Ob Einkaufstour, Filmauswahl, Rezeptidee oder Bewerbung: Immer mehr Menschen lassen sich bei ihren Entscheidungen immer öfter von den Tippgebern der sozialen Medien beeinflussen. Influencer und das Social Web prägen inzwischen massiv unser Leben, wie verschiedene aktuelle Studien belegen. Das sorgt auch für Fragen.
Laut dem aktuellen Online-Video-Monitor führen Instagram, Facebook und YouTube die Liste der meistgenutzten Social-Media-Plattformen an. Drei von vier Online-Video-Anbieter:innen nutzen sie, um ihre Angebote zu verbreiten. TikTok spielt bereits für 23 Prozent eine Rolle. Kein Wunder, dass Privatpersonen, Marken und natürlich Influencer diese Kanäle nutzen, um ihre Zielgruppen zu erreichen.
Die Rechnung geht auf: Die Ikonen im Netz beeinflussen zunehmend, was wir einkaufen. Der aktuelle Social-Media-Atlas 2021 der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor und des Marktforschers Toluna, für den 3500 Internet-Nutzer:innen repräsentativ befragt worden sind, hält fest: „Nie zuvor übten Influencer in den Sozialen Medien einen stärkeren Einfluss auf Kaufentscheidungen aus.“
Dabei zeigt sich, dass vor allem über das Facebook-Netzwerk Instagram eine Art Power-Shopping ausgelöst wird, die Nutzer:innen dort kaufen auf Anraten von Influencern eher mehr ein. Auch sind vor allem Twens anfällig für die Kaufempfehlungen.
Hier die Zahlen in der Übersicht:
Klug und gezielt eingesetzt, können Social-Media-Kanäle und/oder Influencer maßgeblich zur Information bestimmter Zielgruppen dienen. Im positiven Sinne. Mehr als jede/r vierte Jugendliche nutzt inzwischen Social-Media-Kanäle zur Berufsorientierung. Vor allem die (audio-)visuellen Plattformen Instagram und YouTube sind bei Schüler:innen für diesen Zweck beliebt, weiß eine aktuelle Studie des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
So sei deren Nutzung für die Suche nach beruflichen Perspektiven während der Corona-Pandemie weiter gestiegen, heißt es. Der Rat des KOFA: „Für Unternehmen werden daher eigene digitale Berufsorientierungsangebote immer wichtiger. Sie sollten deshalb bei der Ansprache von Jugendlichen auf Vielfalt setzen und klassische Angebote zunehmend durch digitale ergänzen.“
(K)ein rechtsfreier Raum?
Wer auf YouTube, Instagram oder TikTokInformationen und politische Inhalte in Videos verbreitet, trägt indes eine besondere Verantwortung. Das ist vor kurzem beim 10. Deutschen Social TV Summit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) deutlich geworden. Ein YouTuber wie Rezo ist sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. Doch er wehrt sich gegen Schubladen-Denken. „Negative Einzelfälle gefährlichen Influencer-Contents fallen natürlich besonders auf, aber bewusstes Fehlinformieren gibt es sowohl in sozialen als auch in klassischen Medien.“
Man hat als Influencer die Verantwortung, möglichst nicht missverstanden zu werden.
Rezo, Social TV Summit 2021
Rezo verweist auch auf die Verantwortung der User. Manche suchten sich geradezu ein Feindbild, um wieder mal richtig aufstampfen zu können.
Viele Augen richten sich in der Frage auf TikTok. Die Video-Plattform ist besonders bei Jugendlichen beliebt. Prof. Dr. Klaus Goldhammer hat TikTok beim Social TV Summit als „Aufsteiger des Jahres“ eingestuft, es rangiert laut Online-Video-Monitor im Ranking bereits hinter den Top 3 Instagram, Facebook und YouTube. Einig sind sich die Kenner:innen: Die Plattform Twitch wird ebenfalls an Relevanz gewinnen.
Kurzer, schneller #Videocontent gefragt im letzten Jahr: „Gute Unterhaltung brauchten wir alle in den letzten Monaten", begründet Jennifer Meißner von Zucker Communications die gestiegenen Abrufzahlen von Online-Videos. #stvs21
— BLM (@BLM_Bayern) June 17, 2021
Ein hochkarätiger Kreis von Forschenden ruft aktuell zum schnellen Handeln auf und zu mehr Regulierung, um die Wirkmacht der omnipräsenten Socials wie TikTok zu regulieren und kanalisieren. Ihnen bereitet die Flut an Fake News und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganze große Sorgen. In Bayern kämpft die Initiative Konsequent gegen Hass von BLM und Justizministerium seit gut eineinhalb Jahren erfolgreich gegen Hate Speech.
Kommunikationsprofis bewerten Social Media hoch
Im Übrigen spielt Social Media auch innerhalb der Kommunikationsbranche eine immer größere Rolle, wie ein weiteres Werk von Faktenkontor in Zusammenarbeit mit dem dpa-Unternehmen news aktuell belegt.
Laut dem jährlich aktualisierten Trendreport wird die Darstellung der eigenen Marke über Beiträge und Werbeschaltungen im Social Web in den kommenden zwei Jahren massiv an Bedeutung gewinnen. Da sind sich 539 Kommunikationsprofis aus Deutschland und der Schweiz, die im Februar online befragt worden sind, weitgehend einig.
Die MEDIENTAGE MÜNCHEN finden dieses Jahr vom 25. bis 29. Oktober statt. Sie stehen unter dem Motto New Perspectives. Dabei blicken wir auf die Zeit nach der Corona Pandemie, zeigen neue Perspektiven und Geschäftsmodelle auf und diskutieren zu Themen wie Verantwortung oder Meinungsbildung.
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