Zwischen Retro-Gefühlen, KI-Dynamik und echter Nähe zum Publikum: 2026 wird ein Jahr, in dem sich Medien an diversen Leitplanken orientieren dürfen. Nostalgie boomt, KI bringt Effizienz und echter Publikumskontakt wird zum Erfolgsfaktor. Hier kommen Impulse aus diversen Trendreports und bereits angelaufene Projekte, die der Branche im kommenden Jahr guttun dürften.
Retro sells! Zuschauer:innen greifen wieder zu Klassikern – von "Tatort“-Revivals bis zu Sitcoms aus den 90ern. Medienhäuser sitzen zudem auf goldenen Archiven, die darauf warten (KI sei Dank!) neu kuratiert oder modern reanimiert zu werden. Produktionen im Vintage-Look – 70er-Linsenflare inklusive – treffen dabei nicht nur die Generation der "Boomer“, sondern auch Menschen der Gen Z mitten ins Herz.
Weniger Scrollen, mehr Tiefe: Eine gewissen Übersättigung in Social Media und der Gegentrend zur "Viral-Hektik“ macht Platz für entschleunigte Formate. Lange Reportagen, Doku-Reihen zum Durchatmen und Erzähl-Podcasts schaffen Vertrauen und Relevanz. Wer Geschichten erzählt, statt Clips durch das Social Web zu hetzen, dürfte 2026 punkten – auf allen Plattformen.
In Zeiten fragmentierter Inhalte und Angebote liefert "Live“ die letzte große Lagerfeuer-Erfahrung. Der Super Bowl, im kommenden Jahr die Fußball WM in Nordamerika oder lokale Events schaffen das, was Plattformen nicht können: echtes Gemeinschaftsgefühl. Für Werbekunden heißt das: höhere Aufmerksamkeit, höhere Bindung – und ab 2026: smartere Buchung durch Programmatic Linear TV.
Der vereinfachte TV-Einkauf durch künstliche Intelligenz stellt sich als Gamechanger heraus. Auch kleinere Unternehmen können damit automatisiert Reichweite buchen, was neue Kundengruppen und mehr Vielfalt bringt. KI optimiert Spots, Zielgruppen und Zeitschienen und sorgt so für kreativeres, relevanteres Werben statt bloßer Masse.
Die meisten Medientrends 2026 gehen von der Gen Z aus. Ihre Werte – Authentizität, mentale Gesundheit, bewusster Konsum – verändern Inhalte sichtbar. Doch das Schöne daran: Der Retro-Trend verbindet sie mit Millennials. Medien, die Brücken zwischen den Generationen schlagen, schaffen echte Markenbindung.
Der Tag des Lokaljournalismus 2026 steht und will unter dem Motto „Raus aus den Redaktionen, rein ins Leben“ die Bedeutung der Medien vor Ort unterstreichen. Nach der erfolgreichen Premiere im Mai 2025, angeschoben unter anderem von Ippen Media, setzt Ausgabe zwei mit mobilen Newsrooms, Aktionen vor Ort und Social-Playbooks auf direkte Begegnung. Unterstützt unter anderem von Verlegerverbänden, der dpa, der Bundeszentrale für politische Bildung oder auch dem Beratungshaus Highberg, wächst der Tag über deutsche Grenzen hinaus und bringt Medienhäuser im ganzen DACH-Raum näher an ihr Publikum – und an junge Zielgruppen.
Der Media Forward Fund zieht Zwischenbilanz: 500.000 Euro für das gemeinwohlorientierte Podcast-Radio detektor.fm aus Leipzig – und 2026 kommt eine neue Linie: die Strategy Grants. Sie helfen Medien-Startups über die erste Wachstumshürde hinweg. Der nächste Förder-Call startet am 9. Februar. Und damit eine neue Runde finanzielle Unterstützung für unabhängigen Journalismus.
Immer mehr Medien setzen auf "Coopetition" – also Kooperation trotz Wettbewerb. Bei einem Event im MedienNetzwerk Bayern ist ein neues Gemeinschaftsgefühl zu spüren gewesen, von geteilten Produktionsressourcen bis hin zu gemeinsamen Innovationsprojekten. Gemeinschaft heißt hier nicht Gleichmacherei, sondern strategische Vernetzung. "Jeder kocht sein eigenes Süppchen, aber die Zutaten kaufen wir gemeinsam ein“, hielt etwa Antenne-Bayern-Programmdirektor Ralf Zinnow fest. Sein Sender partnert neuerdings mit dem bayerischen Lokalradio-Dienstleister BLR; die Teams stemmen gemeinsam die Nacht-Nachrichtenschiene.
2026 könnte das Projekt Zuversicht Früchte tragen: Es will dem gesellschaftlichen Pessimismus in Deutschland entgegenwirken. Dafür werden kreative Projekte oder "Ideathons" entwickelt. Diese sollen im Lauf des Jahres 2026 Leuchtturmprojekte hervorbringen, um die Selbstwirksamkeit zu stärken und Gemeinschaft erlebbar zu machen. Hinzu kommt: Die dahinterstehende Initiative 18 aus Medien, Media und Wirtschaft arbeitet daran, Werbespendings wieder gezielt zu demokratiestiftenden Medien zu lotsen.
Retail Media, also Werbung direkt im Einzelhandel oder im Umfeld von Shopping-Plattformen. wächst immer noch rasant. Doch für Medienhäuser ist die Lage bisher zwiespältig. Einerseits wird der Handel zum Konkurrenten um Werbebudgets. Andererseits profitieren beispielsweise Verlage, weil Händler-Flächen oft nicht ausreichen und weitere Spendings im Zyklus von Retail Media eher bei den bewährten Medienpartnern aus dem hiesigen Markt landen.
Regionale Medien kommen dann mit messbarer Reichweite ins Spiel – etwa durch digitale Beilagen oder Native Ads hinter Paywalls. Immer mehr Vermarkter aus dem Medienbereich setzen sich damit auseinander, wie sie ihren Platz im Wachstumssegment einnehmen könnten. Vor allem dann, wenn es um den erweiterten Begriff "Commerce Media" geht.
Auch politisch bleibt 2026 spannend: Die Produktionsallianz mahnt, dass pauschale Förderversprechen der Bundesregierung ohne Substanz wenig bringen. Die Branche braucht verlässliche Finanzierung und klare Zahlen – kein Schönrechnen. Weil Qualität Zeit und Ressourcen braucht. Punkt.
2026 könnte das Jahr werden, in dem Medien wieder echte Verbundenheit schaffen – mit Publikum, Kreativität und Mut zu neuen Wegen. Nostalgie, KI und Nähe sind dabei kein Widerspruch, sondern dürften Teil derselben Bewegung werden: weg von Austauschbarkeit, hin zu Haltung. Alles andere können KI-Tools inzwischen besser.
Das neue MTM SPECIAL AI & MEDIA zu Künstlicher Intelligenz in den Medien findet am 21. und 22. April 2026 in der HFF München statt. In Keynotes, Panels und Masterclasses geht es um aktuelle Anwendungen, rechtliche Fragen und neue Perspektiven für den Einsatz von KI in der Medien- und Filmproduktion. Tickets? Gibt es hier.
Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der MEDIENTAGE MÜNCHEN noch mehr Lesenswertes zu finden. Zudem können zahlreiche Medienthemen auch gehört werden: im Podcast "This is Media NOW".