Medientage München - Blog

Suchen, shoppen, posten: Was wir im Internet machen

Geschrieben von Petra Schwegler | 15. Februar 2022

Bei der Internet-Nutzung ist der Corona-Peak Geschichte: Die Zahl der deutschen User ist leicht rückläufig gegenüber der Rekordzeit, die wir während der ersten beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 online verbracht haben. Doch der Jahresbericht „Digital 2022“ von Hootsuite und We Are Social offenbart enorm viel über unsere Vorlieben im Internet.

Aktuell sind rund 1,6 Millionen Deutsche weniger im World Wide Web unterwegs als noch im Jahr 2021, aber immerhin surfen 78,02 Millionen oder 93 Prozent regelmäßig.

Leicht gesunken ist auch die Zeit, die wird User im Schnitt im Netz verbringen: Wir surfen vier Minuten weniger, kommen aber immer noch auf fünf Stunden und 22 Minuten täglich.

Diese Zahlen gehen aus dem Jahresbericht „Digital 2022“ von Hootsuite und We Are Social hervor – wie auch die Rangliste unserer Online-Favoriten: Wir halten uns vorrangig bei Google, Amazon und YouTube auf, suchen, shoppen, streamen und posten als bevorzugt. Diese Adressen sind die Top drei der am häufigsten von uns besuchten Webseiten. Facebook und Wikipedia folgen demnach auf den Plätzen vier und fünf.

Deutlich wird laut Hootsuite und We Are Social auch: Social Media wächst weiter und Instagram steigt in die Top Ten ein.

Das sind die Trends im Netz

- Social Media wächst weiter

Der Großteil der Internet-Nutzenden ist auch in sozialen Netzwerken unterwegs. 86,5 Prozent oder 72,6 Millionen Menschen nutzen Social Media in Deutschland, ein erneutes Plus von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der durchschnittliche User verfügt dabei über fünf verschiedene Social-Media-Accounts. Dort verbringt er auch immer mehr Zeit: Die tägliche Nutzungszeit ist zum Vorjahr leicht gestiegen und liegt jetzt bei 1 Stunde 29 Minuten.

Daneben belegt der „Digital 2022“-Report, dass die Nutzer:innen sozialer Medien jetzt 58 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Inzwischen gibt es weltweit 4,62 Milliarden Social-Media-Userr, was einem Wachstum von mehr als 10 Prozent (424 Millionen neue Nutzer:innen) seit dem letzten Jahr entspricht.

Hier wichtige Fakten zur Web-Nutzung der Deutschen im Überblick:

Quelle: Digital 22

- Der Siegeszug von TikTok hält an

Auch Hootsuite und We Are Social attestieren: TikTok ist im allgemeinen Social-Media-Plus der große Gewinner. Zwar sind die Meta-Angebote WhatsApp (83 Prozent der Internetnutzer) und Facebook (60,7 Prozent) immer noch die am meisten genutzten Social Networks.

Doch wer bei TikTok unterwegs ist, setzt sich länger mit dem Angebot auseinander. Und zwar satte 23,6 Stunden (+22 Prozent) im Monat. Mit den Clips können WhatsApp (11,4 Stunden) und Facebook (11,0 Stunden) nicht mithalten. Auch ist TikTok kein reines Jugendphänomen und hat (gerade aus Sicht der Werbung) ein interessantes Klientel: 

 

Quelle: Digital 22

 

- Insgesamt wird mehr gepostet und geliked

Im Zuge des zunehmenden Userwachstums in sozialen Medien geben die Menschen an, dass sie mit 2 Stunden und 27 Minuten täglich mehr Zeit in den sozialen Medien verbringen als noch im Vorjahr. Facebook ist nach wie vor die weltweit meistgenutzte soziale Plattform, gefolgt von YouTube und WhatsApp.

- Weltweit besonders beliebt: WhatsApp und Instagram

Hier ist er, der Unterschied zwischen tatsächlicher Nutzung und Beliebtheit: WhatsApp führt auch die weltweite Hootsuite-Rangliste der beliebtesten Social-Media-Plattformen an: 15,7 Prozent der Internetnutzer:innen im erwerbsfähigen Alter wählen die Messenger-App als bevorzugte soziale Plattform.

Instagram hat indes Meta-Schwester Facebook überholt und belegt nun den zweiten Platz in der globalen Rangliste: 14,8 Prozent der User weltweit geben Instagram als ihre Lieblingsplattform an, verglichen mit 14,5 Prozent für Facebook.

Quelle: Digital 22

- Warum wir ins Internet gehen

Deutsche Internet-User nutzen das Netz am häufigsten, um schnell an Informationen zu kommen (73,7 Prozent). 60 Prozent wollen 60 Prozent vor allem zu Neuigkeiten und aktuellen Events auf dem Laufenden bleiben. Direkt danach folgt mit 57,5 Prozent bereits die Suche nach Marken.

Recherche in der Arbeit folgt übrigens erst an fünfzehnter Stelle (26,2 Prozent), wenn es um die Gründe zur Nutzung des Internets geht.

- Wo wir suchen

Deutsche Internetnutzer:innen suchen meist klassisch über Suchmaschinen (68,8 Prozent) nach Informationen zu Marken. Preisvergleiche sind mit 38,8 Prozent immer noch Anlaufstelle Nummer Zwei.

Die Social Networks als primäre Quelle bei der Informationssuche folgen aber bereits an dritter Stelle. Rund 28 Prozent suchen dort gezielt nach Informationen, YouTube gilt als wichtige Quelle.
Quelle: Digital 22

- Wir shoppen immer mehr online

Insgesamt haben der Studie zufolge 2021 rund 64 Millionen Deutsche Konsumgüter online gekauft (+3,5 Prozent). Der Umsatz für Konsumgüter lag bei rund 116 Milliarden Euro, 41,4 Prozent davon wurden über mobile Geräte erlöst. Vor allem bei Mode, Elektronik und Möbel schlagen wird: All diese Kategorien verzeichnen Zuwächse von über 20 Prozent.

41,7 Prozent der deutschen Internetnutzer zwischen 16 und 64 Jahren kaufen inzwischen wöchentlich ein Produkt online. Der entscheidende Kaufanreiz liegt für 62,5 Prozent dabei in einer kostenfreien Lieferung.

Durch Corona immer noch stark befeuert wird der Bereich Online-Food-Delivery: Fast 27 Millionen Deutsche lassen sich ihr Essen gerne bringen – 12 Prozent mehr als letztes Jahr.

- Das Werbeumfeld Social Media gewinnt an Bedeutung

Hootsuite und We Are Social verzeichnen im Umfeld von Instagram, Facebook oder auch YouTube einen Zuwachs von 22,9 Prozent bei den Ausgaben für Werbung. Insgesamt wird global betrachtet mittlerweile fast ein Viertel aller Werbebudgets auf sozialen Netzwerken ausgegeben. Mehr als jeder vierte Internet-User zwischen 16 und 64 Jahren (27,6 Prozent) gibt an, dass er neue Marken, Produkte und Dienstleistungen über Werbung in sozialen Medien entdeckt.

Allein die globale Anzeigenreichweite von Instagram ist im vergangenen Jahr um 21 Prozent (mehr als 257 Millionen User) gestiegen. Werbung auf Instagram erreicht jeden Monat fast 1,5 Milliarden Nutzer:innen, wobei mehr als 1 Milliarde allein durch Instagram Stories erreicht werden. Nur knapp 1 von 6 Internetnutzern im erwerbsfähigen Alter (17,3 Prozent) gibt laut Hootsuite und We Are Social und an, dass sie sich durch die Werbung, die sie sehen, repräsentiert fühlen, unabhängig vom Medium. Ältere Nutzer fühlen sich von der Werbung besonders distanziert: Nur 1 von 9 Internetnutzern im Alter von 55 bis 64 Jahren sagt, dass sie sich in der Werbung wiedererkennen.

 

Die komplette Studie „Digital 2022“ von Hootsuite, Anbieter von Social-Media-Management-Software, und der Kreativagentur We Are Social ist hier zu finden, den deutschen Part  thematisiert die Agentur in ihrem Blog.

 

Vorlieben für Social Networks

Ines Imdahl, Inhaberin und Gründerin von rheingold salon und spezialisiert auf tiefenspychologische Forschung, hat kürzlich herausgearbeitet, welchen seelischen Mehrwert die verschiedenen Social-Plattformen mit sich bringen – gerade bei jungen Usern.

  • Demnach ist YouTube für sie ein „mentaler und emotionaler Short Cut“ mit vielen Tutorials, die helfen, Mathe und das Abitur zu bestehen. „Instant emotions“ entstehen dort durch lustige, niedliche, eklige oder spannende Kurzvideos.
  • Instagram sei ein Ort der Harmonie und „narzisstischer Exhibitionismus“ zugleich.
  • Das Boom-Network TikTok ist aus Imdahls Sicht die neue „App-Grenzung für die noch Jüngeren“; das Netzwerk ermögliche schnelle Bekanntheit. Während des Corona-Lockdowns habe TikTok die Funktion des digitalen Schulhofs übernommen.
  • Ines Imdahl hat zudem die Game-Livestreams von Twitch auf dem Radar: Dort haben sich die Nutzerzahlen zwischen 2019 und 2021 verdoppelt. Die Plattform synchronisiere den Alltag der Jugendlichen inklusive ihrer persönlichen Gaming-Stars. „Sie gehen gemeinsam ihrem Hobby nach, kommunizieren über Videos und sitzen mit ihren Vorbildern im Zimmer“, so die Forscherin.

 

Werbe-Ikonen in Social Media

Daneben geht ein aktueller Report auf das Influencer-Marketing ein, das gemäß dem Werk "State of Influencer Marketing" von HypeAuditor sein volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat. Der Report geht davon aus, dass sich die globalen Umsätze bis 2025 auf mehr als 22 Milliarden Dollar voraussichtlich fast verdoppeln werden. Alexander Frolov, CEO und Co-Founder von HypeAuditor führt als zentrale Gründe die neuen Möglichkeiten im Social Commerce sowie die Umverteilung der Werbegelder von TV und Offline-Werbung hin zu digitalen Kanälen an.

Übrigens spielt auch hier das Bewegtbild-Network TikTok eine immer größere Rolle: Allein Top-Influencer Younes Zarou konnte auf der Kurzvideo- 2021 knapp 22 Millionen neue Follower dazugewinnen. Damit belegt er den Spitzenplatz der am stärksten wachsenden deutschen Accounts.

Wie sich Social Media, das Werbeumfeld und das Influencer Marketing weiterentwickeln – dazu hat Sven Wedig, Gründer und Geschäftsführer von Vollpension Medien, Berliner Agentur für Influencer Marketing, bei einem „Meet the Expert“ des MedienNetzwerk Bayern im Rahmen der Medientage München 2021 gesprochen. Hier der Mitschnitt:

 

 

 

Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes zu finden.
Zudem können Medienthemen auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.

Darüber hinaus stehen Zusammenfassungen vieler Sessions der 35. MEDIENTAGE MÜNCHEN sowie Bildmaterial in der Mediathek der Medientage-Homepage bereit.