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Die Nachfrage nach Qualitätsmedien steigt

14. April 2020

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In der Corona-Krise informieren sich die Deutschen verstärkt in den Angeboten der klassischen namhaften Medienmarken. "Deutschlands Bedarf an seriösem Journalismus ist größer denn je", fasst eine aktuelle Studie der Ad Alliance die Entwicklung zusammen. Das Fazit der Analyse: keine Corona-Pause für Print.

Seriöser Journalismus ist in Krisenzeiten sehr gefragt. Die neue Studie "Journalistische Medien und die Corona-Pandemie" des Vermarkters Ad Alliance aus dem Hause Bertelsmann/Mediengruppe RTL macht deutlich, dass die Deutschen zu einem Großteil (93 Prozent der 1540 Befragten ab 16 Jahren; Befragungszeitraum Ende März) trotz der Pandemie optimistisch bleiben und daran glauben, dass Deutschland die Herausforderung meistern wird. Optimistisch und zuversichtlich ist, wer sich informiert (83 Prozent). "Bei ihren Informationsquellen setzen sie auf Glaubwürdigkeit (87 Prozent) und seriösen Journalismus (90 Prozent)", heißt es in dem Werk.

 

Diese  Nachrichtenmarken profitieren

Es sind etablierte Anbieter aus dem Ad-Alliance-Portfolio wie Stern, Der Spiegel oder ntv, die zur Orientierung und Information genutzt werden. Attestiert wird diesen Marken

  • professionelle Berichterstattung (85 Prozent)
  • Inhalte, die von Experten recherchiert und professionell aufbereitet werden (80 Prozent)
  • Überblick (74 Prozent)
  • Orientierung (66 Prozent)
  • neue Blickwinkel (65 Prozent).

Weitere Befragungen bestätigen diesen Trend.

Vor allem Männer greifen der Studie zufolge in diesen Tagen noch stärker zu ihren bevorzugten Titeln. "Ein Viertel (26 Prozent) der Spiegel-Leser geben an, dass Nachrichtenmagazin häufiger als sonst zu lesen", heißt es. Ebenso würden die Magazine Stern (23 Prozent), Geo (19 Prozent) oder Capital (21 Prozent), die die Corona-Pandemie thematisieren und umfassende Informationen bieten, innerhalb der letzten vier Wochen häufiger konsumiert.

Auch die Agma kommt zu ähnlichen Ergebnissen – laut Blitzanalyse wachsen die Reichweiten von Titeln wie Spiegel, Focus und Stern durchschnittlich um 10 Prozent.

AdAlliance-News-Studie

Differenzierter informieren sich Leserinnen: Frauen greifen laut der Studie neben ihren Stammtiteln ungewöhnlich stark auf aktuelle Magazine wie Spiegel (30 Prozent) und Stern (10 Prozent) zurück. Ebenso wird häufiger zu den Magazinen Brigitte (7 Prozent), Essen & Trinken (13 Prozent) und Schöner Wohnen (17 Prozent) gegriffen. Auch diese Titel werden von der Ad Alliance vermarktet. Geschätzt werde dabei auch die "Selbstbestimmtheit, was Zeitpunkt und Intensität der Informationsbeschaffung betrifft". 

Ist ein Nachrichtenangebot vertrauenswürdig, strahlt das auch ins Netz aus. Journalistische Newsseiten würden dadurch noch intensiver genutzt (56 Prozent), sie würden wichtiger (43 Prozent) für den Einzelnen.

Nachrichtenangebote leisten das, wozu soziale Netzwerke nicht in der Lage sind.                             Karin Immenroth, Mediengruppe RTL

Karin Immenroth, Chief Data & Analytics Officer der Mediengruppe RTL, fasst die Ergebnisse zusammen: "Zurzeit zeigt sich deutlicher denn je, wie essenziell journalistische Nachrichtenangebote für die Bevölkerung sind.“

Zuletzt hatte Jochen Wegner, Chefredakteur Zeit Online, bei der ersten Ausgabe der neuen Medientage-Online-Reihe #MTMdigitalks über diese Entwicklung berichtet: "Journalismus hat eine existenzielle Funktion, die zwar schon immer da war, aber in Zeiten der Krise noch einmal sehr deutlich wird."

Hier das Video-Interview: 

Laut Immenroth sorgen die großen Nachrichtenmarken bei den Befragten für Sicherheit. "Fundierte Informationen in seriöser Aufbereitung und mit Hintergrundinformation und Einordnung schaffen eine gute Basis für Vertrauen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Newsmarken klassisch in Print oder im Netz abgerufen werden. Viele dieser Angebote sind oftmals langjähriger Wegbegleiter für den Einzelnen, werden interessanterweise aktuell noch intensiver genutzt und bekommen einen noch wichtigeren Stellenwert im Alltag", so die Chief Data & Analytics Officer der Mediengruppe RTL.

Anita Zielina von der Craig Newmark Graduate School of Journalism, CUNY macht von den USA aus ähnliche Beobachtungen:

 

Klassische Medienmarken stehen auch für Unterhaltung

Bei TV wie bei Print gilt: Abschalten vom wenig erfreulichen Alltag muss sein. Zeitschriften würden genutzt, um sich ein Stück Normalität zu erhalten oder wieder "zurückzuholen" und um sich mit schönen, positiven oder einfach unterhaltenden Themen zu beschäftigen, heißt es in der Ad-Alliance-Studie weiter.

So sagen 85 Prozent der Befragten, dass sie sich beim Zeitschriftenlesen entspannen und den Moment genießen, 84 Prozent ist es wichtig, sich mit anderen Inhalten zu beschäftigen – mit Gruner+Jahr-Marken wie Gala oder Brigitte etwa.

Dass der Unterhaltungspart bei Print ebenfalls floriert, bestätigt die Agma-Analyse von vergangener Woche. Demnach legen Zeitschriften im Schnitt um 25 Prozent an Reichweite zu, 14-tägliche Frauenzeitschriften sogar um 57 Prozent.

Zeitschriften stehen aktuell mehr denn je für Entspannung (Foto: Anrita1705 Pixabay).

Doch kann der verstärkte Zugriff auf Qualitätsmedien deren Umsätze stabilisieren? Ein Negativtrend zeichnet sich derzeit in den USA ab. Die Zahlen für die werbungtreibende Wirtschaft in Europa sind durchwachsen, doch nicht nur negativ

Von Licht und Schatten bei der Vermarktung, aber auch von Chancen in der aktuellen Situation berichtete Frank Vogel, Geschäftsführer G+J EMS und CMO der Ad Alliance beim MTMdigitalk:

Übrigens: Wie eine Deloitte-Studie belegt, die vergangene Woche bei den #MTMdigitalks präsentiert wurde, wird in Quarantäne auch und besonders Bewegtbild intensiver genutzt. Das scheint unter anderem dem Neustart Disney+ zugute zu kommen, der einen immensen Zuwachs an Abos verzeichnen kann.


Sie interessieren sich für Entwicklungen in den Medien in Zeiten der Corona-Pandemie? Hier im Blog der Medientage München finden Sie weitere Artikel zum Thema. 

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