40 Jahre kreative Programmideen, 40 Jahre herausragende Talente und 40 Jahre erstklassiges, journalistisches Know-how – es gibt viele gute Gründe, sich über 40 Jahre privater Rundfunk zu freuen. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) ließ es sich nicht nehmen, die Vielfalt der Radio- und TV-Landschaft in Bayern und ganz Deutschland, die seit 1984 entstanden ist, am 8. März mit mehr als 200 Gästen aus Branche, Politik und Gesellschaft in München zu feiern. Geboten war mehr als ein launiger Rückblick auf Pioniergeist, Engagement und Leidenschaft. Es wurde vor allem auch ein mutmachender Blick in die Zukunft geworfen.
„Seit 40 Jahren bereichert der private Rundfunk unsere Medienlandschaft. Der Freistaat ist auch hier vorangegangen und hat die Voraussetzungen geschaffen: Mit fast 100 privaten Hörfunkprogrammen, 14 Lokalsendern, Tausenden Beschäftigten, rund sechs Milliarden Euro Umsatz und vielen, vielen Talenten sind die privaten Medien heute nicht nur ein großer wirtschaftlicher Faktor, sondern stärken durch ihre regionale Verankerung auch das Vertrauen in die Demokratie. Gerade in Zeiten von Fake News ist diese Leistung nicht hoch genug zu schätzen. In der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien haben unsere Unternehmen einen starken Partner. Der Freistaat ist stolz auf vier Jahrzehnte privater Rundfunk in Bayern und bekennt sich dazu auch in Zukunft – herzlichen Glückwunsch!“
Viel Rückenwind für eine Branche, die in Zeiten von Künstlicher Intelligenz und dem Wettbewerb mit Streaming-Plattformen vor großen Herausforderungen steht. BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege betonte in dem Zusammenhang: „Wir feiern heuer nicht nur 40 Jahre privater Rundfunk, sondern auch 75 Jahre Grundgesetz und damit 75 Jahre Rundfunkfreiheit. Ich bin dankbar, dass unsere Sender frei und unabhängig berichten können. Großartig sind zudem das große Engagement und die Leidenschaft der Branche, wenn es um qualitativ hochwertige Berichterstattung auf Augenhöhe geht. Wir als BLM werden auch in Zukunft alles dafür tun, dass gerade lokale Sender von radikalen Veränderungen – wie aktuell beispielsweise durch KI – nicht abgehängt werden, sondern profitieren.“
Eine Torte durfte natürlich nicht fehlen bei der 40-Jahr-Feier. Der Anschnitt des weiß-blauen Prunkstücks lag in Händen von Dr. Thorsten Schmiege und Dr. Markus Söder (Foto oben: Alexander von Spreti / BLM)
Neue Wege gehen, alte Denkmuster ablegen – das sollte aus Sicht des Vorstandschefs von ProSiebenSat.1, Bert Habets, die Strategie für die Zukunft sein. Er forderte eine langfristige Zusammenarbeit von öffentlich-rechtlichem Rundfunk und Privatsendern. „Ich bin für Zusammenarbeit“, sagte der Manager. „Wir brauchen ein neues Miteinander im dualen System für die kommenden 40 Jahre.“
Er glaube an ein starkes duales System mit sowohl einem starken öffentlich-rechtlichen als auch privaten Rundfunk. Beide Seiten ergänzten sich. „Zusammen wird unser Beitrag zur deutschen Demokratie viel kräftiger sein“, sagte er. Daher sollte man die Öffentlich-Rechtlichen verpflichten, den Dialog mit den Privaten anzugehen.
Bert Habets im Gespräch mit Moderatorin Katrin Bauerfeind (Foto: Alexander von Spreti / BLM)
Feuer und Unternehmergeist sind heute wie damals das Erfolgsrezept der privaten Sender. Spürbar wurde das in drei kurzen wie kurzweiligen Talk-Runden.
So bezeichnete TV-Unternehmer und Ex-TV-"Löwe" Dr. Georg Kofler die Entstehung des privaten Rundfunks als „Erfolgsgeschichte der Deregulierung“, die so nur möglich gewesen sei, weil es wenig Vorgaben und viel Lust auf Neues gab. Als Learning by doing beschrieben auch Medienmanager Jürgen Doetz, der einst den Sat.1-Vorgänger PKS startete, und Lokal-TV-Pionierin Bianca Bauer-Stadler ihren Arbeitsalltag in den 80ern.
Beim Radio lief es ähnlich. Stephan Lehmann, heute die „Stimme des Südens“ und vor mehr als 35 Jahren erster Mann on Air bei Antenne Bayern, berichtete davon, als Mainstream-Musikmensch seine Privatplatten zum Abspielen in den Sender geschleppt zu haben. Und Georg „Schorsch“ Dingler, der 1985 Radio Gong 96.3 mitgründete und die Münchner Radiolandschaft wie kein Zweiter prägte, erzählte, dass er beim Privatfunk endlich die Einfälle umsetzen konnte, die bei den Öffentlich-Rechtlichen kein Gehör fanden.
Oder, wie es Dorothea Seitz, die seinerzeit bei Radio Primavera in Aschaffenburg begann, als Fazit zusammenfasste: „Wir hatten die Chance, von Neuem anzufangen und unsere Ideen umzusetzen.“
Sie stehen für die Anfänge des Privatradios: Stephan Lehmann (l.), Dorothea Seitz, Georg Dingler
(Foto: Alexander von Spreti / BLM)
Um die wichtige Rolle der Medien für die Demokratie und die Lehren aus 40 Jahren Erfolgsgeschichte privater Rundfunk drehte sich das letzte Panel. So verglich Medienminister Dr. Florian Herrmann die heutigen Diskussionen um die neuen Plattformen und Intermediäre ein Stück weit mit den damaligen Vorbehalten gegen den privaten Rundfunk. Die gleichen Argumente wie Ende der Demokratie oder Spaltung der Gesellschaft, die man damals von den Bewahrern gehört habe, höre man heute im Zusammenhang mit den neuen Entwicklungen in der digitalen Welt.
Er warnte deshalb, „nicht die Entwicklungen von vorneherein so regulieren, dass sie verunmöglicht werden, denn dann finden sie woanders statt. Und das wäre ein schwerer Fehler.“ Dr. Edmund Stoiber, Bayerischer Ministerpräsident a.D., ergänzte: Die Regulierung der neuen globalen Giganten könne nur übergeordnet in Europa, nicht von einzelnen Ländern in die Hand genommen werden.
Europaweit regulieren ja, aber dabei unbedingt staatsfern bleiben, bekräftigte Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, von 1990 bis 2011 Präsident der Landeszentrale. Wie ist es aus seiner Sicht damals gelungen, die Weichen auf Erfolg zu stellen? „Die BLM hatte die gute Möglichkeit, mit einem unabhängigen Medienrat und mit einem Verwaltungsrat, der für die entsprechende personelle Ausstattung sorgte, sowie mit ihrem Präsidenten sich durchzusetzen und Vielfalt aufzubauen. Aber das geht nur, wenn es eine staatsferne Organisation ist.“
Die Runde aus der Politik: Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring (l.), Dr. Florian Herrmann, Dr. Edmund Stoiber mit Katrin Bauerfeind
(Foto: Alexander von Spreti / BLM)
Innovationen zulassen und mutig in die Zukunft blicken – das bleibt auch als Wunsch für die nächsten 40 Jahre. Wie lebendig und spannend gerade der private lokale und regionale Rundfunk in Bayern ist, davon konnte sich sein Publikum am Wochenende nach der Feier direkt selbst überzeugen: Denn da öffneten etwa 50 private Radio- und TV-Sender im Freistaat – von Kempten bis Coburg – auf Initiative der BLM ihre Türen.
Ein Studioleiter fasste dabei das Erfolgsrezept der lokalen Sender kurz und knapp so zusammen: „Nähe macht Spaß!“.
Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu fachspezifischen Themen im Blog der Medientage München. Die Medientage München sind eine Marke der Medien.Bayern GmbH – einer Tochtergesellschaft der BLM.
Der diesjährige Termin für das Klassentreffen des lokalen und regionalen Rundfunks steht: Am 25. und 26. Juni finden die LOKALRUNDFUNKTAGE 2024 im NCC Mitte NürnbergMesse statt.
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit. Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.