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In Führungsetagen fehlt es weiterhin an Frauen

4. August 2023

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„Minischritte auf dem Weg zur Gendergerechtigkeit“ kann ProQuote zur Jahreshälfte in der aktualisierten Leitmedienanalyse für den deutschen Journalismus zwar verkünden. Doch das Kernergebnis zeigt auch das Problem auf: „So liegen erstmals fünf der neun ausgewerteten Redaktionen über einem Frauenmachtanteil von 40 Prozent: taz, Süddeutsche, Stern, Spiegel und Zeit. Die vier anderen Medien Bild, Focus, Welt und FAZ folgen dann allerdings mit weitem Abstand.“

Deutlich wird, dass bei niedrigen Prozentbereichen wenig Veränderung schon viel Einfluss haben kann. Dass bei Springers Bild Johannes Boie weichen musste und Marion Horn in die Chefredaktion zurückgeholt wurde, beschert der Boulevardzeitung im ProQuote-Ranking einen Aufstieg vom achten auf den sechsten Platz. Dennoch rügt der Verband in seiner Mitteilung, dass der Berliner Medienriese Journalistinnen mit 31,7 Prozent „noch immer weniger als ein Drittel der redaktionellen Macht“ einräume.

Andere große Printmarken kommen bei ProQuote ebenfalls auf die Verliererseite in Sachen Gendergerechtigkeit: „Einbußen weiblicher Machtanteile gibt es bei Zeit, Focus und Welt. Stillstand herrscht weiter beim Schlusslicht FAZ (23,9%): Hier tut sich seit Jahren fast nichts.“

Lob dagegen erneut für taz, die weiterhin an der Spitze der halbjährlichen Auswertung steht. „Hier vereinen Journalistinnen inzwischen zwei Drittel der redaktionellen Macht auf sich (66,7%) – der höchste je gemessene Wert.“ Die Münchner Kolleg:innen der Süddeutschen Zeitung rücken mit einem gewichteten Frauenmachtanteil von 45,4 Prozent auf Platz zwei vor. Damit setze sich ein stetiger Zuwachs seit Anfang 2020 weiter fort, lobt die Initiative. Der Stern kehrt nach einem Absacken in der vergangenen Zählung wieder in die Top 3 zurück – und hat gerade eben weitere Zugänge von Managerinnen verkündet.

Trotz einiger Lichtblicke muss ProQuote auch nach über einem Jahrzehnt der Messung der Frauenanteile in journalistischen Führungspositionen bei Leitmedien immer noch viel Schatten bedauern: „Wenn wir in dem Tempo weitermachen, dauert es noch Jahrzehnte, bis Frauen in den Führungsetagen deutscher Medien angemessen repräsentiert sind“, sagt ProQuote-Medien-Vorsitzende Edith Heitkämper.

Der durchschnittliche Frauenmachtanteil im gesamten Panel steigt demnach minimal um 0,4 Prozentpunkte auf 39,3 Prozent. Der Verein will den Wandel forcieren und kündigt neue Studien zu Karrierewegen und Hürden für Frauen im Journalismus an, deren Erscheinen für 2024 und 2025 geplant sei.

 

Studie: Guter Frauenanteil bremst andere Frauen aus

Doch warum stagniert der Anteil von Frauen in Führungspositionen so sehr, warum geht er mancherorts sogar wieder zurück?

Eine Studie zu Frauen in Vorständen lieferte Anfang des Jahres einen erstaunlichen Erklärungsversuch: „Allein durch Arbeitsmarkt-Mechanismen gelingt es kaum, die ungleiche Verteilung von Männern und Frauen in Top-Positionen zu beenden“, betonte Prof. Dr. Hanna Hottenrott, ZEW Research Associate und Professorin für Innovationsökonomik an der TU München. Die Forschenden haben in dem Werk zwei Effekte herausgearbeitet: „Erstens: Je höher der Frauenanteil in Führungspositionen in einem Unternehmen bereits ist, desto unwahrscheinlicher ist die Besetzung einer Führungsposition mit einer weiteren Frau. Dabei handelt es sich um den Sättigungseffekt. Zweitens gilt: Die Chance der Beförderung einer Frau in eine Führungsposition ist höher, wenn eine andere Frau aus der Führungsposition ausscheidet. Es handelt sich dabei um den Ersetzungseffekt."

Demnach würde der Trend in einem Unternehmen, mehr Frauen in Spitzenpositionen zu heben, ab einer bestimmten Anzahl an Frauen beendet.

 

Im Lokalen ist noch viel zu tun

Doch in den Medien ist manches Haus noch weit davon entfernt, mit Frauen in der Spitze den Aufstieg weiterer Frauen auszubremsen. Den Frauenmachtanteil nach Printgattungen hatte der Verein ProQuote vor zwei Jahren erstmals durchleuchtet.

Das Ergebnis war vor allem für die Presse vor Ort niederschmetternd. In Redaktionen lokaler und regionaler Zeitungen entschieden damals zu 90 Prozent männliche Führungskräfte darüber, was wichtig ist und was die Leserschaft vorgesetzt bekommt. Damit hatte sich laut der 2021 erstmals qualitativen Erhebung von ProQuote Medien seit 2018 kaum etwas verändert. Der "Frauenmachtanteil" war laut der Analyse „Männerdomäne Regionalpresse: Wo bleiben die Führungsfrauen?“ im Vergleich zu anderen Mediengattungen weiterhin in der Lokalpresse am niedrigsten.

Die ProQuote-Analyse zu Zeitungen und Online-Medien aus dem ersten Halbjahr 2023 hat bestätigt, dass sich überregionale Leitmedien bei der redaktionellen Gleichstellung offenbar leichter tun als regionale oder lokale Zeitungen. Hier sind "die weiblichen Machtanteile in den vergangenen zehn Jahren deutlich angestiegen", bilanzierte ProQuote zum Jahresstart – von 13,7 Prozent bei der ersten Zählung im Jahr 2012 auf 38,9 Prozent Anfang dieses Jahres.

 


Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2023 finden vom 25. bis 27. Oktober bei der Serviceplan Group im House of Communication in München statt. Dabei blicken wir im Rahmen verschiedener Tracks auf die Themen Diversity, Equity & Inclusion.

MTM23-Foyer

 

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