Zum Lebensalltag der Generation Z zählen YouTube, Instagram oder TikTok, die über mobile Devices omnipräsent sind. Eine Studie belegt nun einerseits den enormen Zeitaufwand, der fürs Posten und Checken der Likes nötig ist. Zum anderen wird deutlich: Social Media wirkt sich massiv auf die Gefühlslage der jungen Menschen aus. Die Details.
Fakt ist: Die von ca. 1997 bis 2005 Geborenen greifen vor allem über ihr Smartphone rege auf Social Media zu. Laut einer Studie von ExpressVPN besitzt jeder Mensch der „Gen Z“ genannten jungen Zielgruppe mindestens ein Profil auf einer Social-Media-Plattform. Ganz vorne rangiert bei den 16- bis 24-Jährigen Instagram. Ein Großteil verbringt dabei mehrere Stunden pro Tag mit dem Meta-Netzwerk oder auf TikTok und Co.
Das hat das Institut Pollfish im Auftrag des VPN-Anbieters im Oktober 2021 unter 1500 jungen Deutschen erfragt. Zugleich wurden Aussagen zu Umgang und Emotionen bei Social Media auch bei jeweils 1500 jungen Menschen in Frankreich und den USA gesammelt.
Im Vordergrund der Analyse steht der Einfluss auf das emotionale Wohlbefinden der jungen User. Für die Generation Z wirken sich die stundenlange Auseinandersetzung mit sozialen Netzwerken, die Likes, Kommentare und Follower erheblich auf verschiedene Aspekte der Psyche aus.
Die meisten Teilnehmenden aus der Generation Z berichten, dass soziale Medien ihr Glück, ihr Selbstwertgefühl, ihr Selbstbild, ihre Ängste und vieles mehr beeinflusst haben. Dabei gibt es erstaunlich wenig Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Befragten – beide Gruppen sind nahezu gleich stark von sozialen Medien betroffen:
Quelle: ExpressVPN
Interessant: Die Bemühungen der Anbieter, Updates zu priorisieren, die die psychische Gesundheit der Nutzer:innen fördern, scheinen positiven Einfluss zu haben. Die meisten Befragten geben zu, dass die Funktion „Likes ausblenden“ von Facebook und Instagram das Posten in sozialen Medien angenehmer und authentischer gemacht habe. In konkreten Zahlen:
Es gibt noch mehr Phänomene, die Social Media bei jungen Usern hervorruft. Fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) geben an, dass sie sich wegen eine Social-Media-Sucht sorgen. Auch sind rund 50 Prozent neidisch auf Menschen ohne Social-Media-Profil. Doch für immerhin 13 Prozent der jungen Befragten würde kein Geldbetrag ausreichen, um ihr liebstes Profil dauerhaft zu löschen.
47 Prozent der Gen Z haben einen Beitrag schon mal gelöscht, weil er zu wenige Likes hatte. 30 Prozent verstecken bei ihren Posts die Angabe der Likes. Für viele ist es ausschlaggebend, dass ihre reellen Gesprächspartner:innen auch auf Social Media aktiv sind.
Instagram ist die am meisten verbreitete Social-Media-Plattform unter den 1500 deutschen Befragten. 90 Prozent haben ein Konto dort, 80 Prozent jeweils bei Snapchat und TikTok. Letzteres kann besonders viele neue User begeistern, wie eine Postbank-Analyse im Sommer 2021 belegt hat. Dort verbringen die von Pollfish Befragten auch am meisten Zeit: 59 Prozent der Befragten nutzt TikTok täglich über eine Stunde. Jede:r Zehnte sogar für fünf oder mehr Stunden.
Instagram liegt in Sachen Nutzungsdauer auf Platz zwei. Mehr als 40 Prozent geben an, mindestens eine Stunde pro Tag in der App unterwegs zu sein. Und: Mehr als ein Instagram-Konto zu haben, ist bei der Generation Z weit verbreitet.
Quelle: ExpressVPN
Abgeschlagen sind bei der Gen Z dagegen Facebook und Twitter: Die Mehrheit der Befragten hat entweder gar keinen Account oder verbringt im Schnitt weniger als 15 Minuten pro Tag mit den „alteingesessenen“ sozialen Medien.
Beim Vergleich der Social-Media-Nutzung der deutschen Generation Z mit der in Frankreich und in den USA halten ExpressVPN und Pollfish viele Unterschiede fest.
Nehmen wir die Beliebtheit: Während in Deutschland die beliebteste Plattform der Zielgruppe Instagram ist, liegen in Frankreich Snapchat und in den USA YouTube in der Gunst der jungen User vorne.
Auch die Anzahl der User, die schon mal einen Beitrag aufgrund geringer Like-Zahlen gelöscht haben, variiert. In Frankreich sind es 32 Prozent, in Deutschland 40 Prozent und in der USA mit 47 Prozent die meisten Befragten. Dort werden im Vergleich zu den anderen Ländern auch von den meisten Nutzer:innen zwischen 16 und 24 Jahren – jede:r Dritte – Follower gekauft.
Des Weiteren beantwortet die Studie die Frage nach dem Vertrauen. In den USA und Deutschland vertrauen die Befragten eher traditionellen Medien als Nachrichtenquelle als den sozialen Medien. Beim Nachrichten-Konsum indes stehen YouTube und Instagram ganz oben im Ranking, wobei nur die Befragten in den USA ein traditionelles Medium – das Fernsehen – als eine der beiden wichtigsten Quellen wählen.
Die wichtigsten Ergebnisse der ExpressVPN-Studie im Überblick:
Im Unternehmens-Blog sind auf Basis der Studienergebnisse Tipps zu finden, wie die Privatsphäre in sozialen Netzwerken gewahrt werden kann.
Unklar bleibt, welchen Inhalten die User in den Social-Media-Kanälen folgen. Immerhin sind auch seriöse Medienmarken wie Funk aus dem öffentlich-rechtlichen Segment erfolgreich bei Instagram, YouTube oder TikTok präsent.
Dass es wichtig ist für traditionelle Medien, auch soziale Netzwerke zu bespielen, ist bei einer Diskussionsrunde des Fachmagazins Meedia im Rahmen der 35. Medientage München deutlich geworden. Claudia Riesmeyer, Kommunikationswissenschaftlerin an der LMU München, Lara Thiede, Redaktionsleiterin von jetzt.de aus dem Süddeutschen Verlag und Lina Timm, Geschäftsführerin des Media Lab Bayern, stimmten darin überein, dass Bewegungen wie Fridays for Future oder Black Lives Matter sehr wohl zeigten, dass die junge Generation sich politisch interessiere und engagiere. Youtube, Instagram, TikTok oder WhatsApp eigneten sich dabei auch für „seriöse“ Inhalte.
Als Beispiel nannte Wissenschaftlerin Riesmeyer die Tagesschau der ARD auf TikTok: „Hier kann man wunderbar nachverfolgen, wie junge Menschen erfolgreich mit Informationen erreicht werden.“ So habe die Tagesschau auf TikTok mehr als eine Million Follower. Die Inhalte seien prägnant, verständlich und würden die Lebenswelten der Ziel-Generation berühren.
Insgesamt waren sich die Teilnehmerinnen darüber einig, dass die persönlichen Lebenswelten junger Menschen im Zentrum der Bemühungen stehen müssten. Jetzt.de-Redaktionsleiterin Thiede nannte als Beispiele die WhatsApp- wie auch die Job-Kolumne, die eingebunden im Online-Angebot sueddeutsche.de hervorragend funktionieren würden.
Lina Timm vom Media Lab Bayern konstatierte, dass erfolgreiche Medienangebote für die Zielgruppe immer „nischiger und nutzerorientierter“ würden. Junge Menschen interessierten sich weniger für Ressorts wie Wirtschaft, Politik oder Sport als vielmehr für Themen aus ihrer Lebenswelt. Für den einen sei dies die Batterieherstellung im Silicon Valley, der oder die andere finde das Thema kopftuchtragende Frau spannend. Zwar seien in diesen Nischen die Reichweiten gering, allerdings funktioniere das Community-Building hervorragend.
Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes zu finden. Zudem können Medienthemen auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.
Darüber hinaus stehen Zusammenfassungen vieler Sessions der 35. MEDIENTAGE MÜNCHEN sowie Bildmaterial stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage bereit.