Im inzwischen etablierten Streaming-Markt sorgen weitere Neuzugänge für frischen Wind. Zu ihnen zählt CANAL+ Austria, ein Angebot, das vor einigen Wochen angetreten ist, um lokale Interessen und Bedürfnisse der User zu erfüllen. Welche Ansätze und Strategien die jüngsten Streaming-Marken fahren und was neue Anbieter planen: Darüber spricht Martijn van Hout, Managing Director CANAL+ Austria & Country Manager Österreich und Deutschland bei CANAL+ Luxembourg, im Rahmen des Medientage-Specials Connect! The Future of TV. Zuvor aber ein erster Einblick in sein Wirken – im Interview.
Herr van Hout, Sie starteten mit CANAL+ Austria Mitte März vergleichsweise spät ein neues Streaming-Angebot für den österreichischen Markt. Was können Sie jetzt anders machen als Pioniere wie Netflix?
Martijn van Hout: Die Pionierphase ist sicherlich vorbei, aber trotzdem stehen wir noch am Anfang. Der Markt für Streamingdienste verändert sich laufend und wächst rasant, vor allem für neue Anbieter.
CANAL+ ist einer der größten europäischen Schöpfer von Film- und Fernsehinhalten, mit eigenen Studios, eigenen Sendern und Fernseh-Distribution. Auf dieser starken Basis und mit unseren Alleinstellungsmerkmalen bauen wir das CANAL+ Angebot in Österreich auf.
Konkret heißt das: ein Streaming-Angebot mit europäischen Schwerpunkten und einem eigenen linearen Fernsehsender CANAL+ FIRST, über den man sich im bequemen „lean back“-Modus mit unseren exklusiven und originalen Inhalten vertraut machen kann.
Vom Start weg werben Sie mit „1 App für alle Streaming-Geräte“. Wie sieht es mit der User Experience auf den verschiedenen Devices aus?
Wie bei Netflix. Unsere App ist auf Smart-TV-Fernsehgeräten verfügbar, es gibt mobile Apps und Streaming-Hardware wie etwa den Amazon Fire Stick.
CANAL+ Austria verspricht „europäische Serien und Filme, österreichische Eigenproduktionen und vieles mehr“. Reicht das zur Abgrenzung vom bestehenden Bewegtbild-Angebot in Österreich?
Hundertprozentig ja! Denn es gibt ja kaum österreichische Streaming-Angebote. Das CANAL+ Angebot für Österreich wird von einem österreichischen Team speziell für den heimischen Markt produziert und an lokale Interessen und Bedürfnisse angepasst.
Es ist fast einzigartig, dass wir mit CANAL+ FIRST einen echten österreichischen Pay-TV-Sender haben – das gibt es im bestehenden Angebot in dieser Form sonst nicht.
Wie unterscheiden Sie sich bei Genres und Programmfarben von anderen Streamern und Mediatheken?
CANAL+ hat seinen ganz eigenen „Tone of Voice“ und bringt eine frische Perspektive zu unterschiedlichen Themen, egal ob es sich dabei um TV-Dramen, Komödien oder um große Kinofilme handelt. Die Geschichten, die wir bringen, sind weniger in Schwarz-Weiß-, sondern in vielen unterschiedlichen Schattierungen gefärbt.
Es sind Inhalte, die einen bewegen, die man in dieser Form sonst nirgendwo anders bekommt.
Martijn van Hout, CANAL+ Austria
Der Polizei-Thriller wie „The Responder“ mit Martin Freeman etwa ist ein gutes Beispiel für eine Serie, in der man hautnah erlebt, welchen (inneren) Kämpfen ein Polizist oder First Responder heutzutage ausgesetzt ist.
Wird CANAL+ Austria eine Blaupause für weitere europäische Streaming-Angebote aus Ihrem Haus?
Ja, CANAL+ Austria ist Teil einer größeren Entwicklung hin zu lokalisierten Angeboten in verschiedenen Märkten. Das nächste Projekt wird im Herbst in Tschechien und in der Slowakei umgesetzt.
Konkurrenz, Finanzierung, Zuschauer:innenverhalten: Wo geht aus Ihrer Sicht der Markt in den kommenden zwei bis drei Jahren hin?
Die Trends im Fernsehverhalten sind deutlich, die Attraktivität von zeitversetztem beziehungsweise On-Demand-Fernsehen wird nicht abnehmen. Mit CANAL+ sind wir gut aufgestellt, um umfassend und in verschiedenen Geschäftsfeldern der Streaming- und TV-Wertschöpfungskette zu profitieren – sei es mit unseren Studios, mit dem Senderbetrieb oder mit Werbung und der PayTV-Vermarktung.
Wir werden uns dorthin orientieren, wo der Markt sich hin entwickelt.
Zur Person:
Martijn van Hout, in Amsterdam geborener Pay-TV- und Broadcast-Medienmanager, arbeitet seit über 10 Jahren in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Österreich für CANAL+ Luxemburg und dessen Private-Equity-Vorgängerunternehmen. In Österreich startete er zuletzt CANAL+ Austria in Zusammenarbeit mit A1 Telekom Austria, nachdem er 2011 HD Austria auf DTH (und später OTT) in Zusammenarbeit mit ORF, ProSiebenSat.1 und RTL eingeführt hatte. In Deutschland verwandelte er den Eutelsat-eigenen KabelKiosk-Pay-TV-Dienst in den führenden B2B-TV-Lizenzdienstleister auf dem DACH-Markt, der jetzt unter der Marke M7 Deutschland firmiert.
Van Hout ist von Natur aus ein Marketeer; er war als VP Marketing & Sales für das Rebranding der M7 Group in neun Ländern verantwortlich. Davor war er mehrere Male in der Telekommunikationsbranche bei KPN in den Niederlanden, Belgien und Deutschland tätig, mit Schwerpunkt auf Marketing und Produktmanagement.
Martijn van Hout lebt mit seiner Partnerin in Luxemburg und Antwerpen und ist stolzer Dauerkarteninhaber von Ajax Amsterdam, zusammen mit seinem Sohn im Teenageralter.
Das MEDIENTAGE Special Connect! The Future of TV findet in diesem Jahr bereits zum siebten Mal statt und widmet sich am 31. Mai vor Ort in München der Welt des Bewegtbilds und des vernetzten Fernsehens (in Kooperation mit MEKmedia).
Auf der Agenda stehen die Themen: New TV, Connected TV, Streaming, OTT, Smart TV Apps, Plattformen und Devices, Content Strategien, Storytelling und Distribution, Advanced TV Advertising, Addressable TV, Live Shopping, NFTs , Interactive Experiences und Social TV. Martijn van Hout wird als Talkpartner der Session „New kid in town – Was planen die neuen Streaming-Anbieter?“ Teil des Kongresstages sein.
Hier geht es zum Programm und zum Ticketshop.
In diesem Rahmen wird darüber hinaus zum dritten Mal der Connect! The Smart TV Award verliehen. Er zeichnet besondere Innovationen, Apps und Services rund um das vernetzte Fernsehen aus. Die MEDIENTAGE MÜNCHEN verleihen den Award gemeinsam mit der Deutschen TV-Plattform, unterstützt vom MedienNetzwerk Bayern. Als Verbandspartner ist VAUNET mit an Bord.
Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes zu finden.
Zudem können Medienthemen auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.
Darüber hinaus stehen Zusammenfassungen vieler Sessions der 35. MEDIENTAGE MÜNCHEN sowie Bildmaterial in der Mediathek der Medientage-Homepage bereit.
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