Der VAUNET als Verband der kommerziellen TV- und Radioanbieter hat einmal mehr die Mediennutzung der Deutschen durchleuchtet. Und fühlt sich von den Ergebnissen bestätigt: Auf Hören und Sehen verteilt sich der größte Teil unseres Medienzeitbudgets. Im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren ist die audiovisuelle Mediennutzung in Deutschland sogar angestiegen.
„Audio- und audiovisuelle Medien werden im Leben der Menschen immer wichtiger. Das ist ein Trend, den wir seit vielen Jahren beobachten und der sich auch in den aktuellen Daten widerspiegelt“, sagt Frank Giersberg. Der Geschäftsführer des VAUNET hebt damit die wichtigste Erkenntnis der Mediennutzungsanalyse 2022 hervor, die der Privatfunkverband jetzt auf Basis von Sekundärquellen veröffentlicht hat.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Über alles hinweg gilt: Der Anteil der Audio- und audiovisuellen Mediennutzung am gesamten Medienzeitbudget der Deutschen ab 14 Jahren ist 2022 auf knapp 90 Prozent angestiegen.
- Im zurückliegenden Jahr haben wir im Schnitt mit 9 Stunden und 43 Minuten täglich über eine halbe Stunde länger Audio und Bewegtbild konsumiert als noch im Vorkrisenjahr 2019. Damals waren das deutsche Publikum noch 9 Stunden und 6 Minuten pro Tag mit Hören und Sehen beschäftigt.
- Für einen neuen Rekord reicht es allerdings nicht: Im Verhältnis zum Corona-Jahr 2021, als die Menschen in den Lockdowns auf der Suche nach Information und Unterhaltung mehr Zeit vor Radio- und TV-Geräten verbracht hatten, ist die durchschnittliche Nutzung 2022 um 17 Minuten leicht zurückgegangen. Zum Vergleich: 2021 waren es 10 Stunden.
- Die Gesamtmediennutzung in Deutschland über alle Mediengattungen hinweg betrug im Jahr 2022 täglich 10 Stunden und 52 Minuten (Vorjahr: 11 Stunden und 18 Minuten). Im Vergleich zum Vorkrisenniveau im Jahr 2019 stieg die Mediennutzung damit insgesamt um 36 Minuten (2019: 10 Stunden und 16 Minuten). Gleichzeitig stieg der Anteil der Audio- und audiovisuellen Mediennutzung am gesamten Medienzeitbudget auf 89,4 Prozent (2019: 88,6 Prozent).
- Johannes Leibiger, Leiter Medienwirtschaft & Forschung des VAUNET, weist auf zwei Entwicklungen hin: Während die Bewegtbildnutzung etwas zurückgeht, steigt die Audionutzung sowie die Anzahl der Audiohörer:innen weiter an.Die durchschnittliche tägliche Audionutzung lag im Jahr 2022 hochgerechnet bei insgesamt 4 Stunden und 17 Minuten und legte im Vorjahresvergleich um 10 Minuten zu (2021: 4 Stunden und 7 Minuten). Verglichen mit dem Vorkrisenzeitraum von 2019 ist der Konsum von Audioinhalten um 21 Minuten gestiegen (2019: 3 Stunden 56 Minuten).
- Das Audio-Wachstum ist insbesondere auf die gestiegene Nutzung im Bereich Musikstreaming zurückzuführen (+24 Minuten seit 2019). Dennoch entfiel der Hauptanteil der Audionutzung auch im zurückliegenden Jahr bei den ab 14-Jährigen mit 3 Stunden und 6 Minuten auf das werktägliche Radiohören (2021: 3 Stunden und 13 Minuten; 2019: 3 Stunden und 17 Minuten).
- Der Videokonsum pendelt sich auf hohem Niveau ein: Die tägliche Bewegtbild-Nutzung der ab 14-Jährigen in Deutschland lag 2022 bei insgesamt 5 Stunden und 26 Minuten. „Nachdem die Nutzung von Video-Inhalten in den Corona-Jahren 2021/22 auch gegenüber dem Wachstum in den Vorjahren besonders stark zulegte, ging sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27 Minuten zurück (2021: 5 Stunden und 53 Minuten). Sie liegt damit jedoch nach wie vor über dem Vorkrisenniveau (2019: 5 Stunden und 10 Minuten)“, rechnet der VAUNET vor.
- Im direkten Vergleich zu den besonderen Bedingungen im Corona-Jahr 2021 ging die tägliche Fernsehnutzung im Jahr 2022 auf 3 Stunden und 33 Minuten zurück (2021: 3 Stunden und 52 Minuten). Ebenfalls leicht rückläufig war die Nutzung von Onlinevideo: Mit ihnen verbrachten die 14- bis 69-Jährigen 69 Minuten täglich (2021: 72 Minuten). Gegenüber dem Vorkrisenniveau stieg der Konsum von kostenlosen Onlinevideos und Paid-Video-on-Demand-Inhalten um 22 Minuten (2019: 47 Minuten).
- 89,1 Prozent der Gesamtbevölkerung ab 3 Jahren in Deutschland sahen im vergangenen Jahr regelmäßig fern (Vorjahr: 90,8 Prozent; 2019: 91,5 Prozent) und 94,1 Prozent der Erwachsenen ab 14 Jahren hörten regelmäßig Audio und Radio (Vorjahr: 93,7 Prozent; 2019: 93,8 Prozent).
- 2022 betrugen die jeweiligen Tagesreichweiten im Fernsehen 64,1 Prozent (2021: 67,3 Prozent; 2019: 67,2 Prozent) und im Audio 75,7 Prozent (2021: 75,6 Prozent; 2019: 77,1 Prozent).
Radio, TV und andere audiovisuellen Medien werden ergo in Summe fast 10 Stunden pro Tag genutzt. Daraus ergebe sich „eine besondere gesellschaftliche Relevanz der audiovisuellen Medienvielfalt, deren Erhalt und Refinanzierbarkeit die Politik bei den aktuellen Gesetzgebungsverfahren angemessen berücksichtigen muss“, schlussfolgert VAUNET-Geschäftsführer Giersberg.
Der Verband wertet für seine jährliche Mediennutzungsanalyse kontinuierlich die Daten der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma), der Verbrauchs- und Medienanalyse (VuMA), der Arbeitsgemeinschaft Videoforschung (AGF) und des Media Activity Guides (MAG) von SevenOne Media und forsa aus. Aufgrund methodischer Unterschiede sei „insbesondere die Summierung lediglich als Näherungswert zu betrachten“.
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 36. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.
Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.
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