Hohe Glaubwürdigkeit, ausführliche Berichterstattung und lokale Präsenz auch dank digitaler Angebote: Die Studie Zeitungsqualitäten 2025 soll mit verschiedenen Argumenten "die zentrale Rolle von Zeitungen für Meinungsbildung und demokratischen Diskurs“ untermauern. Der Verlegerverband BDZV positioniert die Gattung auf Basis der Ergebnisse als Gegenpol zur Desinformationsschwemme aus dem Internet.
"Gedruckte und digitale Zeitungen bleiben ein Garant für geprüfte Qualität“: Zu diesem zentralen Ergebnis kommt die diesjährige Studie der Zeitungsmarktforschung Gesellschaft (ZMG) im Auftrag des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Die Ausgabe unter dem Titel Zeitungsqualitäten 2025 macht Aussagen zur Rolle des Mediums in Zeiten, in denen Fake News und Desinformation allgegenwärtig geworden sind. Für das Werk wurden rund 1000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im vergangenen November online befragt
Hier die wichtigsten Aussagen der Studie über die Zeitung als eine Art Gegenpol zur Desinformationsschwemme aus dem Internet:
Der Studie zufolge haben 85 Prozent der Deutschen Erfahrungen mit Falschnachrichten gemacht. Nur acht Prozent sind demnach in gedruckten Zeitungen auf Fake News gestoßen und lediglich neun Prozent berichten von Falschnachrichten auf Zeitungs-Websites.
Laut Zeitungsqualitäten 2025 begegneten 78 Prozent den diversen Fake News im Internet. Besonders soziale Netzwerke (67 Prozent) und Video-Plattformen (53 Prozent) sind demnach Quellen für Desinformation. Redaktionell betreute Nachrichtenquellen bieten aus Sicht der Befragten hingegen geprüfte Qualität
80 Prozent der Befragten legen der Studie zufolge großen Wert auf "verlässliche und glaubwürdige Berichterstattung. "Redaktionen prüfen Fakten, recherchieren unabhängig und bieten fundierte Berichterstattung“, kommentiert BDZV-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörg Eggers die Ergebnisse.
Online wie offline kommen Zeitungen auf 77,3 Prozent Reichweite mit wöchentlich 54,5 Millionen Leser:innen. 93 Prozent sehen dabei ihr Tageblatt als erste Adresse für lokale Berichterstattung. Die Studienautor:innen sehen in der wachsenden Bedeutung kostenpflichtiger digitaler Abonnements eine "hohe Wertschätzung für qualitativen Journalismus“.
Für neun von zehn Befragten der Zeitungsqualitäten 2025 ist eine freie Presse unverzichtbar für die Demokratie. Zeitungen bieten demnach Orientierung in einer unübersichtlichen Medienwelt und fördern "fundierte, sachliche Auseinandersetzungen mit aktuellen Themen“, wie es heißt.
Eggers‘ Fazit lautet: "Zeitungen und ihre digitalen Angebote garantieren faktenbasierte Berichterstattung - gerade in Zeiten, in denen Desinformation Hochkonjunktur hat." Weiter heißt es, die Studie belege erneut die zentrale Rolle von Zeitungen für Meinungsbildung und demokratischen Diskurs.
Bereits die Studien-Ausgaben von 2025 hoben hervor, wie sehr die Zeitung in Zeiten von KI als "Medium mit besonderem Vertrauen“ bei den Menschen punkten würde.
Daneben hat der BDZV mit Blick auf eine weitere Studie in Zusammenarbeit mit dem European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF) seine Sorge um den Lokaljournalismus zum Ausdruck gebracht. Die Redakteur:innen, die vor Ort recherchieren, würden unter zunehmendem Druck durch Bedrohungen und Anfeindungen stehen, besonders seit der Verschiebung der politischen Landschaft zugunsten der extremen Rechten.
Die Aussagen beziehen sich auf die qualitative Studie "Lokaljournalismus unter Druck - Sicherheitsempfinden und Bedrohungserfahrungen von Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten in Sachsen und Thüringen" von ECPMF-Autor Patrick Peltz. Er untersucht anhand von 15 Interviews das Sicherheitsempfinden und die Bedrohungserfahrungen von Medienschaffenden in diesen Regionen.
Zwei Drittel der Befragten in Sachsen und Thüringen berichten demnach von Angriffen, die bis zu Gewalt- und Todesdrohungen an Privatwohnungen reichen. Die feindliche Atmosphäre belaste Medienschaffende persönlich und könne ihre journalistische Arbeit negativ beeinflussen, womit ein Grundpfeiler der Demokratie bedroht werde, heißt es.
Die Realität gibt der Studie längst Recht: Die Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen (RSF) meldet aktuell in ihrem jährlichen Nahaufnahme Deutschland für das vergangene Jahr 89 tätliche Angriffe auf Medienschaffende. Gegenüber 2023 hat sich die Zahl der Übergriffe auf Journalist:innen mehr als verdoppelt (41). Die meisten Attacken seien am Rande von Kundgebungen, vor allem zum Nahostkonflikt, aber auch bei Veranstaltungen der rechten Szene und von Abtreibungsgegnern gemeldet worden.
Der BDZV fordert nun die Politik zu konsequenter Strafverfolgung bei Angriffen auf Journalist:innen sowie zur Förderung von Medienkompetenz in der Bevölkerung auf.
Journalismus und Medienvielfalt sind ein Korrektiv zu Desinformation, zu Hate Speech, zum immer schnelleren Social-Media-Ausstoß. Klar ist: Demokratiestiftende Medien brauchen Refinanzierung. Es gibt erste große Unternehmen, die ihre Werbeausgaben überdenken. Die, wie es die Initiative 18 namhafter Mediaagenturen fordert, ihre Spendings gezielt (wieder) in die Umfelder klassischer Medien mit Tiefgang stecken.
Den Fokus auf dieses Thema legt das Media Date "Back to Classics: Wie es mit den Werbespendings für demokratiestiftende Medien läuft" am 29. April im MedienNetzwerk Bayern, Schwesterinitiative der MEDIENTAGE MÜNCHEN in der Medien.Bayern GmbH. Hier geht es zur kostenfreien Anmeldung fürs Event.
Mehr Lesenswertes rund um die Themen der MEDIENTAGE MÜNCHEN steht im Blog der Medientage bereit. Inspirierendes kann auch gehört werden: im Podcast der MEDIENTAGE MÜNCHEN.