen sind oft nur in großen Unternehmen zu stemmen. Kosten und Teamgröße entscheiden darüber, wie zukunftsfähig sich ein Haus aufstellen kann. Hier kommen Ideengeber:innen von außen ins Spiel. Zu ihnen zählen Articly, KLAO oder Radiozeit, drei Medien-Startups, deren Gründer:innen im Rahmen des Media Startup Fellowship vom Media Lab Bayern unterstützt werden.

Gründen für mehr Barrierfreiheit

Das Münchner Startup KLAO etwa revolutioniert die Barrierefreiheit: Die Software wandelt komplexe Texte automatisch in Leichte Sprache um – zertifiziert nach DIN-Norm. Nicht nur für Behörden ein Segen, wenn es darum geht, gesetzlich verordnet barrierefreie Informationen bereitzustellen.

Der Gründer mit Mission ist Fabian Schlausch. Er entwickelte die Idee während seines Sonderpädagogik-Studiums. In einem Forschungsprojekt hat er das Dilemma hautnah miterlebt: Wichtige Informationen für Menschen mit Behinderung blieben unverständlich. Herkömmliche Übersetzungsagenturen waren schlicht zu teuer, verfügbare KI-Tools regelwidrig.

Mensch und Maschine arbeiten bei KLAO im Team. Das Erfolgsrezept: "KI ist ein mächtiges Werkzeug, das den Großteil der Arbeit erledigt", so Schlausch. AI Tools übernehmen die Vorarbeit, Menschen mit Lernschwierigkeiten prüfen das Ergebnis. "Nichts über uns ohne uns", betont der Gründer und verweist damit auf das Motto der Behindertenrechtsbewegung. Die DIN-Norm schreibt diese menschliche Kontrolle vor – KLAO macht sie kosteneffizient möglich.

Besonders die Coachings im Media Lab brachten das Startup nach Angaben von Schlausch voran. Nach drei anderen "Acceleratoren", also Förderprogrammen für junge Unternehmen, lobt der KLAO-Mann die Qualität der Medien.Bayern-Initiative: "Egal, auf welches Problem wir stoßen – ob Product-Market-Fit, Sales oder technische Fragen – es findet sich immer ein passender Coach, der uns enorm voranbringt." Der Austausch mit anderen Fellows im Media Lab sei oft wertvoller als langes Grübeln.

KLAO beim Media Lab Innovation Festival des Media Lab Bayern (v.l.n.r.): Fabian Schlausch, Svenja Fischer, Abdullah Mohamed (Credit: Till Wollenweber)

Gründen für mehr Audio-Automatisierung

Das Startup Radiozeit hat sich zum Ziel gesetzt, gesprochene Audio-Inhalte in durchsuchbare Texte zu verwandeln. Die Echtzeit-Transkription ermöglicht Werbemonitoring, Konkurrenzanalyse und das Überwachen der Inhalte – ein Gamechanger für Medienhäuser.

Ein Trio mit Vision: Die Gründer, CEO Kristian Müller und CTO Petros Theocharous, haben früh das KI-Potenzial für Medien erkannt, COO Robert Förster stieß mit 20 Jahren Branchenerfahrung dazu. Gemeinsam wollen sie Deutschlands Medienlandschaft digitalisieren. Ihr Antrieb: Sie wollen knappe Ressourcen und komplexe Workflows in Redaktionen durch smarte Automatisierung entlasten.

Trotz KI-Power setzt Förster auf menschlichen Feinschliff: "Gerade bei sensiblen Themen wie barrierefreier Kommunikation oder journalistischer Qualität braucht es das", betont Förster. Die Formel für die besten Ergebnisse lautet: "KI plus Mensch = Qualität und Effizienz."

Fürs Voranbringen des jungen Unternehmens stuft der COO das Networking rund ums Media Lab als Erfolgsfaktor ein. Das Trio schätzt besonders "das persönliche Sparring". Der Zugang zum starken Netzwerk und der Austausch mit anderen Startups seien "Gold wert" gewesen für die Weiterentwicklung ihres Produkts, so Robert Förster.

 

Radiozeit bei den Radiodays Europe in Athen (v.l.n.r.): CEO Kristian Müller, CTO Petros Theocharous & COO Robert Förster (Foto: Radiozeit)

Gründen fürs Hörerlebnis

KI macht Zeitungen hörbar: Articly verwandelt geschriebene Artikel automatisch in Podcasts und Audio-Newsletter. Die KI-Lösung erschließt Verlagen neue Zielgruppen und macht aus RSS-Feeds professionelle Hörinhalte für Streaming-Plattformen. Der Gründer mit Gehör dahinter ist Wolf Weimer. Er selbst bezeichnet sich als "auditiver Lerntyp". So fragte er sich einst beim Hörbuchhören: Warum gibt es so wenig hochwertige Audio-Angebote im Journalismus? Seine Antwort: Articly. Die Plattform, die er aufgebaut hat, macht nun tägliche Podcasts selbst für Lokalzeitungen rentabel, die sich das bislang nicht leisten konnten.

Weimer setzt auf Menschlichkeit trotz Algorithmus. "In tausenden Hörstunden haben wir gelernt, dass gute Audio-Inhalte bestimmten Mustern folgen: klare Struktur, passende Tonalität, hörbare Emotion. Deshalb kombinieren wir KI mit redaktioneller Feinarbeit", betont der Gründer. Er weiß: Betonung, Pausen und sogar kleine "Ähms" machen den Unterschied. "Wir wollen echte Hörerlebnisse schaffen, nicht nur generierte Audiodateien", hebt Wolf Weimer hervor.

Als "besonders wertvoll" schätzt Weimer bei der Förderung durchs Media Lab die Möglichkeit, das Produkt mit echten Medienhäusern zu testen. Neben dem starken Netzwerk aus Gründern und Medienprofis habe die finanzielle Förderung in der Anfangsphase "nicht nur Mut gemacht, sondern auch ganz konkret Stabilität gegeben".

Team Articly im Gespräch (Foto: CinemaWorx)

 

Wie geht Förderung im Media Lab Bayern?

Wer sich von Articly, KLAO oder Radiozeit inspiriert fühlt und gerade selbst an einer Gründungsidee arbeitet oder sich in der Ideenphase für ein Startup im Bereich Medien befindet: Das Münchner Team im Media Lab Bayern unterstützt und fördert darin, innovative digitale Medienprodukte zu entwickeln.

Die Bewerbungsphase für das nächste Media Startup Fellowship ist gerade gestartet – hier geht es zu Anmeldung!

 

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