Desinformation erreicht dank Künstlicher Intelligenz neue Höchststände; immer schneller und immer häufiger werden gezielt falsche Informationen vor allem in den Social Networks gestreut. Eine Adobe-Studie belegt, dass wir Deutschen befürchten, dass gerade in einem Wahljahr wie 2024 eine Vielzahl an Fake News den demokratischen Prozess empfindlich stören könnten. Es gibt inzwischen verschiedene Ansätze, um Falsches zu entlarven – und auch KI hilft dabei.
"Desinformationen und falsche Nachrichten vergiften den gesellschaftlichen Diskurs und verzerren die öffentliche Meinungsbildung. Und im Superwahljahr 24 ist es mit der Europawahl, bei der erstmals auch 16-Jährige wählen dürfen, so bedeutend, klar zu machen, was stimmt und was Fake ist": So begleitet die Journalistin Vera Cornette, die seit einigen Monaten im Bereich Strategie & Planung für das Bayerische Staatsministerium für Digitales arbeitet, aktuell den Kick-off einer neuen Bayern-Allianz gegen Desinformation. Daneben will Bayerns Staatsregierung Geld- und Freiheitsstrafen verhängen, wenn Deepfakes Persönlichkeitsrechte verletzen. Das Kabinett beschloss jetzt eine entsprechende Bundesratsinitiative.
Cornette argumentiert aus gutem Grund, wie unter anderem die Adobe-Studie „Future of Trust“ zeigt: 70 Prozent der Deutschen befürchten demnach, dass Falschinformationen und Deepfakes die kommenden Wahlen beeinflussen und den demokratischen Prozess stören. Ebenso vielen fällt es der Studie zufolge schwer, digitale Inhalte – Videos, Bilder und Audio – als „vertrauenswürdig“ zu verifizieren. Sie zeigen Bedenken bezüglich KI-generierter Fehlinformationen.
Für Adobes „Future of Trust“-Studie wurden 1020 Personen mit Wohnsitz in Deutschland befragt.
Dana Rao, Executive Vice President, General Counsel und Chief Trust Officer bei Adobe, versichert mit Blick auf die Ergebnisse der Befragung: „Als führendes Unternehmen bei der kommerziellen Nutzung von KI-Technologien haben wir uns seit Beginn Gedanken über deren Auswirkungen auf die Gesellschaft gemacht. Wie die Ergebnisse dieser Studie deutlich zeigen, ist es von zentraler Bedeutung, dass wir die Konsumen:innen über die Gefahren von Deepfakes aufklären und ihnen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie den Wahrheitsgehalt besser einschätzen können.“
Angesichts der bevorstehenden Wahlen sei es jetzt an der Zeit, Sicherheitstechnologien wie Content Credentials einzusetzen, um das Vertrauen in die digitalen Inhalte, die wir konsumieren, wiederherzustellen, so Rao.
Auch die Medienaufsicht in Bayern, die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) hat seit geraumer Zeit den Umgang mit Fake News im Visier. Sie setzt unter anderem auf die Vermittlung von mehr Medienkompetenz bei den jüngsten Zielgruppen. Und auch auf Methoden, bei dem bewusst Demokratieförderndes über Soziale Medien transportiert wird als Gegenpol zum Übermaß an falschen Informationen: Haltung transportieren mit junger Aufmachung und jungen Themen.
Der werbefinanzierte und kostenreduzierte Streamer Amazon Freevee beschreitet gerade diesen Weg: Der beliebte YouTuber Rezo wird dort ab Anfang Juni mit der sechsteiligen Gameshow „Fake Train“ zu sehen sein.
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hat das Produktionshaus i&u aus der LEONINE-Familie mit der Produktion des jungen Formats beauftragt. Es gilt, die Medienkompetenz einer jungen Zielgruppe "spielerisch und auf Augenhöhe" zu schärfen. Der Partei- und Medien-kritische Social-Media-Star Rezo will im „Fake Train“ auf einer Zugfahrt das Wissen zu Fake News, Desinformation oder aktuellen Verschwörungserzählungen unter anderem bei Influencer Twenty4Tim und YouTuber Rewinside unter Beweis stellen.
Interessant: Gefragt nach den wichtigsten Medien für die freie Meinungsbildung, attestieren selbst junge Menschen den Zeitungen einen hohen Stellenwert und messen professionellem Journalismus große Bedeutung bei. „Drei Viertel (75 Prozent) der unter 30-Jährigen finden die Zeitungen unverzichtbar für die freie Meinungsbildung“, so das Ergebnis einer Onlineumfrage der ZMG Zeitungsmarktforschung Gesellschaft im Auftrag des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).
Auch wenn soziale Netzwerke oder Video-Plattformen gerne und viel genutzt würden: „Als verlässliche Quelle für Informationen haben die klassischen redaktionellen Medien klar die Nase vorn. Plattformen ohne journalistische Redaktion wie Instagram, YouTube, WhatsApp oder TikTok haben für mehr als die Hälfte der Bevölkerung keinen signifikanten Stellenwert in Sachen freie Meinungsbildung“, heißt es weiter.
Bereits seit längerer Zeit befasst sich das MedienNetzwerk Bayern – wie die MEDIENTAGE MÜNCHEN eine Initiative der Medien.Bayern GmbH – mit dem Entlarven von Fake News. Im Rahmen eines Thinktanks zusammen mit der Digitalmarke 1E9 konnte viel Wissen gebündelt und im Wegweiser „Deepdive: Original, Fälschung oder von der KI erstellt? Authentifizierung digitaler Inhalte mit Web3-Technologien“ veröffentlicht werden. Hier geht es zum kostenlosen Download des Whitepapers.
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.
Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.