Drama und Action haben zuletzt die Streaming-Charts bei Filmen und Serien dominiert. Doch die Top Ten der Suchmaschine JustWatch sind mehr als eine Momentaufnahme: Es gibt Vorlieben und Geschmäcker der Menschen bei den Inhalten von Netflix und Co. Manches hat sich während der Corona-Pandemie und durch den Ukraine-Krieg verändert.
Dauerbrenner oder schneller Trend? Die Streaming-Vorlieben der Deutschen wandeln sich – in Teilen. Bei dem digitalen Event Tasting Talk "Streaming im Wandel – wie reagieren VoD-Anbieter auf die neuen Sehgewohnheiten?" hat Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer bei Goldmedia, von einem "Wechselspiel von Nachfrage und Verfügbarkeit" gesprochen.
Grundsätzlich würde sich die Mehrheit der User auf "die Top-5-Genres Drama, Comedy, Thriller, Action und Crime" konzentrieren. Doch im Zeitraum von 2017 bis 2021 hat demnach besonders das Genre Reality zugelegt, während die Begeisterung für Horror, Krieg und Thriller deutlich abnahm.
Hier die Übersicht:
In den derzeitigen Krisen bauten Menschen zunächst ein "Verhältnis zur neuen Situation" auf, bevor sie sich dem Eskapismus und der Realitätsflucht widmeten, so der Medienpsychologe.
Für die Corona-Pandemie hält er verschiedene kurz- und langfristige Effekte fest, die diese These stützen. So konnte man während der Corona-Lockdowns und nun während des Kriegs in der Ukraine ein Minus bei Comedy- und Horror-Formaten beobachten, während unter anderem Doku-Sendungen in beiden Zeiträumen an Zuspruch gewinnen konnten.
Die Top Ten der Streaming-Nachfragen im März bei der Suchmaschine JustWatch deckt sich mit den Genre-Analysen von Goldmedia:
Neben der generell "steigenden Relevanz von Streaming-Angeboten" sieht Thomas Münzner, Vice President Content bei Joyn, News-Inhalte als “großes Live-Thema”. Unter Bezug auf die Krisen erkennt er einen wiederkehrenden Hang zu "eskapistischen Inhalten“, so Münzner beim Tasting Talk. Ausdruck dafür sei die steigende Bedeutung von Reality-Inhalten, da diese eine "gute Abgrenzung zu dem, was gerade in der Welt passiert" darstellen würden.
Für Magnus Fischer, Head of Customer Insights & Business Growth bei RTL, steht der "extrem gestiegene Bedarf" von journalistischen Angeboten und Sondersendungen im Vordergrund, die RTL produziert. Und: "Grundsätzlich hat man gemerkt, dass die Pandemie VoD-Services in der Gesellschaft breiter etabliert hat.". So sei das "gesamte Portfolio breiter geworden" und über alle Genres hinweg sei eine steigende Nutzungsintensität zu beobachten. Das Mehr an Reality-Formaten führt er direkt auf das Angebot von RTL+ zurück und freut sich, dass man mit den eigenen Formaten "offensichtlich einen messbaren Effekt generiert" hat.
Vorteil von On-Demand-Angeboten aus Fischers Sicht: Bei den wandelnden Sehgewohnheiten der Nutzer:innen könne viel ausprobiert werden. Fischer: "Wir setzen voll auf Vielfalt" und "bieten alle Genres".
Für Bayerns Medienminister Dr. Florian Herrmann ist klar: "Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der Serien. Für die Filmwirtschaft bringt das große Chancen mit sich", so der Medienpolitiker beim ersten VoD-Gipfel der BLM-Tochter MedienNetzwerk Bayern. Auch bei der Produktion bestätigen sich die Inhalte-Vorlieben, die Goldmedia oder JustWatch registrieren. Der Freistaat sei bei der Produktion der für Streaming-Anbieter relevanten Genres Fiktion und Information/Doku führend, so Herrmann.
Potenzial sehen Anbietende ebenso wie der Medienminister beispielsweise noch bei Shows; mit "LOL" hat etwa Amazon Prime Video einen Comedy-Hit in dem Genre gelandet.
Das MEDIENTAGE Special Connect! The Future of TV findet in diesem Jahr bereits zum siebten Mal statt und widmet sich am 31. Mai vor Ort in München der Welt des Bewegtbilds und des vernetzten Fernsehens (in Kooperation mit MEKmedia).
Auf der Agenda stehen die Themen: New TV, Connected TV, Streaming, OTT, Smart TV Apps, Plattformen und Devices, Content Strategien, Storytelling und Distribution, Advanced TV Advertising, Addressable TV, Live Shopping, NFTs , Interactive Experiences und Social TV. Hier geht es zum Programm und zum Ticketshop.
In diesem Rahmen wird darüber hinaus zum dritten Mal der Connect! The Smart TV Award verliehen. Er zeichnet besondere Innovationen, Apps und Services rund um das vernetzte Fernsehen aus. Die MEDIENTAGE MÜNCHEN verleihen den Award gemeinsam mit der Deutschen TV-Plattform, unterstützt vom MedienNetzwerk Bayern. Als Verbandspartner ist VAUNET mit an Bord.
Bewerben können sich hier alle Anbieter noch bis 27. April, deren Connected TV Services in Deutschland oder der DACH Region verfügbar sind, unabhängig von dem Ort des Firmensitzes.
Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes zu finden.
Zudem können Medienthemen auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.
Darüber hinaus stehen Zusammenfassungen vieler Sessions der 35. MEDIENTAGE MÜNCHEN sowie Bildmaterial in der Mediathek der Medientage-Homepage bereit.