Auch wenn zumindest Google für seinen Browser Chrome kurzfristig beschlossen hat, das Ende der Cookies von Drittanbietern um ein Jahr auf 2023 nach hinten zu verschieben, löst der Schritt das eigentliche Problem nicht: Seit dem sukzessiven Wegfall der Third-Party-Cookies Anfang 2020 als Grundlage für zielgerichtete Werbung sucht die Branche nach Alternativen wie etwa Login-basierte ID-Systeme.
Uli Hegge, Senior Vice President Central Europe beim Datenspezialisten InfoSum, rät in seinem Gastbeitrag im Blog der Medientage München, grundlegend über einen neuen Umgang mit User-Daten nachzudenken.
„Es waren zwei Königskinder, die hatten einander so lieb, sie konnten beisammen nicht kommen, das Wasser war viel zu tief.“
Volksballade
Es fühlt sich so an, als ob die Namen der modernden Königskinder „Daten“ und „Vertrauen“ heißen. Fast jede Industrie sieht sich im Wandel zu datengetriebenen Geschäftsmodellen. Gleichzeitig steht insbesondere die Marketing- und Medienbranche vor einem großen Problem – und nein, damit ist nicht das Ende des Third-Party-Cookies gemeint: fehlendes Vertrauen, und zwar das kommerzielle Vertrauen unter den Unternehmen, und das der Internet-Dienste nutzenden Menschen, die dem Umgang der Branche mit ihren Daten recht skeptisch gegenüberstehen.
Laut einer repräsentativen Allensbach-Umfrage von Anfang dieses Jahres erwarten 66 Prozent der Deutschen vom Staat, den Missbrauch von persönlichen Daten durch Unternehmen aktiver zu unterbinden, 60 Prozent sehen Bedarf für eine bessere Absicherung ihrer Daten in sozialen Netzwerken. So wie zu viele Unternehmen mit Daten umgehen, so intransparent wie die Zusammenarbeit untereinander und für Außenstehende ist, so viele Baustellen wie es entsprechend bei den Themen Datensicherheit und Datenschutz noch gibt, da ist dieses fehlende, oder besser gesagt, das verlorene Vertrauen beim Umgang mit Daten vollkommen logisch. Also: Königskinder.
Welche Lösungswege gibt es, um eine Brücke über das tiefe Wasser zwischen den Beteiligten zu bauen – als essenzielle Grundlage für nachhaltige Geschäfte und gute Services für Nutzer:innen?
Im B2C-Verhältnis führt dies zu einem – leider nach wie vor zu oft berechtigten – Generalverdacht der Konsument:innen, der die Finanzierung der genutzten Dienste und deren Optimierung erschwert. Und ein ähnliches Problem gibt es auch im B2B. Im Medienumfeld bedeutet dies, dass Publisher und Werbungtreibende ihre wertvollsten, das heißt eigentlich effektivsten First-Party-Daten lieber bei sich behalten und eine geringere Performance als möglich wäre riskieren. Natürlich sehen nicht nur die Politik und die Konsument:innen Probleme, auch die Werbe- und Medienindustrie versucht seit Jahren, dies zu adressieren.
Hier eine kurze Bewertung der bisherigen Ansätze und Empfehlungen:
Dies sind nur zwei Teilstücke der notwendigen Brücke, aber sie sind essenziell. Vertrauen und Daten sind nicht zwingend Antagonisten, sondern können durchaus wieder zusammenfinden. Erste Lösungsansätze gibt es, die sollten konsequent genutzt werden.
Zur Person:
Ulrich Hegge ist Senior Vice President Central Europe bei InfoSum, Anbieter von Data Clean Rooms zur neutralen Datenbank-Anfrage für Werbungtreibende, die mit dem Ende der Third-Party-Cookies vertrauenswürdige Aussagen über das Verhalten der Verbraucher brauchen. In dieser Position verantwortet Hegge die Aktivitäten des 2015 in Großbritannien gegründeten Unternehmens in Zentraleuropa. Als Mitglied des Senior Management Teams arbeitet Hegge eng mit den Produkt- und Entwicklungsteams zusammen.
Ulrich Hegge zählt zu den Pionieren der deutschen Digitalszene: Vor seiner Zeit bei InfoSum war er unter anderem Mitglied der Geschäftsführung von Gruner + Jahr EMS, Geschäftsführer bei Burda sowie Mitgründer und CEO des Targeting-Dienstleisters wunderloop, VP Strategic Market Development CE und Advisor to the Executive Committee bei AppNexus (heute Xandr), sowie CSO bei der Comdirect Bank AG.
Die MEDIENTAGE MÜNCHEN finden dieses Jahr vom 25. bis 29. Oktober statt. Sie stehen unter dem Motto New Perspectives. Dabei blicken wir auf die Zeit nach der Corona-Pandemie und zeigen neue Perspektiven sowie Geschäftsmodelle der Medienanbieter auf.
Du interessierst dich für Themen rund um die Medienbranche? Dann findest du hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes.
Zudem kannst du Medienthemen auch hören: im Podcast der Medientage München.