Das E-Paper gehört für immer mehr Leser*innen zum Alltag. Die digitale Zeitung werde immer beliebter, analysieren der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) sowie die ZMG Zeitungsmarktforschung in der "E-Paper-Studie 2020". Deutlich wird auch: Digitalleser*innen sind im Schnitt jünger als die Fans von Print.
"Jede achte verkaufte Zeitung ist inzwischen ein E-Paper. Damit ist die digitale Zeitung eine zunehmend beliebte Form der Zeitungslektüre“: Dieses zentrale Ergebnis der "E-Paper-Studie 2020" verkündet der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), der die Studie bei der ZMG Zeitungsmarktforschung in Auftrag gegeben hat.
Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung nochmals beschleunigt: Allein im zweiten Quartal 2020 stieg der Analyse zufolge die E-Paper-Auflage der Zeitungen um 20,81 Prozent auf über zwei Millionen Exemplare. Sie liegt bei 2.003.448 verkauften Exemplaren pro Erscheinungstag. Damit sind knapp 13 Prozent der Gesamtauflage der Zeitungen inzwischen digital.
Mehr als die Hälfte der verkauften E-Paper wird per regelmäßigem Abonnement bezogen. „Für Leserinnen und Leser ist das E-Paper eine der Top-Nachrichtenquellen, aus der sie sich mehrmals am Tag oder mindestens täglich (38 Prozent) informieren“, heißt es weiter.
Wer liest die digitale Zeitung?
Auch Aussagen zur Zielgruppe, die vorrangig die digitale Ausgabe wählt, lassen sich anhand der "E-Paper-Studie 2020" machen:
- So sind zwei Drittel (65,8 Prozent) der Digital-Fans unter 50 Jahre und damit im Schnitt jünger als Printleser*innen.
- Zwei von drei (65 Prozent) haben einen höheren Bildungsabschluss und sind voll berufstätig.
- 43 Prozent nutzen regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr und sind Berufspendler. Die digitale Zeitungslektüre gehört somit inzwischen zu ihrem Alltag.
- Darüber hinaus zählen E-Paper-Nutzer zu den Besserverdienenden: 43 Prozent verfügen über 3000 Euro netto im Monat, bei jedem Fünften (21 Prozent) liegt das Haushaltsnettoeinkommen bei über 4000 Euro.
Die Studie gibt auch Auskunft darüber, über welche Endgeräte die digitale Zeitung oder Inhalte der Zeitungsmarken gelesen werden - auch hier ist das omnipräsente Smartphone auf dem Vormarsch:
Paid Content wird mehr und mehr akzeptiert
Bei der Bereitschaft, für guten Journalismus zu bezahlen, hat sich etwas getan. Hochwertige Informationen – vorzugsweise aus der Region - dürfen Geld kosten. Damit bestätigt die "E-Paper-Studie 2020" einen Trend, der vor allem während der Lockdown-Phase im Frühjahr zu Tage getreten ist, als sich verunsicherte Bürger*innen über das Corona-Virus informieren wollten.
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der 2000 im Juli online Befragten im Alter zwischen 18 und 69 Jahren bestätigt nun: "Für eine vertrauenswürdige, glaubwürdige Nachrichtenquelle bin ich bereit zu zahlen.“ Reine Print- und Nicht-Leser*innen würden eine geringere Zahlungsbereitschaft an den Tag legen, heißt es in der Analyse.
Apropos Informationen aus der Region: Inhaltlich sind E-Paper-Leser*innen der Studie zufolge besonderes an lokalen und regionalen Nachrichten interessiert. 81 Prozent halten lokalen Journalismus für sehr wichtig für die Gesellschaft, 80 Prozent haben großes Interesse an Informationen zum Geschehen vor Ort. Sie wollen vor allem über Verkehr, Umwelt und Infrastruktur, Soziales, lokale Wirtschaftspolitik, aber auch Polizeiberichte und Veranstaltungen aus ihrem näheren Umfeld informiert werden.
E-Paper-Nutzer*innen zeigen sich generell aufgeschlossen gegenüber anderen Medienkanälen und nutzen diese intensiver zur regelmäßigen Information als Printleser*innen. „So bewerten E-Paper-Nutzer unter anderem Podcasts (60 Prozent Zustimmung) sowie YouTube und andere Video-Plattformen (55 Prozent) als gute Ergänzung zur Meinungsbildung“, heißt es in der "E-Paper-Studie 2020".
Übrigens: Wer die digitale Zeitung nutzt, hält der Gattung selbst seit vielen Jahren die Treue. Bei 77 Prozent gehörte die regionale Tageszeitung, bei 30 Prozent die überregionale zum Alltag im Elternhaus, geht aus der Analyse hervor.
Was schätzen Fans der Digitalausgabe?
Das „einfache Handling, die unkomplizierte und jederzeitige Verfügbarkeit sowie Umweltaspekte, insbesondere den Wegfall von Papier und Lieferweg“. Diese Argumente für die papierlose Zeitung würden die Befragten ins Feld führen, teilt der BDZV weiter mit.
Dass die Leserschaft das Medium an sich und vor allem seine Inhalte schätzt, kommt den Verlagen zugute: "Immer mehr Leser greifen zum E-Paper der Zeitung und sind bereit, dafür zu zahlen. Eine attraktive und wachsende Zielgruppe - für Verlage und für Werbungtreibende", fasst BDZV-Geschäftsführerin Katrin Tischer die Ergebnisse zusammen.
Aktuell liefert die „Süddeutsche Zeitung“ ein Beispiel für das stark gewachsene Interesse der Leser*innen an Digital-Abos. Die Münchner haben im August 2020 zum ersten Mal 150.000 Digital-Abonnenten gezählt und damit ihr Jahresziel bereits im Sommer erreicht. Dass sich die Zahl der verkauften SZ-Plus-Abos binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt hat, führen die Blattmacher*innen auf die Qualität der Inhalte und die neue Abo-Struktur zurück, die seit November 2019 Preise ab 9,99 Euro pro Monat vorsieht. Auch berichtet die „SZ“ inzwischen von einer hohen Umwandlungsquote von Schnupper- hin zu Voll-Abonnements.
Die Medientage München thematisieren Print-Innovationen im Rahmen ihrer virtuellen Konferenz, die dieses Jahr vom 24. bis 30. Oktober 2020 erstmals im Netz stattfinden wird.
Sie interessieren sich für Themen rund um die Medienbranche? Dann finden Sie hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes.
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