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Wiener Zeitung: Ein Neustart mit Mission

24. August 2023

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Die Zeitenwende bei der Wiener Zeitung hat ein Datum: Seit dem 1. Juli ist das 1703 gegründete Traditionsblatt nur noch mit einem neu ausgerichteten Auftritt im Web präsent. Den österreichischen Regierungsparteien ÖVP und Grüne wird das Ende der gedruckten Wiener Zeitung (Foto oben: Adobe Stock) und ihres etablierten Online-Auftritts zum 30. Juni seither von verschiedenen Seiten zum Vorwurf gemacht. 
Doch wie läuft es fürs Team nach dem harten Einschnitt inklusive Stellenabbau? Der Blog der Medientage München hat rund um den 320. Geburtstag der Marke Anfang August bei Geschäftsführer
Martin Fleischhacker nachgefragt.


 

Herr Fleischhacker, die Wiener Zeitung weiß wohl am besten, was Transformation bedeutet: Ende Juni war Schluss mit der Druckausgabe nach „zehn Kaisern, zwei Republiken und 320 Jahren“, seither spricht ein kleineres Team nur noch digital eine radikal jüngere Zielgruppe an. Wie geht es dem Team damit?

Die Redaktion der Wiener Zeitung ist mit einer Ausnahme bereits zu Printzeiten im Unternehmen gewesen. Das Team ist eingespielt, die neue Ausrichtung wurde weitgehend gemeinsam entwickelt und hat sich gut etabliert. Die erste Aufdecker-Story rund um den Präsidenten des österreichischen Gemeindebundes wurde von allen Medien des Landes über mehrere Wochen übernommen.

Diese Anerkennung hat für Motivation quer durch das ganze Unternehmen gesorgt. Die neue Ausrichtung des Unternehmens sorgt für eine spürbare Aufbruchstimmung.

 

fleischhacker-Wiener-Zeitung

 An die Stelle einer gedruckten Zeitung, die von kostenpflichtigen Firmenbucheinträgen getragen wurde, ist nach dem politisch gewollten Ende dieser Pflicht ein umfassender Onlineauftritt geworden. Wie wird die „neue“ Wiener Zeitung finanziert?

Die Wiener Zeitung wird sich künftig aus einem öffentlich-rechtlichen Auftrag finanzieren. Dieser umfasst eine nicht valorisierte Summe von 6,25 Millionen Euro pro Jahr. In zwei Jahren findet eine Evaluation durch die Republik statt. Wir werden künftig anders als bisher an Kennzahlen gemessen werden.

 

Es fließen also weiterhin Staatsgelder. Wie werden diese Mittel seit Juli für Qualitätsjournalismus eingesetzt, den sich die Marke nach wie vor auf die Flaggen schreibt?

Die finanziellen Mittel zahlen auf Unabhängigkeit und Qualitätssicherung ein. Anders als privatwirtschaftliche Medien sind wir nicht am Anzeigenmarkt tätig und entsprechend davon unabhängig. Zielgruppenbefragungen haben ergeben, dass auf ein umfangreiches Quellenverzeichnis großer Wert gelegt wird – die Wiener Zeitung bietet ein solches und verweist so aktiv auch auf die Arbeit der am Markt frei finanzierten Medien.

Dieser Aufwand im Sinne der Verstärkung und der Transparenz kostet Zeit und damit Geld und kann deshalb oft nicht in dieser Form von privatwirtschaftlichen Medien angeboten werden.

 

In welchen Bereichen ist die Gruppe nun tätig?

Die Mediengruppe Wiener Zeitung deckt über den öffentlich-rechtlichen Auftrag folgende Geschäftsfelder ab: Neben dem Betrieb der neuen WZ und der digitalisierten Veröffentlichungsplattform EVI, haben wir eine Initiative zur Stärkung des österreichischen Medienstandorts ins Leben gerufen. Der so genannte Media Hub Austria bietet 24 Jungjournalist:innen pro Jahr die Möglichkeit für zwölf Monate journalistische Praxis bei uns und bei Partnermedien kennenzulernen.

Das Media Innovation Lab ist eine jüngere Schwester des Media Lab Bayern und fördert Medien Startups in Österreich. Zusätzlich stärkt das Zentrum für Medienwissen die Medienkompetenz der Bürger:innen des Landes. Außerdem bespielen wir mit der Contentagentur Austria das Feld des Corporate Publishing und betreiben mehrere digitale Plattformen rund um die Themen öffentliche Vergabe und Wirtschaftsinformationen.

Im Oktober 2023 findet zudem erstmals das junge Medien-Event „re:think media“ in Wien statt. Dieses bietet jungen Medienschaffenden die Möglichkeit sich mit etablierten Medienhäusern auf Augenhöhe auszutauschen.

 

Glauben Sie, dass die Wiener Zeitung ein Vorbild sein kann für das Medienhaus der Zukunft?

Wir haben als Bundesunternehmen natürlich andere Voraussetzungen als klassische Medienhäuser. Dennoch glauben wir fest daran, dass unsere Werte – nämlich Transparenz, Kooperation, stringente digitale Ausrichtung und frühzeitiges Ausprobieren von Technologien und Trends – Themen sind, die alle Medienhäuser betreffen. Wir sehen uns als Servicestelle für alle großen und kleinen Medienhäuser in Österreich und Multiplikator über die Landesgrenzen hinaus.

 

Wie lautet Ihr persönliches vorläufiges Fazit?

Wer unseren Transformationsprozess ein wenig mitverfolgt hat, musste sehen, dass wir relativ viel – teils auch klar politisch motivierten – Gegenwind hatten.

Ich möchte nicht sagen, dass langsam Ruhe einkehrt, aber wir haben nun endlich den Rahmen und das bisschen mehr Ruhe, um das zu tun, wofür wir angetreten sind: modernen, transparenten und qualitätsvollen digitalen Journalismus UND den Aufbau eines vielseitigen neuen Medienhauses als Ermöglicher, Verstärker und Dreh- und Angelpunkt für unsere Branche. Ich darf sagen: die bisher schönste Aufgabe in meiner Karriere.

Zur Person:

Martin Fleischhacker ist seit 2002 bei der Mediengruppe Wiener Zeitung und seit 2018 deren Geschäftsführer.

 


Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2023 finden vom 25. bis 27. Oktober bei der Serviceplan Group im House of Communication in München statt. Dabei blicken wir im Rahmen des Publishing Tracks auf Transformation in Medienhäusern, auf Trends, Herausforderungen und Chancen für die Branche.

MTM23-Foyer

Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes zu finden.
Zudem können Medienthemen auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.

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