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Digital only: Was darf das Abo kosten?

11. November 2019

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Unabhängiger Qualitätsjournalismus macht inzwischen auch reine Online-Medien durchaus wirtschaftlich tragfähig. Beispiele wurden im Rahmen der Medientage München 2019 präsentiert. Doch es stellt sich die Frage nach dem Preis.

"Unabhängiger Journalismus, wie ihn der Social Media Watchblog seit sieben Jahren bietet, bedeutet für unser Team, die Verbindungen zwischen Sozialen Medien, Politik, Gesellschaft und Kultur aufzuzeigen und zu kommentieren", beschrieb Martin Fehrensen, Gründer, Autor und Herausgeber dieses Blogs, seine Gründungsidee. Derzeit würden 3126 Abonnenten zweimal wöchentlich eine neue Ausgabe des Newsletters beziehen.

Für eine Abo-Gebühr von fünf Euro monatlich liefere der Newsletter sauber recherchierte, übersichtlich strukturierte und vor allem verlässliche Informationen zu den verschiedensten Aspekten von Social-Media-Angeboten. Dafür ist das Team klein: Drei Mitarbeiter stemmen den Blog-ähnlichen Newsletter. Den Erfolg seines Blogs sieht Fehrensen nicht zuletzt darin begründet, dass sein Team direkte und persönliche Verbindungen zu den Abonnenten pflegt. Hinzu kommt eine Form der Berichterstattung, die auch Partikularinteressen bedient.

Etwa zwei Drittel der Abonnenten seien Medienhäuser und verschiedenste Institutionen der Gesellschaft - von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bis hin zum Bundespräsidialamt. 

Erfolg ganz ohne Print

Die französische Online-Zeitung Mediapart wurde bereits 2008 gegründet und finanziert sich seither ausschließlich aus Abo-Gebühren der Leser. Donatien Huet, einer der etwa 45 Redakteure, die das Medium täglich herausbringen, sieht einen wesentlichen Grund für den fortdauernden Erfolg der "Zeitung" in der völligen Werbefreiheit, der Staatsferne und dem konsequent investigativen Ansatz der Redaktion. Sie schreibt derzeit für etwa 170.000 Abonnenten, die elf Euro monatlich zahlen.

Mediapart zeichne sich, so Huet, durch umfangreiche Textbeiträge und ein zusätzliches kostenfreies multimediales Angebot aus, das sich in erster Linie an jünger Zielgruppe richte.

Hier der Mediapart-Macher im Interview:

 

Preisfindung neu durchdenken?

Unabhängiger Journalismus, der sich hohen professionellen und ethischen Ansprüchen verschreibt, habe in jedem Fall eine Zukunft, waren sich die Diskussionsteilnehmer bei den #MTM19 einig. Die Frage der Preisfindung für Inhalte und Abo-Formen müsse aber neu beantwortet werden. Das tun Spezialisten wie der US-Amerikaner Michael Silbermann von Piano:

 

Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog berichtete bei den #MTM19, dass der Abo-Preis für seinen Newsletter im direkten Diskurs mit Lesern festgelegt wurde. Luise Strothmann, die die Produktentwicklung der Tageszeitung taz im Netz verantwortet, gab darüber hinaus zu bedenken, dass es unter Umständen legitim und vermittelbar sei, Online-Inhalte anders zu bepreisen als Abos für das entsprechende Printprodukt.

Zudem zeigte sich die taz-Vertreterin selbst erstaunt, dass eine große Zahl von Abonnenten bereit wäre, freiwillig mehr für zu zahlen als gefordert. Dazu habe der Verlag von Beginn an auf so genannte Gönner-Abos gesetzt, bei denen die Leser einen politisch motivierten Betrag für das Abo entrichten. Strothmann: "Qualitätsjournalismus hat einen Eigenwert für viele Menschen, und sie wollen solche Medien, die sich diesen Prinzipien verpflichten, unterstützen."

 

Auch eine Frage des Preises ...

 

Was diese Angebote eint: Die Abo-Kosten sind deutlich niedriger als bei Gedrucktem. Der Moderator, Journalist und Blogger Richard Gutjahr hat sich gerade Gedanken über das generelle Preisgefüge bei Digitalangeboten gemacht. Und rügt mit Blick auf monatliche Kosten für Digital-Abos von bis zu 37 Euro: "Die meisten europäischen Verlage (außer Springer) versuchen, fast die gleichen Preise zu verlangen, als ob das Internet nie erfunden worden wäre."


Einige Anbieter justieren gerade neu. Und vielleicht bringt eine aktuelle Entwicklung Schwung in die Preispolitik (der Verlage): Ende vergangener Woche hat der Bundestag nun doch noch den Ruf der Printbranche erhört und ein Jahressteuergesetz verabschiedet, das einen ermäßigten Steuersatz auch auf Apps, Websites und Datenbankangebote mit Büchern, Zeitungen und Zeitschriften vorsieht. Damit wird in Deutschland die steuerliche Gleichbehandlung von elektronischen und gedruckten Presseprodukten bei der Umsatzsteuer eingeführt.

Auch für die digitalen Verlagsangebote gilt somit künftig der reduzierte Mehrwertsteuersatz in Höhe von 7 Prozent. Abzuwarten bleibt, ob Printhäuser die Preisreduzierung im großen Stil an die Nutzer von Paid Content weitergeben.


Hier finden Sie alle Pressemeldungen rund um die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2019. Fotos zu den einzelnen Panels gibt es im Programm und Impressionen darüber hinaus in der Mediathek. Die Nachlese zu den #MTM19 ermöglicht der Storytile-Liveblog.

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