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Mainstream Media: "Unser Erfolg basiert auf drei Säulen"

Geschrieben von Petra Schwegler | 02. Juli 2025

Alles begann im Jahr 2000 mit GoldStar TV ... Jetzt, genau 25 Jahre später, ist die daraus entstandene Mainstream Media AG viel mehr als ein Pay-TV-Anbieter. Unter Tim Werner, seit 2019 Vorsitzender des Vorstands im Münchner Unternehmen, spielt Mainstream auch im boomenden FAST-Segment der Streaming-Anbieter mit. Im Interview mit dem Blog der MEDIENTAGE MÜNCHEN geht der Manager auf Überzeugungen und Ziele ein.

 

Wir blicken auf einen deutschen Bewegtbild-Markt, an dem selbst große Marken wie Sky, ProSiebenSat.1 oder die RTL-Familie zu knabbern haben. Mainstream Media als mittelständischer Anbieter von Pay-TV- und FAST-Kanälen rund um Wohlfühl-Inhalte wirkt dagegen seit Gründung durch Ihren Hauptaktionär Gottfried Zmeck zur Jahrtausendwende recht unberührt von Verwerfungen. Woran liegt das?

Unser Erfolg basiert auf drei Säulen: einem außergewöhnlichen Team, klaren strategischen Entscheidungen – und der Fokussierung auf Inhalte, die Menschen emotional berühren.

Unser Team zeichnet sich durch Kreativität, Detailverliebtheit und ein hohes Maß an Loyalität aus. Viele Kolleg:innen begleiten uns seit zwei Jahrzehnten – und gleichzeitig haben wir uns in neuen Bereichen wie FAST TV auch personell bewusst verjüngt.

Natürlich waren auch wir nicht immun gegen Marktverwerfungen. Wir waren mit unserem digitalen Sender Radio Goldstar der Zeit voraus, mussten den Verlust von Hit24 und Goldstar TV bei Sky hinnehmen und haben unser Geschäftsfeld eines Animee-Jugendsenders Pro7Maxx überlassen müssen.

Entscheidend war und ist aber unsere Fähigkeit, frühzeitig zu erkennen, welche Formate wirtschaftlich tragfähig sind – und uns rechtzeitig von unprofitablen Feldern zu trennen.

Tim Werner. Mainstream Media AG

Gleichzeitig haben wir international dazugelernt: Heute sind wir im polnischen Pay-TV-Markt mit einem sehr erfolgreichen Sender vertreten – ein wichtiges wirtschaftliches Standbein unseres Portfolios.

 

Die Zeitlosigkeit, die so manchem Schlagerformat, diversen Nostalgie-Serien oder Heimatfilmen eigen ist, hat bereits Free-TV, Pay-TV und seit 2019 auch Streaming mit vielen Wiederholungen geprägt. Jetzt bestückt Mainstream Media zwei weitere gestreamte FAST Channels mit Klassikern aus Krimi und Telenovela. Wie viel Wiederholung verträgt Kult? 

Kult lebt nicht allein von der Wiederholung – sondern von der richtigen Inszenierung. Wir befinden uns aktuell in einer spannenden Phase des Ausprobierens. Die Streaming-Landschaft hat die Sichtbarkeit von Nostalgie-Inhalten enorm gesteigert – sei es über Mediatheken, FAST Channels oder klassische Streaming-Portale.

Doch wir sehen: Entscheidend ist nicht ob Inhalte wiederholt werden, sondern wie. Erfolgreiche Klassiker brauchen eine zeitgemäße Verpackung – etwa durch thematische Programmierung, anlassbezogene Schwerpunkte oder neue redaktionelle Kontexte. Gepaart mit gezieltem PR- und Marketingeinsatz entstehen so neue Relevanzräume für vertraute Inhalte.

Unsere neuen FAST Channels für Krimi und Telenovela sind ein gutes Beispiel: Sie bieten dem Publikum nicht nur Wiedersehen, sondern auch Wiederentdeckung.

Tim Werner. Mainstream Media AG

 

Viele der Inhalte stammen aus den Archiven der ZDF Studios, für dessen Vorgänger ZDF Enterprises Sie vor Ihrer Zeit bei Mainstream Media gearbeitet haben. Erlauben die guten Kontakte und der umfangreiche Fundus in Mainz weitere FAST-Channels für Fans von Krimi, Schlager oder Heimatfilm?

Gute Kontakte sind eine wertvolle Basis – aber ausschlaggebend ist stets die Qualität unserer Konzepte. Unsere langjährige Verbindung zu ZDF Studios ist zweifellos hilfreich. Zum einen, weil dort ein herausragendes Archiv mit vielen Publikumslieblingen liegt. Zum anderen, weil ZDF Studios als Mitgesellschafter unserer international tätigen Mainstream Networks auch unternehmerisch an unserem Erfolg beteiligt ist.

Dennoch gilt auch hier: Es handelt sich nicht um exklusive Partnerschaften. Wir stehen – wie alle anderen Marktteilnehmer – im Wettbewerb um Inhalte, Rechte und Zuschauerinteresse. Das spornt uns an, mit kreativen Programmideen, kluger Formatierung und verlässlicher Umsetzung zu überzeugen.

Der Fundus in Mainz bietet also großes Potenzial – aber es braucht mehr als einen guten Draht, um daraus nachhaltige Erfolgsgeschichten im FAST TV zu machen.

 

Welcher Klassiker funktioniert in Ihrem Portfolio immer, welcher hat Sie selbst überrascht

Ein Dauerbrenner, der mich persönlich immer wieder überrascht, ist "Peter Steiners Theaterstadl". Seit über drei Jahrzehnten begeistert das Format mit seiner Mischung aus Volksbühne, Herzenswärme und Humor – generationsübergreifend und auf erstaunlich konstantem Niveau. Dass diese Art des Erzählens auch im digitalen Zeitalter so gut funktioniert, hätte ich in dieser Form nicht erwartet.

Und natürlich gibt es Evergreens, die seit jeher funktionieren: Das "Traumschiff", "Traumhotel", "Derrick" oder "Der Kommissar" sind Klassiker, deren Erfolg sich fast von selbst erklärt. Sie sind nicht nur Bestandteil unseres Programms – sie sind Teil unserer Markenseele.

Entscheidend ist für uns, wie wir diese Klassiker heute präsentieren.


Tim Werner. Mainstream Media AG

Konsequent kuratiert, thematisch pointiert und eingebettet in einen modernen Programmrahmen – so erhalten auch vertraute Inhalte neue Relevanz.

 

Wie geht es weiter mit der GmbH, mit den Investments im deutschen wie im europäischen Raum?

Unsere Strategie zielt auf eine konsequente Stärkung unseres Kerngeschäfts – und auf intelligentes Wachstum im europäischen Raum. Dabei fokussieren wir uns auf Inhalte, die kulturell andocken, emotional wirken und plattformübergreifend funktionieren.

Parallel prüfen wir gezielt Formaterweiterungen aus dem europäischen Ausland – auch im Hinblick auf Lokalisierung und Sprachadaption. Erste Projekte setzen wir bereits mit KI-gestützten Sprachversionen um, insbesondere im FAST- und On-Demand-Bereich.

Unser Anspruch ist es, Inhalte nicht einfach zu kopieren, sondern sie intelligent zu übersetzen – in Sprache, Kontext und Format. So entsteht Wachstum mit Substanz – auf Basis eines klar definierten Markenkerns.

 

Zur Person: 
Tim Werner ist seit 2019 Vorsitzender des Vorstandes der Mainstream Media AG mit Sitz in Ismaning bei München, wo er die Pay-TV-Sender Romance TV, Heimatkanal und GoldStar TV leitet. Als Geschäftsführer der Mainstream Networks Holding verantwortet er außerdem die internationalen Tätigkeiten der Mainstream Media AG. Seit 2020 ist Werner Vorsitzender des Arbeitskreises Pay-TV im Privatsender-Verband VAUNET.
Vor seiner Zeit bei Mainstream Media AG wirkte Tim Werner bis Ende 2007 als Verkaufsleiter für ZDF Enterprises, heute ZDF Studios.

Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2025 finden vom 22. bis 24. Oktober bei der Serviceplan Group im House of Communication in München statt. 


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