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Learnings der MEDIENTAGE MÜNCHEN

2. November 2023

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Viele drängende Fragen zum Einsatz von KI, zur Verantwortung der Medien in der Gesellschaft, zu digitalen Monopolen oder auch zu neuen Erlösquellen haben die #MTM23 mit spannenden Speakern in abwechslungsreichen Sessions und Masterclasses beantwortet. Hier ein Überblick über zentrale Learnings der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN.

 

Ausgehend von dem diesjährigen Motto der MEDIENTAGE MÜNCHENIntelligence – durchleuchteten zahlreiche Impulse, Interviews und Diskussionen das prägende Konferenz-Thema KI. Die Tools der künstlichen Intelligenz, so erfuhren die mehr als 5000 Besucher:innen über die drei Konferenztage hinweg, können Nutzungsdaten analysieren, Fake News identifizieren, Inhalte kuratieren und personalisieren.

Und KI kann auch Berichte über datafizierbare Ereignisse erstellen. Andererseits basiert Kommunikation auf Glaubwürdigkeit und Vertrauen, die wir als Menschen vor allem aus der Beziehung zu anderen Menschen schöpfen. Deshalb müsse der Einsatz generativer KI möglichst transparent erfolgen, waren sich Medienmacher:innen sowie Vertreter:innen aus Medienpolitik und -aufsicht einig.

Auch darüber, dass die KI-Zukunft klug und transparent reguliert werden müsse, herrschte Konsens. Dr. Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und bayerischer Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, betonte zum Auftakt der #MTM23 im Rahmen des diesjährigen MEDIENTAGE-Gipfels, KI könne eine "sehr gute Unterstützung für die Medienbranche" sein. Neue Technologie sei oft "janusköpfig". Dies dürfe aber nicht bedeuten, KI-Chancen nicht zu nutzen. Bei der Regulierung komme es darauf an, keine Regeln aufzustellen, die später Innovationen verhindern könnten.

 

"Kulturelle Transformation" durch KI

Es gab von verschiedenen Seiten viele Anregungen, wie die Branche mit KI umgehen sollte. KI erfordere Partizipation, Transparenz und Regulierung – das machten diverse Sessions, unter anderem am Europatag der MEDIENTAGE, deutlich. KI könne dazu beitragen, dass die Arbeit in vielen Bereichen wie Recherche erleichtert werde und sich verbessere. Den Menschen und seine Empathie könne sie aber nicht ersetzen, so der Tenor der Diskutierenden unter anderem im Publishing-Track.

Max Wiedemann, Chief Business Development & Chief Production Officer des Produzenten Leonine Studios, brachte es ganz gut auf den Punkt: Er bezeichnete generative KI-Software als „Super-Tools, die Superkräfte verleihen“, wenn die User und die Software als „Tandem Mensch-Maschine“ zusammenarbeiten würden. Voraussetzung für einen klugen Umgang mit KI ist, aufgeschlossen und lernbereit zu sein: „Lernt zu fliegen, bevor der Ast bricht“, machte Prof. Dr. Yasmin Weiß von der Technischen Hochschule Nürnberg mit Blick auf den Nachwuchs deutlich.

Wiederholt schallte von den insgesamt fünf Bühnen der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN im Werksviertel der Appell, sich gerade mit Blick auf die immensen Umwälzungen durch den breiten Einsatz von Anwendungen wie ChatGPT nicht zu sehr an Tradiertes und Gelerntes zu klammern. Die Konferenz wurde von der Medien.Bayern GmbH, einer Tochtergesellschaft der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), veranstaltet und von der Bayerischen Staatskanzlei und der BLM gefördert. Für BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege war ein wichtiges Learning, dass Brücken geschlagen werden müssten zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz. Denn es gehe nicht nur um eine digitale, sondern auch um eine „kulturelle Transformation“.

 

"KI darf den Menschen nicht ersetzen.“

Dr. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, fasste KI und den Faktor Mensch zusammen und setzte eine „ethische Faustformel“ auf: „Anwendungen der KI sollten menschliche Handlungs- und Entfaltungsmöglichkeiten erweitern und nicht verringern. KI darf den Menschen nicht ersetzen.“

Beim ersten KI-Gipfel der MTM formulierte Google-Manager Dr. Wieland Holfelder in seiner Keynote aus, was allgemein viel Zustimmung fand: „Der Hype um KI, den wir momentan erleben, geht darauf zurück, dass mit ChatGPT und anderen Anwendungen diese generative KI nun allen Nutzer:innen zur Verfügung steht. Wir können nun Inhalte generieren, die zutiefst menschliche Eigenschaften haben.“

Im Zusammenwirken mit der bekannten analytischen KI könne Technik heute alle Bereiche des menschlichen Gehirns abbilden, erklärte Holfelder. Und weiter: „In den nächsten Jahren kann KI etwa 330 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung in Deutschland beitragen, wenn nur 50 Prozent der Unternehmen KI nutzen.“

 

Achtet auf die Wirkmacht der Medien!

Wie beeinflussen Medien die öffentliche Meinung und das gesellschaftliche Bewusstsein für die großen Fragen unserer Zeit?

Auch diese Fragen gehörten zu den prägenden Themen der #MTM23 im House of Communication der Serviceplan Group. Transformationsforscherin Maja Göpel war an Tag 1 der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN zu Gast und sprach darüber, wie die Medien Schritt halten können und sich verändern müssen in einer sozial, ökologisch und wirtschaftlich sich rasant verändernden Welt.


Nachhaltigkeit, Klimaschutz, konstruktiver Journalismus: Viele Speaker und Sessions thematisierten im Rahmen der #MTM23, wie Medien Wirkmacht auf Veränderungen in der Gesellschaft haben können. Nur 1,8 Prozent der Sendezeit im TV widmen sich dem Klimawandel - das war eines der Ergebnisse der Studie der MaLisa Stiftung.

In "Wie die Bilder von heute die Realität von morgen verändern könnten" diskutierten Maria Furtwängler, Joko Winterscheidt und Eva Schulz zu diesen Fakten. Die beiden Medienmacherinnen fanden im Nachgang noch Zeit für ein Interview und gingen vertieft auf die Frage ein, was Medien tun können, um die Dringlichkeit der Themen unserer Zeit möglichst überzeugend und ausgewogen ans Publikum zu bringen:

 


Was tun mit den Tech-Giganten?

Sie müssen weg, forderte der Wissenschaftler und Buchautor Dr. Martin Andree bei den MEDIENTAGEN MÜNCHEN. Die publizistische und wirtschaftliche Macht der digitalen Großkonzerne wie Meta, Amazon, Alphabet, Microsoft und Apple müsse unmittelbar begrenzt werden. Andernfalls drohe nicht weniger als eine dauerhafte Aushöhlung demokratischer Gesellschaften. Die Übermacht dieser Digitalkonzerne habe bereits dazu geführt, dass diese Plattformen die politischen Diskurse bestimmten, so Andree.

Dramatisch für Medien: Die größte Macht übten diese Big-Tech-Riesen dadurch aus, dass Links von ihren Plattformen vor allem zu eigenen Inhalten führten. Andree prognostizierte, dass – sollte es in diesem Bereich keine Regulierung geben – der publizistische und wirtschaftliche Anteil der Digitalkonzerne bis 2029 bei mehr als 75 Prozent liegen werde. Dies sei nicht zuletzt deshalb zu befürchten, weil in dieser Zeit bis zu 90 Prozent der Werbebudgets an die Big-Tech-Unternehmen fließe, so das düstere Szenario des Kölner Dozenten.

Immer wieder warben Medienmanager:innen bei den MEDIENTAGEN für mehr Kooperationen unter den europäischen Häusern, um es gemeinsam mit den Giganten aus dem Silicon Valley aufnehmen zu können. Vor allem der Bewegtbildmarkt ringt um Publikum und Werbegelder.

 

Multi-Krisen: Multi-Herausforderungen für den Journalismus

KI, Haltung im Journalismus und die Beziehung zwischen Publikum und Medienschaffenden - darum ging es zum Abschluss der #MTM23 im Journalism Summit. Aus aktuellem Anlass war die hochkarätige Gipfelrunde ergänzt worden um einen Diskussion über die Rolle der Medien in Bezug auf die Berichterstattung über den Nahost-Konflikt. Wie sollten Medien über den Angriffskrieg auf Israel berichten?

Diese Frage stellte der Moderator und Journalist Richard Gutjahr den beiden Gästen Dr. Jan Busse, Konfliktforscher an der Universität der Bundeswehr München, und Richard Schneider, Journalist und ehemaliger Leiter des ARD-Studios in Tel Aviv. Beide waren sich darin einig, dass Journalist:innen mehr denn je die Aufgabe hätten, Informationen zu überprüfen, ehe sie sie verbreiten. Wie schnell Kontrollinstanzen versagen könnten, habe der Angriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen gezeigt. Viele Medien hätten das falsche Narrativ der Terrororganisation Hamas übernommen, Israel stehe hinter dem Vorfall.

Das Misstrauen in die Medien ist in den vergangenen Jahren überhaupt gewachsen und Journalist:innen werden zum Angriffsziel und Opfer von Verschwörungen. Über die Hälfte der Bevölkerung unterstelle, die Medien würden von Mächtigen gesteuert, erklärte Prof. Dr. Wiebke Loosen, (Foto oben, CR Medien.Bayern GmbH) Senior Researcher für Journalismusforschung am Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut in ihrem Impulsvortrag. Für die Studie „Journalismus in Deutschland 2023“ hat sie zur Beziehung zwischen Journalismus und Publikum erforscht. Die Beziehung zwischen den Schreibenden und ihren Rezipient:innen ist ihrer Aussage nach gestört, in den jungen Zielgruppen sei sie teilweise gar nicht vorhanden.

Für BR-Chefredakteur Christian Nitsche ein Wendepunkt im Journalismus. Er sagte bei den #MTM23, er glaube an die Renaissance des klassischen Reporters: „Regional- und Auslandsreporter werden gesucht sein.“ Es reiche beispielsweise nicht, wenn eine Drohne aus einem Überschwemmungsgebiet Bilder der verwüsteten Region liefere. „Es braucht den Reporter oder die Reporterin, der oder die vor Ort ist und die Menschen fragt, wie es ihnen geht“, argumentierte Nitsche. Und hier kam er wieder zum MTM-Motto Intelligence zurück: Diese Aufgabe könne keine KI übernehmen. Nitsche: „Korrespondent:innen haben eine echte Zukunft.

 


Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.

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Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.

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