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AVOD: Werbekunden sind reif fürs Streaming

17. Dezember 2020

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Und auf dem Bewegtbildmarkt ist noch Platz: Sagen die Gründer von rlaxx TV . Das werbefinanzierte Angebot gibt es seit Anfang September in Deutschland und Großbritannien auf verschiedenen Smart-TV-Modellen, zum 30. November kam in beiden Ländern Amazon Fire TV als Verbreitungsweg dazu, über den potenziell 10,9 Millionen Haushalte in Deutschland (9,2 Millionen in Großbritannien) erreichbar sind.
Bis zum Frühsommer, sagt Geschäftsführer Ronny Lutzi, werde rlaxx TV auf sämtlichen internetfähigen Geräten inklusive Mobiltelefonen, Spielekonsolen und Internetbrowsern abrufbar sein. Wie viele Nutzer*innen die Plattform, die lineare Kanäle und Video on Demand (VoD) bündelt, derzeit hat, verrät Lutzi im Interview mit dem Medientage-Blog nicht – aber wie das Konzept aussieht und wo rlaxx TV seine Stärken gegenüber Streaming-Riesen und Senderangeboten ausspielen kann.

 

Rlaxx TV ist seit September auf dem Markt. Wie machen Sie die Zuschauer auf das neue Streaming-Angebot aufmerksam?

Im Smart-TV-Bereich ist es das A und O, auf der Landingpage zu sein. Wir nennen das die Netflix-Nachbarschaft. Wenn User*innen hier ein neues Logo sehen, können Sie sicher sein, dass die Mehrheit das auch mal anklickt. Außerdem bewerben wir auf den Landingpages spezielle Titel, zum Beispiel ein bestimmtes Thema von Spiegel TV. Wenn der User hier draufklickt, wird er in die App weitergeleitet. Das funktioniert sehr gut. Das können wir auch nach Themen machen, die gerade aktuell sind.

 

Rlaxx ist werbefinanziert (AVOD) und für Zuschauer*innen kostenlos. Welche Werbemöglichkeiten bieten Sie an?

Wir arbeiten vor allem mit Pre-, Mid- und Post-Rolls. Später ist, je nach Verbreitung der App, auch Sponsoring möglich. Zum Beispiel, dass wir einen Rallye-Channel aufbauen, der dann gesponsert wird von einer bekannten Marke in der Rallye-Szene wie etwa Subaru.

 

Wie wird das bisher angenommen von den Werbekunden?

Das wird gut angenommen und ich glaube, dass wir jetzt im richtigen Moment mit diesem Angebot kommen. Auch die Werbungtreibenden sehen, dass immer mehr Zuschauer*innen vom linearen in den On-Demand-Bereich wechseln; sie stellen hier jetzt auch mehr Budgets zur Verfügung.

 

Wie sieht die Content-Strategie von rlaxx TV aus?

Wir versuchen, das Content-Paket so zu schnüren, dass für jeden etwas dabei ist. Wir haben Spiegel TV für Dokumentationen, wir haben Netzkino für Filme, wir haben Musik- und Sportsender, um aus jedem Genre zwei, drei Anbieter einzubinden.

 

Auf dem Markt gibt es zahlreiche Abo-Dienste (SVOD) und AVOD-Anbieter, die ebenfalls lineare Kanäle als Streaming-Angebot bündeln – von Netflix und Amazon über Joyn oder TV NOW, dazu Zattoo und Waipu –, dazu zahlreiche Mediatheken. Was hat rlaxx TV, was andere nicht haben?

Ich persönlich glaube, dass es auf dem SVOD-Markt ein Überangebot gibt. Ein normaler Haushalt kann nicht all diese Angebote buchen, wenn man sich die Budgets anschaut. Außerdem muss man, vor allen Dingen bei den SVOD-Diensten, immer erst einmal suchen, was man schauen will. Wir wollen etwas schaffen, was für Nutzer*innen kostenfrei ist, das finanzieren wir über Werbung, und wir glauben, dass Nutzer*innen am Fernsehgerät keine Lust auf Interaktion haben. Stichwort "lean back".

Deshalb ist rlaxx TV so aufgebaut, dass es immer in einem Linearangebot startet, und dass Nutzer*innen, wenn Interesse besteht, mit zwei Klicks das On-Demand-Angebot von rlaxx TV sehen können. Sie können sich das Beste aus beiden Welten aussuchen.

Außerdem sind wir sowohl plattformunabhängig als auch unabhängig von Studios.

 

Was bedeutet das genau?

Zum einen gehören wir zu keinem Gerätehersteller. Rlaxx TV ist plattformübergreifend. Zum anderen gehören wir auch zu keinem großen Content-Haus. Fast alle größeren Anbieter, vor allem in den USA, gehören zu einem großen Produktionshaus. Das macht es natürlich für Anbieter, die nicht dazugehören, schwierig in der Distribution. So wird natürlich beispielsweise bei Pluto TV Content von Viacom immer besser gestellt werden als Content von Drittanbietern. Bei uns gibt es diese Unterschiede nicht, weil wir frei von großen Studios sind.

 

Wagen wir einen Ausblick auf die Zukunft des Streamings: Wie wird es auf dem Markt weitergehen?

Ich glaube, für Subscription-based-Dienste wird es immer schwieriger werden, sich einzeln zu behaupten gegen Netflix und Amazon, weil das Budget eines Fernsehhaushalts irgendwann ausgereizt ist.

Hinzu kommt: Anbieter wie Netflix werden immer mehr zum Produktionshaus, die Produktionshäuser wiederum gehen alle mit eigenen SVOD-Diensten auf dem Markt. Es wird immer schwieriger, die Produktionen zu monetarisieren. Das wird über Lizenzierung passieren, darum glaube ich, dass all diese Produktionen früher oder später wieder auf dem AVOD-Markt landen. Speziell da sehe ich rlaxx TV als unabhängigen Anbieter in einer ganz besonderen und besonders guten Ausgangsposition.

 

Hat das lineare klassische Fernsehen in der neuen Streaming-Welt noch einen Platz?

Es ist eine interessante Frage, was mit dem klassischen TV passiert. Fernsehen ist, auch wenn wir über OTT sprechen, noch immer der größte Verteilungsweg.

Die digitale Verbreitung bietet viele Möglichkeiten. Im klassischen Fernsehen können Sie nicht einfach einen neuen Channel aufmachen. Wir können im Backend einfach ein Häkchen setzen und haben einen neuen Channel. Deshalb glaube ich, dass das neue Modell die klassischen Distributionswege – Kabelanbieter, Fernsehsender, Satelliten-TV – noch gehörig auf den Kopf stellen wird.

rlaxx-tv-signet

 

Ronny Lutzi, CEO, und Dirk Wittenborg, Präsident, haben rlaxx TV mit Hauptsitz in Kiel gegründet. Lutzi sammelte seit 2011 Erfahrungen mit Smart-TV-Lösungen; damals gründete er mit Partnern Foxxum, seit 2013 tätigt er mit seiner Beteiligungsgesellschaft Kielista Investments in verschiedene Unternehmen und ist bei diesen auch als Berater tätig.

Bis Ende 2021 soll das werbefinanzierte Angebot rlaxx TV, das vor allem kuratierte Kanäle bündelt und mit Channels thematische Schwerpunkte setzt, weltweit verfügbar sein. Zu den Content-Partnern gehören Inhaber von Video- und TV-Rechten aus Afrika, Asien, Nord- und Lateinamerika und Europa mit Premiuminhalten wie Spiegel TV, Vevo Pop, Netzkino, Young Hollywood, Televisa Novelas, HorizonSports oder Gusto TV.

 


Mit diesem Interview startet der Blog der Medientage München eine fünfteilige Reihe rund um das Thema Streaming. Bis in den Januar hinein werden die steigende Nachfrage nach Bewegtbild aus dem Netz thematisiert, die Bedeutung von KI fürs Streaming, die wichtigsten Neuerungen und Trends sowie Fragen, die der individuelle Abruf aus dem Internet aufwirft. 

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