Als Speaker des MEDIENTAGE-Gipfels 2025 unter dem Motto "WTFuture?!" bringt Stephan Schmitter, CEO von RTL Deutschland, klare Botschaften mit: 2025 ist kein einfaches, aber ein entscheidendes Jahr für die Medienbranche. Im Interview spricht er über strategische Partnerschaften, die geplante Übernahme von Sky Deutschland und seinen Wunsch nach fairen Wettbewerbsbedingungen. Seine Vision: Auf Augenhöhe mit US-Giganten agieren – und dabei Verantwortung für die demokratische Zukunft übernehmen.
Herr Schmitter, Sie stehen heute an der Spitze eines Multichannel-Konzerns. Ist die Marke RTL auf diese Weise gut aufgestellt?
Absolut. RTL Deutschland steht heute für ein in Europa einzigartiges Medienportfolio: von Free-TV bis Streaming, von Print bis Podcast, von Fiction bis Sport. Unsere Strategie "Shine 2030" zielt genau darauf ab, diese Vielfalt sinnvoll zu orchestrieren. Wir investieren gezielt in Premiuminhalte, neue Technologien und starke Partnerschaften – mit dem klaren Ziel, unsere Inhalte dorthin zu bringen, wo das Publikum sie sehen will.
Wir sind crossmedial aufgestellt und bieten "Entertainment und Information für alle" – und das zunehmend datengetrieben und personalisiert.
Sie gehören zu den Expert:innen des Mediengipfels der #MTM25, der unter dem Motto "WTFuture?!" steht. Was ist Ihre Sicht auf die Realität der Medien im Jahr 2025?
2025 ist für die Medienbranche kein einfaches Jahr – aber ein entscheidendes. Der Medienmarkt befindet sich in einem Dreikampf zwischen Content, Tech und Engagement – und das in einem wirtschaftlich und politisch herausfordernden Umfeld.
Gleichzeitig bin ich davon überzeugt: Die Angebote, denen es heute gelingt, im Alltag der Menschen wirklich relevant zu sein, werden auch wirtschaftlich erfolgreich sein.
Medien müssen dabei heute nicht nur unterhalten, sondern im journalistischen Bereich auch Verantwortung übernehmen.
Stephan Schmitter, RTL Deutschland
In Zeiten von Desinformation und globalem Plattformdruck ist das unsere Verpflichtung. Hier ist RTL Deutschland bestens aufgestellt.
Wie lauten die RTL-Strategien für immer mehr Unplanbares?
Wir setzen auf Resilienz durch Diversifikation. Das heißt: breitere Erlösmodelle, stärkere Partnerschaften und flexible Produktionsstrukturen. Mit unserer "Boost & Protect"-Strategie sichern wir unsere Reichweite und Marken gegen kurzfristige Marktschwankungen ab.
Gleichzeitig investieren wir massiv in strategische Zukunftsfelder – von KI über internationale Content-Kooperationen bis hin zu Plattformtechnologie wie Bedrock, immer mit einem Fokus auf den Ausbau unseres Streaming-Angebots RTL+. Das funktioniert schon jetzt hervorragend.
Welchen Stellenwert hat dabei die geplante Übernahme von Sky Deutschland?
Die geplante Übernahme ist ein Meilenstein – für uns, aber auch für die gesamte Medienlandschaft. Wir bringen zwei große europäische Medienmarken zusammen und schaffen eine führende Streaming- und TV-Plattform mit 11,5 Millionen zahlenden Abonnentinnen und damit ein, die auf Augenhöhe mit den US-Giganten agiert.
Beide Unternehmen und die jeweiligen Zielgruppen ergänzen sich ideal – RTL mit starken Shows, News und Reality, Sky mit Premium-Sport und Top-Serien. Für unser Publikum bedeutet das: mehr Auswahl, mehr Qualität, mehr Innovation. Für uns als Unternehmen heißt das: strategische Weichenstellung für nachhaltiges Wachstum.
Von vielen Seiten wird der Ruf nach mehr Kooperation unter Gleichgesinnten laut – sei es im Streaming, in der Werbung oder in Print. Welche Haltung nimmt RTL dazu ein?
Unsere Haltung ist klar: Kooperation ist kein Nice-to-have, sondern ein Must have!
Die Herausforderungen im Wettbewerb – insbesondere gegen Big-Tech-Plattformen – lassen sich nur durch kluge Allianzen meistern.
Stephan Schmitter, RTL Deutschland
Deswegen setzen wir als RTL Deutschland gezielt auf Partnerschaften, zum Beispiel mit der Deutschen Telekom, mit der wir RTL+ erfolgreich in MagentaTV integrieren – ein Modell, das wir in diesem Jahr bis 2030 verlängert haben.
Auch in der Vermarktung denken wir vernetzt: Die Ad Alliance bündelt unsere Kräfte mit Partnern aus verschiedenen Mediengattungen. Und im inhaltlichen Bereich sind wir offen für neue Kooperationen – das zeigen unter anderem die Content-Verträge mit ARD und ZDF oder die Content-Kooperation mit Amazon zu den "Gladiators".
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der deutschen Medienlandschaft?
Mein Wunsch ist sehr klar: ein echtes Level Playing Field für Wettbewerb. Wir brauchen faire Rahmenbedingungen bei Refinanzierung, Plattformregulierung mit Zugang und Auffindbarkeit sowie mehr Kooperationen und Allianzen.
Das gilt sowohl gegenüber öffentlich-rechtlichen Anstalten wie auch gegenüber globalen Plattformen – nur so können wir die Vielfalt sichern und weiterhin die Verantwortung für die demokratische Zukunft unseres Landes wahrnehmen.
Zur Person:
Stephan Schmitter ist seit Januar 2024 CEO von RTL Deutschland und treibt den erfolgreichen Transformationsprozess des Unternehmens sowie den Ausbau des schnell wachsenden Streamingdienstes RTL+ voran.
Zuvor war er innerhalb der Geschäftsführung seit 2022 als Geschäftsführer Programm für alle Inhalte (Unterhaltung, journalistische Inhalte, Fiction, Sport, Produktionen von RTL Studios) und Marken von RTL Deutschland verantwortlich. Darüber hinaus ist Schmitter Vorsitzender des Boards der Bertelsmann Content Alliance, Vorstandsvorsitzender der Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V. und Mitglied des Group Management Committe (GMC) von Bertelsmann.
Seine journalistische Laufbahn begann Stephan Schmitter 1996 bei Radio Gong 96.3 in München. Von 2007 bis 2020 war er Geschäftsführer der RTL Radio Center Berlin GmbH sowie von 2018 bis Anfang 2023 CEO von RTL Radio Deutschland.
Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2025 finden vom 22. bis 24. Oktober unter dem Motto WTFuture bei der Serviceplan Group im House of Communication in München statt.
Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der MEDIENTAGE MÜNCHEN noch mehr Lesenswertes zu finden.
Zudem können zahlreiche Medienthemen auch gehört werden: im Podcast "This is Media NOW".