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Lokalrundfunktage 2024: Was wir mitnehmen

3. Juli 2024

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Die Menschen, die lokales Radio und TV machen, ihr gesellschaftlicher Auftrag, ihre Arbeit in den Sendern vor Ort, ihre Zukunft mit KI und neuen Kooperationen: Viele Themen haben die #LRFT24 in Nürnberg auf die Bühne gebracht. Hier im MTM-Blog ein Überblick über die wichtigsten Learnings.

 
Radio braucht starke Persönlichkeiten.

Das Plädoyer von US-Radiokenner Dennis Clark dürfte vielen Besuchenden der #LRFT24 in Nürnberg nachhaltig in Erinnerung bleiben. Der Vice President of Talent Development von iHeart Radio vermittelte: Menschen sind die Zukunft des Radios, denn sie sind das Bindeglied zu den Hörer:innen. Clark sah Radio Hosts in der Rolle als Influencer:innen im Sinne von Identifikationsfiguren für die jeweiligen Zielgruppen.

Seine Thesen dürfte Dennis Clark durch diverse Gewinnerbeiträge der diesjährigen BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreise bestätigt sehen: Influencer Alessandro Capasso wurde zusammen mit seinen Kollegen Thomas Pleyl und Matthias Ulrich von Gong 96.3 in München für "München Extrem!" in der Kategorie Unterhaltung und Comedy ausgezeichnet. Der Münchner Comedian versteht es, Social Media und Radio witzig zu verbinden und seine Follower On Air und Online mitzunehmen.

Ähnliches gilt für den Sonderpreis der Jury im Bereich „Bestes Online-Format“; Casi Walter und Paul Fischer von ENERGY München wurden für ihre Web-Serie "Ehrenlose Google Bewertungen" mit einem BLM-Preis geadelt. Eine Reihe, die den Nerv der jungen Hörer:innenschaft der Radiomarke trifft.

Gerade bei diesen Preisträger:innen wurde deutlich, dass es sich lohnt, in junge Talente zu investieren – wie in mehreren Sessions der LOKALRUNDFUNKTAGE gefordert und in einer Masterclass von York Strempel und Gianluca Meli rund um die erfolgreiche Nachwuchsarbeit bei 98.8 KISS FM in Berlin demonstriert wurde (Foto oben; CR: Medien.Bayern GmbH, Benjamin Brückner & Ludwig Olah).

 

Der Blick auf KI differenziert sich.

Nach mehr als eineinhalb Jahren Dauertests von ChatGPT und Co. in (lokalen) Medienhäusern wurde bei den #LRFT24 deutlich, dass es gar nicht erwünscht ist, im Übermaß zu prompten. Konkretes Beispiel: Einerseits ist das STUDIO-47-Team um Chefredakteur und Studioleiter Sascha Devigne inzwischen dank dreier selbst entwickelter KI-Tools „in der Lage, mit dem Handy einen Nachrichtenbeitrag zu machen“. Andererseits will er der KI nicht den Redaktionsalltag überlassen und Künstliche Intelligenz im 14-köpfigen Team “wertschöpfend” einsetzen.

Erfahrungen mit dem KI-Sender bigGPT teilte Valerie Weber im Rahmen des Radio-Tracks der LOKALRUNDFUNKTAGE. „KI-Personalities binden die Leute nicht ans Radio. Sie schalten ein und sind fasziniert davon, was die Technologie kann – und schalten dann wieder aus“, räumte die Managerin von Audiotainment Südwest ein.

Demonstriert wurde in Nürnberg aber auch, unter anderem in einer Masterclass von Audiokennerin Katharina Zeschke, in wie vielen Bereichen eines Medienunternehmens KI inzwischen „wertschöpfend“ eingesetzt werden kann.

 

Podcast lohnt sich. Erst recht im Lokalen.

Denn ein sorgsam gewählter und gut gemachter Podcast kann sich als Medium erweisen, das auch junge Zielgruppen an bekannte Radiomarken binden kann. Da war sich Journalist und Podcaster Bastian Rabeneck in seiner LRFT-Masterclass sicher. Sein Appell an Lokalfunker: “Ihr habt die Infrastruktur, Ihr habt die Studios, Ihr habt das Know-how, Ihr seid nah an den Themen dran. Ihr könnt Impulse setzen, die es im Podcast-Markt so noch nicht gibt.”

Das richtige Thema ließe sich dank guter Kenntnis der Menschen vor Ort leicht finden. Welche Storys aus der Region wurden über Jahre begleitet? Gibt es in der Redaktion jemanden mit Expertise zum Thema und guten Kontakten? Lohnt es sich, die Geschichte zu erzählen?
Rabeneck machte das digitale Hörmedium zudem als interessantes Werbemedium schmackhaft: „Podcast ist Branding für Euch als Marke Radio, aber Podcast ist auch Werbefläche.“

LRFT24_MC-Podcast

Zusammenarbeit in/zwischen Sendern stärkt die Schlagkraft.

"Wir müssen uns in den Funkhäusern noch viel stärker vernetzen zwischen Programm und Vertrieb“: Bernd Rasser, Geschäfts- und Programmleiter von Radio Mainwelle, hat für "Die Jobbox" die "Influencer" seines Senders für eine Sales-Idee gewonnen; dabei wurden dieses Jahr erstmals offene Stellen der annoncierenden Kunden vom Mainwelle-Team testweise besetzt und so ein Eindruck vom potenziellen Arbeitgeber on Air und in Social Media vermittelt. Mit dem bei den LRFT präsentierten Effekt: Von 400.000 Euro Umsatz aus der Aktion stammen 80 Prozent aus den Töpfen neuer Kunden.

Ein Beispiel für mehr Schlagkraft durch Kooperation zwischen Sendern und Medienanstalten brachte BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege mit dem „Nachhaltigkeitspakt Medien“ auf die LRFT-Bühne – zusammen mit Annette Kümmel von der MEDIASCHOOL und Alexander Woldrich von Radio Fantasy. Kümmel trommelte für gemeinsame Ziele der Branche: “Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem blanke Nachrichten einfach nicht mehr reichen und an dem es unsere Aufgabe als Medien ist, mehr zu tun.”

Auch bei der Werbung im TV stehen die Zeichen auf Zusammenarbeit. Im großen Stil: Es stand bei den LOKALRUNDFUNKTAGEN das Angebot im Raum, dass auch lokale und regionale Sender Teil einer europäischen Lösung sein könnten, durch die Sendergruppen sowohl lineare Fernsehwerbung als auch Addressable TV anbieten können.

Im Rahmen einer Diskussion rund um die „Audiostrategie 2025“ pochte darüber hinaus Till Coenen als Senderchef von Radio Arabella und 95.5 Charivari in München und Teil des Vorstands im Lokalfunkverband VBL auf mehr Miteinander: „Die Zukunft unseres Geschäftsmodells liegt einerseits in vermarktbaren Reichweiten, andererseits aber auch in Kooperationen, damit sich die Lokalsender auf ihre Kernkompetenzen, nämlich lokale Themen, konzentrieren können.“

Professor Christof Seeger von Hochschule der Medien Stuttgart attestierte den Medien vor Ort Heimatgefühl, Service, Orientierung, Glaubwürdigkeit. Und: „Lokal ist nicht egal!“ Den positiven Zuschreibungen schob er drei große Herausforderungen hinterher, um den Status-quo halten zu können: Wie kann man weiterhin junge Talente finden, die sich in der Branche wiederfinden? Welche Inhalte müssen produziert werden, um junge Zielgruppen anzusprechen? Wie können sich Medienhäuser finanzieren, damit genügend Spielraum für Innovation bleibt?

 

Demokratie ist in Gefahr – lokale Medien können gegensteuern!

Mit seiner Keynote zu Eröffnung der 32. LOKALRUNDFUNKTAGE setzte BLM-Präsident  Schmiege den Rahmen für viele Diskussionen innerhalb der zwei Konferenztage im NCC Mitte der NürnbergMesse: „Lokalfunk spielt eine unverzichtbare Rolle für eine vielfältige und ausgewogene Meinungsbildung. Auch weil er auch mal Brücken baut. Spaltung entgegenwirkt.” Studien würden belegen: Wo lokale Medien fehlen, verstärken sich radikale Tendenzen. Schmiege verwies auf die zunehmenden „Demokratie-Skepsis in Filterblasen im Netz“.

Romy Blank vom Vogtland Radio nahm bei einer LRFT-Session zum Thema den Auftrag gerne an. Ihr Credo: „Guter Lokaljournalismus muss in der Lage sein, bundesweite Themen ins Regionale runterzubrechen, er muss gute Themen finden und sie so darstellen, dass jeder Hörer am Radio klebt.“ Katja Ilnizki von kokolores.media ergänzte: Vor allem Radio habe mit seiner Barrierefreiheit, im Vergleich zu Lokalzeitungen mit Bezahlschranken, eine große Bedeutung bei der Vermittlung gesellschaftlich relevanter Themen.

LRFT24_BlankRomy Blank bei den #LRFT24 (Foto: Medien.Bayern GmbH, Benjamin Brückner & Ludwig Olah)

 

Das FAB-Zeugnis fällt positiv aus.

Und Radio spielt in Bayern nach wie vor eine zentrale Rolle – für täglich mehr als drei Viertel der Bevölkerung (78,5 Prozent; 2023: 81,3 Prozent), die einschalten. Das weiß die Funkanalyse Bayern 2024. Fast ein Viertel der Menschen über 14 Jahre im Freistaat (23,6 Prozent; 2023: 24,3 Prozent) wählt dabei eine lokale Privatwelle.

Die BLM pocht aufgrund der Ergebnisse auf die hohe Relevanz der lokalen Sender: Neben der Musik sind lokale Informationen der Hauptgrund, Lokalradio zu hören.

Und: Die 14 bayerischen Lokal-TV-Programme halten ihre Tagesreichweite stabil bei 746.000 Zuschauer:innen pro Tag – trotz zunehmender Konkurrenz durch Streaming-Anbieter.



Fotos und Impressionen von den LOKALRUNDFUNKTAGEN stehen hier zum Download bereit. Zur großen Nachlese im Liveblog einfach auf die Bildergalerie klicken:

 


Bildmaterial und weitere Beiträge rund um die 32. LOKALRUNDFUNKTAGE stehen in der Mediathek und im Blog der Medientage bereit.

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Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.

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