Die Corona-Krise hat nicht nur negative Folgen auf Wirtschaft und Medien. Das Dasein im Paralleluniversum während des Lockdowns, Remote Work und neue Anforderungen könnten Innovationsbeschleuniger innerhalb der Printbranche sein.
So entstehen gerade jetzt in den Medien Innovationen, um neue Erlöse zu erzielen und neu gewonnene Nutzer*innen über die Krise hinaus zu halten. Homeoffice wird in der Arbeitswelt der Medienunternehmen zum festen und natürlichen Bestandteil. Diverse Printhäuser reagieren speziell auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen und liefern zugeschnittene Heftkonzepte, darunter bei Burda Food- oder DIY-Hefte.
Apropos Burda: Die Verlagsgruppe launcht bewusst in dieser Zeit, in der nachhaltige und gesunde Ernährung in den Vordergrund rückt, die Initiative Eatbetter zusammen mit der Handelskette Edeka. Auch wenn das Projekt schon länger geplant war: Die Macher*innen um Nina Winter, Managing Director BurdaHome/Food und Eatbetter-Verantwortliche, erhoffen sich einen weiteren Schub durch die vielen Menschen, die jetzt zuhause mehr kochen und sich bewusst mit gesunder Ernährung auseinandersetzen.
Hinter der Plattform Eatbetter.de steckt die Idee, den Menschen in Deutschland einfachen Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung zu ermöglichen. Ein Team von teils prominenten Köchen und Ökotrophologen hat die Rezepte nach Eatbetter-Leitlinien ausgetüftelt; sie orientieren sich auch an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Stoff nicht nur fürs Netz, sondern für alle Kanäle der Burda-Familie: Rezepte und Ernährungstipps ziehen jeweils angepasst in hausinterne Zeitschriften-Marken ein.
Der Fachpresse gefällt das Gründertum inmitten der Corona-Phase:
.@burda_news und #Edeka starten mit #eatbetter eine Plattform und Kampagne für gesunde Ernährung. https://t.co/wl1TWyiQoM
— turi2 (@turi2) May 18, 2020
Andere lassen sich von wirtschaftlichen Rückschlägen – nach den Zahlen zum Bruttowerbemarkt von Nielsen haben im April alle Medien kräftig Federn gelassen – von ihren wichtigen Zielen abhalten. Condé Nast etwa hat diese Woche sehr nachhaltige Ziele verkündet. So will das international aufgestellte Verlagshaus bis zum Jahr 2030 CO2-neutral arbeiten. Bis Ende 2021 sollen die Emissionen im Unternehmens bereits um 20 Prozent gesunken sein.
Ein Ziel lautet auch, nur noch international zertifiziertes Papier zu nutzen. Auf Einweg-Kunststoffverpackungen will Condé Nast ab 2025 verzichten. Eine Zahl zur Veranschaulichung: 2018 verwendete der Verlag 440 Tonnen Einwegkunststoffe zum Verpacken seiner Zeitschriften.
Print könnte sogar noch viel mehr wagen, Anbieter könnten mehr versuchen und neue digitale Wege zu ihren Leser*innen beschreiten. Sogar Wochenblätter, die ein eher miefiges Image genießen. Das Media Lab Bayern hat zusammen mit den Innovationsagenturen str84wd und creaffective im April 70 Menschen im Alter zwischen 19 und 80 in qualitativen Interviews zu ihrer Einstellung zu Wochenblättern befragt.
Eine Erkenntnis der Studie lautet: Selbst Senioren über 70 ist heutzutage ein digitales Wochenblatt zuzutrauen. Das könnte wiederum "nutzende Verweigerer" überzeugen, die in den "Käseblättern" immer wieder Dinge finden, die sie nirgendwo sonst bekommen.
Auch kleinste Zeitungen mit schmalen finanziellen Mitteln machen sich derzeit auf, um Dinge zu ändern oder gemeinsam etwas zu bewirken. Der Verband Deutscher Lokalzeitungen e. V. (VDL) als Interessenvertretung, in dem rund 80 kleinere und mittlere Tageszeitungen mit rund fünf Millionen Leser*innen zusammengeschlossen sind, machen sich in einer eigenen Gesundheitskampagne in Print, Online und Social Media für die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln stark.
VDL-Geschäftsführer Martin Wieske: "Die lokalen Medienhäuser sind sich ihrer gesellschaftlichen und unternehmerischen Verantwortung in besonderer Weise bewusst. Für die Menschen und Betriebe vor Ort wäre ein zweiter Lockdown nur schwer zu ertragen.“
Sie interessieren sich für Themen rund um die Medienbranche? Dann finden Sie hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes.