
Künstliche Intelligenz verändert auf Basis von ChatGPT und Co. nicht nur die Art, wie Inhalte erstellt, kuratiert oder verbessert werden. Vor allem die Audio-Werbelandschaft wird vom KI-Einsatz unterstützt, indem beispielsweise Unmengen von Daten klug ausgewertet werden können. Beim diesjährigen Radio Advertising Summit in Köln wurde deutlich: KI-gestützte Technologien machen Radiowerbung effektiver, besser messbar und transparenter. Entwicklungen, die auch bei den LOKALRUNDFUNKTAGEN am 25. und 26. Juni in Nürnberg zur Diskussion stehen werden.
Etabliert haben sich bei vielen Sendern und Podcaster:innen inzwischen KI-Tools wie Auphonic, wenn Künstliche Intelligenz für eine Produktion zum Einsatz kommen soll. Dessen automatische Audio Post Production lässt Mundgeräusche beim Denoising herausrechnen; ein "Ähem!“ kann verschwinden, der Beitrag wird sprachlich geglättet. Überzeugende Beispiele wurden etwa bei der Münchner Podcast-Konferenz So many Voices von Auphonic-Manager Christoph Grasser demonstriert.
Lesbare Echtzeit-Analyse
Doch mehr und mehr wird deutlich: Vor allem im Sales-Bereich bringen KI-Tools mehr Effizienz und Möglichkeiten ins Spiel. "Revolution durch Echtzeit-Analyse“ könnte Umschreibung sein für das, was Robert Förster mit seinem Startup Radiozeit beim #RAS25 in Köln präsentierte. Die Technologie transkribiert, übersetzt und erfasst Radiobeiträge inhaltlich.
Sprich: Radiozeit schafft Radio zum Mitlesen und ermöglicht ein "Media Monitoring“ von Inhalten, Formaten und Wettbewerbern über Sendergrenzen hinweg. So wird beispielsweise für Verkaufsteams deutlich, welche Marken mit welchen Spots bei anderen Sendern präsent sind. Diese KI unterstützt damit nicht nur Programm- und Redaktionsleitende, sondern auch Vertriebsabteilungen von Radiostationen.
KI macht Audio-Spots dynamisch
Ein konkreter Anwendungsfall beim #RAS25 kam von ARD MEDIA mit Paul Schulz als Produktmanager Digitale Medien. Er demonstrierte zusammen mit Björn Ühss, Mitgründer und CCO des Unternehmens AudioStack.ai, wie KI und das kontextuelle Aussteuern die Podcast-Werbung für die Quizshow "Wer weiß denn sowas?" relevanter und interaktiver gestalten können.
Nicht nur, dass KI-gestützte Spots bei minimalem Aufwand einheitliches Sounddesign bei zahlreichen Spot-Varianten erlauben – ohne Bruch in Tonalität oder Botschaft. Interessant ist im konkreten Fall vor allem, dass die Audiowerbung im für Hörer:innen gerade passenden, thematischen Umfeld platziert wird. Das "kontextuelle Targeting“ stellt also sicher, dass Werbung nicht nur die gewünschte Zielgruppe erreicht, sondern auch deren aktuelles Interesse trifft. In Köln war von "maximaler Relevanz im Moment des Hörens“ des Spots die Rede.
Echtzeitkontrolle von Werbung
Was, wenn nahezu parallel zur Ausstrahlung von Spots deutlich wird, wie welche Audiowerbung wirkt?
Im Kern verspricht das Masslytics. Der Münchner Lokalsender Radio Gong 96.3 hat zusammen mit dem niederländischen Anbieter die Echtzeitmessung von Reklame am Beispiel der Haferbrei-Marke 3Bears durchgespielt. Dafür wurde die Website mit dem Onlineshop vor dessen Werbeeinsatz mit einem Tracking-Pixel versehen. Vor der Werbeschaltung nahm Masslytics zudem eine Nullmessung, um im Nachgang via Scan von Google und Social Media herausfiltern zu können, welche Veränderungen sich nach den jeweiligen Ausstrahlungszeiten des Spots rund um die Marke 3Bears einstellen.
Deutlich wurden dabei messbare Wirkungsunterschiede der Radiowerbung: Von Moderatoren vorgetragene Werbung ("Host-Reads") steigerten den Zugriff auf die Website von 3Bears um 34,9 Prozent. Klassische Spots sorgten nur für 12,8 Prozent plus. Ähnliche Erfahrungen hat die Branche bereits im Podcast-Bereich gemacht. Und in der Primetime am frühen Morgen (6 bis 7 Uhr) war demnach der effektivste Zeitpunkt für den Reklame-Einsatz, um das Einlösen von Rabatt-Codes im Webshop zu forcieren.
Trends im Bereich KI
Trendsetter KI unterliegt selbst Trends. Dazu zählt, dass die Zukunft der Mediennutzung dank Künstlicher Intelligenz stark "multimodal“ geprägt sein wird. Will heißen: Content wird dank KI über Text, Audio, Video und Sprache nutzungsabhängig bereitgestellt. Inhalte können somit nicht nur als Artikel, sondern auch als automatisch generierte Audiodateien angeboten werden – etwa Nachrichtenformate zum Hören.
Mag das auch erst einmal nach neuer Konkurrenz für die Gattung Audio klingen: Die Branche hat dank KI ebenso die Chance, die eigenen Gattungsgrenzen zu sprengen und beispielsweise im Bereich Video mitzuspielen.
Wie aus dem "AI for Media Report“ des Media Lab Bayern unter dem Titel "Wie Medien im KI-Zeitalter sichtbar bleiben“ hervorgeht, werden auch klare Vorteile für die Werbevermarktung erwartet. Medieninhalte können demnach durch KI zielgerichtet auf bestimmte User-Gruppen zugeschnitten werden – nicht nur inhaltlich, sondern auch in Format, Stil und Werbeumfeld. Neue Geschäftsmodelle entstehen, wenn Inhalte in so genannten Trusted Content Pools zusammengeführt und gegen Leistungen an Sprachmodell-Anbieter verkauft werden. Weitere Beispiele und Anregungen sind dem Report zu entnehmen, der hier zum Download bereit steht.
KI als Gamechanger bei Big Data
Deutlich wird: Jenseits von urheberrechtlichen Abwägungen kann KI massiv unterstützen. Vor allem wenn es gilt, das Potenzial riesiger Datenmengen für die persönliche Ansprache von Hörer:innen, für mehr Transparenz in Werbung und Vermarktung oder für das bessere Aussteuern der Reklame abzuschöpfen. Hier findet gerade die KI-Revolution im Audio-Markt statt.
Der diesjährige Termin für das Klassentreffen des lokalen und regionalen Rundfunks steht: Am 25. und 26. Juni finden die LOKALRUNDFUNKTAGE 2025 im NCC Mitte NürnbergMesse statt. Diverse Sessions werden den Fokus auf KI und Audio-Marketing richten. Einige der im Text genannten Cases und Startups werden beim Nürnberger Event präsent sein.
Mehr Lesenswertes rund um die MEDIENTAGE MÜNCHEN findet Ihr im Blog. Inspirierendes kann auch gehört werden: Ganze 150 Folgen mit Host Lukas Schöne stehen inzwischen im MEDIENTAGE-Podcast "This is Media NOW" für Euch zum Abruf bereit – mit vielen spannenden Themen und Gesprächspartner:innen!
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