Ein gesättigter Streaming-Markt konsolidiert sich - und das Publikum profitiert davon? Durchaus möglich. Denn in deutschen Wohnzimmern sorgt die Fülle an Inhalten und Plattformen für Überforderung. Daneben schmälern hohe Lebenskosten das Medienbudget und erhöhen die Bereitschaft, für weniger Abo-Gebühr Werbung zu akzeptieren. Die Entwicklungen hin zu mehr Bewegtbild aus einer Hand, das gern auch werbefinanziert sein darf, untermauert ein Annalect-Report mit aktuellen Umfrageergebnissen.
Gleich zwei relevante Trends beim Konsum von Bewegtbildinhalten verfestigen sich derzeit: Zum einen fühlen sich immer mehr Menschen angesichts der steigenden Angebotsvielfalt im Bereich Streaming und Video on Demand (VoD) überfordert. Zum anderen steigt die Bereitschaft, "Werbung gegen Preis“ zu akzeptieren.
Das geht aus dem "Video on Demand Tracking 2023"-Report hervor, in dem die zur Omnicom Media Group Germany gehörenden Spezialisten der Annalect die Menschen nach ihrem idealen Bewegtbildangebot, ihrer Ausgabebereitschaft und auch nach der Akzeptanz von Werbung befragt hat.
Sieht man sich die Ergebnisse des Annalect-Reports im Detail an, wird schnell deutlich, dass der Zeitpunkt für Plattformanbietende und Infrastrukturbetreiber günstig ist, um mit Wegfall des Nebenkosten-Privilegs im Juli 2024 neue Kund:innen zu gewinnen. Rund zwölf Millionen Miet-Haushalte in Deutschland sind dann nicht mehr auf eine feste Bindung ans Kabel-TV angewiesen, sondern können selbst über die Art ihres Fernsehempfangs entscheiden.
Ihre gebündelten Offerten aus einer Hand ("Super-Aggregator“) treffen beim Publikum auf wachsenden Unmut über den Dschungel im VoD- und Streaming-Markt, in dem sich dem Report zufolge "mittlerweile rund 35 Anbieter von Video-Portalen, VoD-Streaming-Plattformen, Mediatheken, Live-TV und Pay-TV tummeln“.
Annalect, Spezialist für technologie- und datengetriebenes Marketing, hat ermittelt:
Die Mediagentur warnt: Um die Konsument:innen nicht zu verärgern und neue Nutzer:innen zu gewinnen, brauche es für "Werbung im kostenpflichtigen Abo" also Feingefühl für das richtige Verhältnis zwischen Werbung und Preis - und es brauche "gute" Werbung, die einen Mehrwert liefert.
Für 43 Prozent der Befragten ist "gute Werbung“ demnach kurzweilig, für 40 Prozent unterhaltsam und für 37 Prozent informativ. Darüber hinaus sollte die Werbung zum Inhalt passen (33 Prozent), einzigartig sein (31 Prozent) und sich von anderer Werbung abheben (32 Prozent).
Stephan Bartelmuss, Head of Strategy bei Omnicom Media Group Germany, fasst die Ergebnisse zusammen: "Vermehrtes VOD/Streaming führt zur Nutzung mehrerer Anbieter - ein Anbieter allein wird den heutigen hohen Anforderungen oft nicht mehr gerecht. Es herrscht ein Spannungs-verhältnis zwischen grenzenlosem Nutzungserlebnis und diversifizierenden Angebot. Zunehmend wächst der Wunsch nach einem Anbieter, der alles bietet. Gründe sind vor allem Kostenersparnis, Übersichtlichkeit und Usability.“
Sibylle Lucke, Teamlead Research bei Annalect, sieht den VoD-/Streaming-Markt am Scheideweg angekommen: „Er hat eine Angebotsvielfalt erreicht, die die Menschen sowohl hinsichtlich Inhalten wie auch Anbietern tendenziell überfordert. Wer hier eine Allround-Lösung bietet und das richtige Augenmaß zwischen Preis, Werbung und Inhalten findet, kann den nächsten Meilenstein im VoD-/Streaming-Markt legen.“
Trotz allem würden Marketer im geschilderten Bewegtbild-Umfeld auf eine werbeoffene Zielgruppe treffen; „allerdings muss Werbung auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und einen Mehrwert liefern“, schränkt die Spezialistin ein.
Annalect hat für den Report über vier Wellen im Jahr 2023 (März, Mai, August, November) auf eine quantitative Befragung bei einer Online-repräsentativen Zielgruppe zwischen 18 und 59 Jahren via Online-Access-Panel gesetzt. Sowohl kostenlose als auch Abo-Anbieter wurden abgefragt, unterteilt in fünf Kategorien (Video-Portale, VOD-/Streaming-Anbieter, Mediatheken, Live-TV-Streaming, Pay-TV). Pro Welle wurden die Aussagen von 4000 Menschen eingeholt, insgesamt kamen so 16.000 Angaben zusammen.
Ergänzt wurde die Befragung um eine qualitative Studie (Online Research Community, 36 Teilnehmende aufgeteilt in drei Teilgruppen zu je zwölf Befragten; daneben drei Fokusgruppen mit je sechs Teilnehmenden aus der Online Research Community).
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.
Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.