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Wie nachhaltig ist unser Medienkonsum?

23. Februar 2023

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Nachhaltigkeit spielt für Medienschaffende inzwischen eine große Rolle. Zum einen, weil sie ein neues Themenfeld beackern können, das immer mehr Interessierte findet. Zum anderen geht es um die eigene Ökobilanz. Viele große Konzerne schmücken sich gern mit ihren (erreichten) Nachhaltigkeitszielen, gerade dann, wenn sie börsennotiert sind. Gesetze wie die EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive CSRD tun ein Übriges.
Doch wie steht es um uns Medienkonsument:innen? Wie können wir umweltfreundlicher Medien nutzen? Ein Überblick und ein Denkanstoß.

 

Wer sich für nachhaltiges Wirtschaften und Leben interessiert, der kann inzwischen aus einer breiten Masse aus Medienangeboten wählen. Zeitschriften, Supplements, neue Zeitungsressorts, Podcasts, Webseiten, Social-Media-Kanäle und vieles mehr. Eine Übersicht ist hier zu finden.

Dabei steht gar nicht so sehr der Medienkonsum selbst im Fokus. Dessen Ökobilanz fällt sehr unterschiedlich und teils recht überraschend aus. Als Faustregel gilt: Es hängt von der Dauer und Häufigkeit der Nutzung ab, wie nachhaltig oder unökologisch das Schauen, Lesen oder Hören ist.

 

Digital vs. Print: Wirklich immer nachhaltiger?

Print schneidet auf den ersten Blick schlechter ab als vermeintlich umweltfreundlichere Digitalmedien. Doch bereits im Corona-Jahr 2020 hielt Guido Rochus Schmidt, Umweltexperte für nachhaltige Medienproduktion fest:


Die Internetnutzung ist nicht per se umweltfreundlich sondern belastet in erheblichem Ausmaß das Klima. Nicht nur die Großrechner von Unternehmen wie Google, Facebook, Ebay, Amazon, Microsoft oder Apple benötigen Unmengen an Strom, sondern auch jeder einzelne Klick, jede Suchanfrage, jeder Download, jede Minute, die ein PC arbeitet, summiert sich zu einem gewaltigen Stromverbrauch. Der jährliche CO2-Ausstoß des weltweiten Internets ist inzwischen fast doppelt so groß wie der des globalen Flugverkehrs.

Nicht nur Schmidt warnt etwa vor dem „Klimakiller E-Mail“. Das Fachmagazin One to One etwa hat aus Marketingsicht verglichen, ob Briefe oder E-Mails die User mit weniger CO2-Ausstoß erreichen. Werden bei einer solchen Werbeaktion viele Faktoren einbezogen, zeigt sich letztendlich, dass die gedruckte Post mit höherer Effizienz weniger Wiederholung braucht als das inflationäre Versenden von E-Mailings. Die Folge: Eine gut ausgesteuerte Brief-Kampagne hinterlässt einen deutlich kleineren CO2-Fußbadruck.

Die Print- und Druckbranche selbst verweist auf die Möglichkeit von Kompensationszahlungen, auf immer mehr umweltfreundliche Druckereien, die bestimmte Farben und Ökostrom einsetzen, und die sehr hohe Recyclingquote von Papier hin. Laut Umweltbundesamt werden Zeitungen etwa in der Regel komplett auf Altpapier gedruckt.

Der Wandel der Printbranche wird derzeit von der Papierkrise mit Versorgungsengpässen und hohen Kosten beschleunigt. Diverse Verlage und Druckereien finden aktuell kreative nachhaltige Lösungen. Bei einem kostenlosen Media Date des MedienNetzwerk Bayern zum Thema „Ressourcenknappheit – Mehr Resilienz in der Publishing-Branche“ werden am  Betroffene ihre Erfahrungen in München austauschen (Anmeldung hier).

 
Audio schneidet ganz gut ab

Wer sich umweltfreundlich informieren und unterhalten will oder nachhaltig Werbung schalten möchte, ist mit Radio gut beraten. Das belegt unter anderem der „Green GRP Rechner“ für Werbeumfelder, den die Münchner Mediaagentur Mediaplus seit einiger Zeit anbietet. An der grünen Spitze rangiert dabei der Hörfunk. Wobei auch hier der Energiemix bei Quelle, Übertragung und Empfang zu bedenken ist. 

Der Podcast unterdessen teilt das Schicksal des Digitalen: Hier haben die User vieles in der Hand bei der Wahl des Endgeräts, des Strommixes im eigenen Heim und bei der Entscheidung, das Hörgut herunterzuladen.

 

Mit Sozialen Medien nicht auf der Höhe der Nachhaltigkeit ...

Allein das Smartphone schneidet in der CO2-Bilanz nicht gut ab. Wer dann noch TikTok nutzt, setzt im Social-Media-Vergleich die meisten Emissionen frei. Das Marktforschungsinstitut Compare the Market wird in einschlägigen Berichten mit folgender Rechnung zitiert:

Auf das Ticket von TikTok gehen mit 2,63 Gramm Kohlenstoffdioxid pro genutzter Minute die meisten Emissionen, gefolgt von Reddit (2,45 Gramm CO2) und Pinterest (1,3 Gramm CO2). YouTube kommt im Vergleich dazu gut weg – mit nur 0,46 Gramm CO2 pro Minute. Es gilt allerdings zu bedenken, dass die Videos auf der Google-Plattform in der Regel länger sind und dadurch in der Summe höhere Emissionen pro Clip anfallen. Ein Rechenbeispiel zur Verdeutlichung:

Wer seine gesamte tägliche Zeit auf TikTok verbringen würde, also etwa die statistisch ermittelten 147 Minuten jeden Tag für ein Jahr, dann summieren sich die Emissionen auf fast 140 Kilogramm Kohlenstoffdioxid – so viel, wie im Schnitt bei einer Autofahrt von mehr rund 600 Kilometern zusammenkommen. Zumal sich Milliarden User täglich auf der ganzen Welt stundenlang mit TikTok und Co. unterhalten, ist der CO2-Austoß durch Social Media beachtlich. Doch auch hier gilt: Reduzieren wir global die Abhängigkeit von einer Energieproduktion mit fossilen Brennstoffen, dann nehmen auch die Auswirkungen stromverbrauchender Medien und Geräte auf die Umwelt ab.

 

Von den kurzen zu langen Filmen: TV & Stream

Ein Angebot, das auf nachhaltige Themen im Streaming setzt, ist beispielsweise die Plattform Better Stream. Die Gründer Henning Krosigk und Donald Houwer wollen die größte Datenbank für nachhaltigen audiovisuellen Content aus öffentlichen und kostenlosen Quellen schaffen. Mit ihrer Streaming-App sprechen sie Menschen an, die sich gezielt über nachhaltige und grüne Themen informieren wollen.

Dass sich ein Projekt wie Better Stream nicht nur nachhaltigen Themen verschrieben hat, sondern auch selbst etwas für die Umwelt tun und CO2 kompensieren will, ist nur konsequent. Zumal Streaming vielen als Stromfresser gilt.

Bereits vor der Corona-Pandemie hat Energieversorger Eon 2018 Tipps fürs klimafreundlichere Binge Watching ausgegeben. Die Energiebilanz ist lange vor dem enormen Zuwachs in den Corona-Jahren sehr schlecht ausgefallen. Allein der Stromverbrauch von Netflix hat sich 2019 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 80 Prozent erhöht!

Eon zufolge haben die Plattformen bereits im Jahr 2018 weltweit so viel Energie verbraucht wie sämtliche Privathaushalte in Deutschland, Italien und Polen zusammen. Vor allem müssen Streaming-Anbieter die wachsende Zahl ihrer Rechenzentren kühlen. Mehr Zuschauer:innen, mehr Zugriffe bedeuten noch mehr Service und noch mehr stromfressende Kühlsysteme. Im Unterschied zum Fernsehen, bei dem aus Sendezentren jeweils nur eine Übertragung erfolgt, zählt beim Streamen jeder Abruf als Übertragung. Millionen User für eine Serie bedeutet dann eben Millionen Übertragungen und damit einen deutlich höheren Energiebedarf.

Während die Anbieter an stromsparenden Konzepten arbeiten oder durch CO2-Zertifikate kompensieren, können Nutzer:innen einen Teil zu weniger klimaschädlichem Abrufverhalten beitragen. Beispielsweise durch das Vermeiden von Nebenher-Streamen, durch den Einsatz kleinerer Bildschirme, den Verzicht auf klassische TV-Angebote übers Netz, durch Ausschalten des Bildes bei Musikvideos oder durch das Herunterladen von Bewegtbild-Inhalten, die mehrmals angesehen werden sollen. Es hilft auch, nachts den Router vom Netz zu nehmen

 

Green Production verbessert Bewegtbild-Bilanzen

Generell gilt für das energieintensive Bewegtbild-Geschäft von Produktion über Distribution bis hin zum Konsum: Mit einem Hin zu mehr erneuerbaren Energieträgern wird auch die CO2-Bilanz besser. Was die Produktionsbranche als Säule hinter TV und Streaming bereits alles stemmen kann, machte der neue Green Tec Day des Verbands Technischer Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF), in Berlin deutlich, ein neues Ausstellungsformat im Umfeld der Berlinale. Film- und FernsehmacherInnen sollten bei dem Event mit Entwickler:innen und Hersteller:innen von grüner Technik zusammengebracht werden.

Mit Erfolg, bilanziert der VTFF. In Berlin sind nachhaltig arbeitende Studios präsentiert worden, Geräte für die nachhaltige Energieerzeugung und -speicherung, LED-basierte Lichttechnologie oder grüne Batteriesysteme und Mobilitätslösungen, die genau auf die Bedürfnisse der Film- und TV-Branche zugeschnitten sind. „Nur wenige Tage, nachdem man sich auf dem Produzententag endgültig auf bundesweit einheitliche Öko-Standards für die audiovisuelle Produktion verständigt hat, konnten wir auf dem Green Tec Day viele Lösungen für das Green Shooting präsentieren“, betont Achim Rohnke, Geschäftsführer des Verbandes. 2023 soll der nächste Green Tec Day stattfinden.

Übrigens: Auch wenn diverse Formen von KI als Hilfsmittel für Medienhäuser derzeit in aller Munde ist – die datenbasierten Systeme sind wahre Stromfresser. Allein die Rechnung, die ein Professor von der Universität von Maryland für das OpenAI-Werk ChatGPT aufgestellt hat, ist beachtlich und sollte uns davon abhalten, allzu viel mit der KI auszuprobieren.

Hier gilt erst recht: Vieles im Netz ist kostenlos, aber nicht umsonst.


Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 36. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.

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Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München. Folge 102 setzt sich mit der Frage der Ressourcen auseinander.

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