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Too much information?

Geschrieben von Bettina Pregel // BLM | 23. Juni 2022

Die Deutschen sind nachrichtenmüde geworden, stellt der Reuters Institute Digital News Report 2022 fest. Mitverantwortlich für diese Entwicklung sind auch die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg. Unter dem Motto „Too much information? Verloren in der Flut von Krisen- und Kriegsberichterstattung?“ lädt die Bayerische Landes­zentrale für neue Medien (BLM) am 29. Juni 2022 online zum 11. Social TV Summit ein.

Als Ursache für Nachrichtenvermeidung und negative Auswirkungen auf die Stimmung nennen 47 Prozent der Befragten im Digital News Report die „als zu viel empfundene Berichterstattung zu Themen wie Politik und Corona“. Jeder zehnte Online-User ab 18 Jahren versucht oftmals bewusst, Nachrichten aus dem Weg zu gehen.

Während zu Beginn der Pandemie und des Ukraine-Krieges der Nachrichtenkonsum eher gestiegen ist, hat sich nun eine gewisse Müdigkeit eingestellt.

Was macht der Information-Overload mit uns?

Im Minutentakt gibt es Krisen- und Kriegsberichterstattung: Manche Menschen haben deshalb das Gefühl, in der Informationsflut unterzu­gehen, vielleicht sogar gefangen zu sein in einem Netz von negativen Nach­richten und Fake News. Der Social TV Summit #stvs22 geht den Fragen nach, was der Information-Overload mit den Menschen macht und wie sich gegen­steuern lässt.

1932 hat der Schriftsteller Aldous Huxley in seinem Roman „Schöne neue Welt“ geschrieben: „We all are overnewsed but underinformed“ – in einer Zeit, in der Informationen und Nachrichten hauptsächlich über Zeitungen und das Radio konsu­miert wurden. Fast 100 Jahre später haben wir weltweit ein Jahrzehnt des digitalen Wachstums hinter uns, wie der Digital Report 2022 von Hootsuite und der Kreativ-Agentur We are Social resümiert.

Bemerkenswert ist vor allem die rasant gestiegene Zahl der Social-Media-User in den letzten zehn Jahren. Als der Social TV Summit 2011 erstmals stattfand, waren es noch 1,48 Milliarden weltweit. Bis 2022 verdreifachte sich diese Zahl auf 4,62 Milliarden, was 58,4 Prozent der Weltbevölkerung entspricht.

Ob nun eher analog oder bereits überwiegend digital aufgewachsen: Wir werden heute mit einem Überfluss an Kanälen und Nachrichten konfrontiert, die unsere Wahrnehmung von der Welt maßgeblich beeinflussen. Da gerade das Prinzip der sozialen Medien auf Teilhabe und Interaktivität basiert, kann heute jeder Sender und Empfänger sein. Nach­richten werden geteilt und in neue Zusammenhänge gesetzt, Unwahrheiten als Fake News bewusst gestreut und Meinungsbildung auf diese Weise gesteuert bzw. manipuliert.

 

#Usethenews: Nachrichtennutzung junger Menschen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi meldet sich per Kurzvideo auf Twitter und Facebook regelmäßig zur aktuellen Lage, um die Massen zu erreichen. Flüchtende berichten über ihre Situation auf TikTok. Milliardenfach lässt sich der Hashtag #Ukraine in den sozialen Netzwerken finden. Beim Social TV-Summit wird Moderator Richard Gutjahr Marcus Bösch interviewen, wie TikTok im Kontext der Kriegsberichterstattung zu „WarTok“ wurde.

Die Nutzerschaft der Social-Media-Plattform wächst insbesondere unter den jungen Menschen deutlich: Laut der aktuellen ARD-ZDF-Online-Studie liegt TikTok bei den 14- bis 29-Jährigen mit 19 Prozent täglichen Usern auf dem dritten Platz der Beliebtheitsskala hinter Instagram und Snapchat.

Interessant ist angesichts der Informationsrolle der sozialen Medien, wie die Nachrichtennutzung Jugendlicher und junger Erwachsener in der digitalen Medienwelt aussieht. Antworten bietet eine Studie im Rahmen des Projekts #Usethenews, an dem auch die BLM beteiligt ist. Über die Ergebnisse der Studie wird Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung beim #stvs22 berichten.

 

Klick-Democracy: Politische Kommunikation über Soziale Medien

Krisen- und Kriegsberichterstattung erzielen Reichweite, aber irgendwann auch ein Gefühl der Ohnmacht. Wie negative Nachrichten unser Denken und unsere Weltsicht beeinflussen, hat die Autorin Ronja von Wurmb-Seibel analysiert. Beim #stvs22 wird sie über das Phänomen des „Doomscrollings“ sprechen und erläutern, wie wir uns davor schützen können.

In einem solchen Klima fallen Verschwörungstheorien auf fruchtbaren Boden. Desinformation ist kein neues Phänomen. Neu ist in der digitalen Medienwelt hingegen die Kombination aus Technologie und Psychologie, die gerade in den sozialen Medien geschickt für politische Propaganda genutzt werden kann. Manche sprechen bereits von einer „Klick Democracy“. Spannend dürfte in diesem Zusammenhang die Abschlussrunde des #stvs22 werden. Prof. Dr. Ursula Münch, Pia Lamberty, Prof. Dr. Ralf Hohlfeld und Alexander Sängerlaub diskutieren das Thema „Politische Kommunikation über Social Media“.

Zu Programm und Anmeldung des Social TV Summit geht es hier.

 



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