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Info-Monitor als Gradmesser für Medienvertrauen

Geschrieben von Bettina Pregel // BLM | 14. Februar 2025

Am 23. Februar ist Bundestagswahl: Gut, zu wissen, wo und wie sich die Bevölkerung in Deutschland zum aktuellen Zeitgeschehen informiert. Der Info-Monitor 2025 der Medien­anstalten zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen Medienvertrauen, Demokratie­zufriedenheit und Parteipräferenz.

Wie stark die Verbindung zwischen Medienvertrauen und Demokratievertrauen ist, hängt allerdings von den Einstellungen gegenüber den etablierten Medien ab. Im Info-Monitor werden auf dieser Basis vier Typen unterschieden: 

  • „Überzeugte“ (22 Prozent) und „Kritische“ (45 Prozent) vertrauen stark in etablierte Medien und schätzen sie.
  • „Skeptische" (45 Prozent) greifen zunehmend auf alternative Informationsquellen zurück und „Ablehnende“ (7 Prozent) bewerten etablierte Medien fast ausschließlich negativ und stehen dem politischen System häufig kritisch gegenüber.


Überzeugte informieren sich eher klassisch, vor allem über öffentlich-rechtliche Medien­an­­gebote und Tageszeitungen. Ablehnende wählen eher Suchmaschinen, Soziale Netz­werke und sogenannte alternative Medien zur Information.



Soziale Netzwerke müssen mehr Verantwortung übernehmen

Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), zieht folgende Bilanz: „Je stärker das Medienvertrauen ist, desto besser sind die Voraussetzun­gen für den demokratischen Diskurs. Qualitätsjournalismus und die Glaubwürdigkeit der Informationsquellen spielen dabei eine wichtige Rolle. Wenn Hass und Polarisierung die politische Debatte vergiften, ziehen sich Nutzende und Beteiligte daraus zurück. Doch gerade in Sozialen Netzwerken erzielen emotionalisierende und polarisie­ren­de Inhalte aufgrund der Algorithmen hohe Reichweiten. Interessant sind in diesem Kontext die Ergebnisse des Info-Monitors zur Verantwortung von Facebook, Instagram, TikTok und X. Vier von fünf Befragten finden, dass die Sozialen Netzwerke zu wenig tun, um Desinfor­mationskampagnen und Hassrede einzudämmen.“

Die Wahrnehmung politischer Debatten und die bewusste Auseinandersetzung mit Informationen über Social Media wird durch die beiläufige Nutzung von TikTok, Instagram & Co erschwert. Ein Viertel der Befragten vermeidet es außerdem, Nachrichten zu nutzen, weil sich negative News häufen und das Vertrauen schwindet.

 

Informationsverhalten stärker digital geprägt

Die Nutzungsmuster im Informationsverhalten variieren je nach Alter, Vertrauen in etablierte Medien und politischen Einstellungen. Allen gemeinsam ist allerdings, dass sie vermehrt das Internet und „digitale Medien“ als Informationsquelle nutzen. Mehr als 90 Prozent interessieren sich für aktuelle Themen und informieren sich mindestens einmal wöchentlich.

Genutzt wird dafür eine Vielzahl an Informationsquellen zum aktuellen Zeitgeschehen: Öffentlich-rechtliche TV- und Radiosender, Suchmaschinen sowie lokale/regionale Tageszeitungen sind die wichtigsten Kanäle. Die Mehrheit der Befragten sieht ihre Informationsbedürfnisse von den etablierten Medien ausreichend aufgegriffen.

Ein Drittel hingegen findet die persönlich als relevant eingestuften Themen nur unzureichend abgebildet – in Ostdeutschland denken das mit 44 Prozent noch deutlich mehr, unter AfD-Affinen sogar über 75 Prozent.

 

Geringe Vertrauenswürdigkeit von Social Media

Eine herausragende Rolle bei der Informationsnutzung spielen Soziale Medien vor allem bei den unter 30-Jährigen. 80 Prozent suchen dort gezielt oder ungezielt nach Informa­tionen zum aktuellen Zeitgeschehen. Auch bei den über 60-Jährigen sind es noch 40 Prozent.

Aber auch Audio- und Video-Streamingdienste werden vermehrt als Infoquelle genutzt, vor allem bei den Jüngeren. So liegt Spotify in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen hinter YouTube und Instagram auf dem dritten Rang.

Was das Vertrauen in Soziale Medien und Streamingdienste betrifft, liegen YouTube und WhatsApp auf den ersten Plätzen. Unter 30-Jährige setzen neben YouTube auf Spotify, 30- bis 59-Jährige auf LinkedIn und Xing. Konträr zu Parteianhängerinnern und Partei­anhängern der Grünen vertrauen AfD-Affine auf WhatsApp, Facebook und Telegram (neben YouTube). Der Nutzungstyp der Ablehnenden setzt außerdem auch stark auf X.

 

Wichtigste Quellen für die Meinungsbildung

Und welche Quellen haben die größte „subjektive Bedeutung“ für die Meinungsbildung – abhängig vom Alter?

Für die unter 30-Jährigen haben Influencer, die sich politisch äußern, mit 20 Prozent eine große „subjektive Bedeutung“ für die Meinungsbildung. Im Gesamtranking über alle Altersgruppen hinweg stehen Influencer hingegen auf dem letzten Platz, während die Wissenschaft, journalistisch geleitete Redaktionen und freie Journalist:innen die ersten drei Plätze bei der subjektiven Bedeutung von Quellen haben.

 

 

Die Erkenntnisse aus dem Info-Monitor zeigen vor allem eines: Die Transparenz der Algorithmen und die Einhaltung journalisti­scher Sorgfalts­pflichten in Online-Medien gewinnen immer mehr an Bedeutung.

 

Über die Studie:

Der Info-Monitor der Medienanstalten dokumentiert, wo und wie sich die Bevölkerung in Deutschland zum aktuellen Zeitgeschehen informiert. Als Online-Erhebung ist die Studie repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren (Internetnutzende).

Neben der Nutzung, der subjektiven Bedeutung und der Vertrauenswürdigkeit von Informationsquellen erhebt die Studie auch das Vertrauen in etablierte Medien insgesamt sowie politische Einstellungen.

 

Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) veröffentlicht regelmäßig Beiträge zu fachspezifischen Themen im Blog der MEDIENTAGE MÜNCHEN. Die MEDIENTAGE MÜNCHEN sind eine Initiative der Medien.Bayern GmbH – einer Tochtergesellschaft der BLM.


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