Desinformation und Hassrede machen sich in digitalen Kanälen breit. Bitkom hat mit einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage ermittelt, dass inzwischen neun von zehn Nutzer:innen von sozialen Netzwerken dort in den vergangenen zwölf Monaten auf Fake News gestoßen sind. Verbraucher:innen nehmen demnach über alle Medien und Kanäle hinweg Desinformation oder sogar Hate Speech wahr.
Zum Safer Internet Day 2021 hat der Digitalverband Bitkom diese Woche alarmierende Zahlen vorgelegt. „Über alle Medien hinweg nehmen Verbraucher so genannte Fake News wahr, also offensichtlich falsche Nachrichten oder Berichte“, lautet ein zentrales Ergebnis.
Neun von zehn Social-Media-Nutzern (92 Prozent) sind demnach in den vergangene zwölf Monaten Fake News in sozialen Netzwerken aufgefallen. Dabei sei jeder Dritte (33 Prozent) häufig mit Fake News konfrontiert gewesen. Die Desinformation macht nicht Halt vor klassischen Medien: Dort wurden Falschnachrichten zwar etwas seltener beobachtet, aber immerhin von 79 Prozent der Befragten insgesamt, von 21 Prozent sogar häufig. Und: Über Messenger wie WhatsApp oder Telegram hat laut laut Bitkom jeder zweite Messenger-User (53 Prozent) im Vorjahr Fake News erhalten.
Befragt nach der Diskussionskultur im Internet, geben zwei von drei Social-Media-Nutzer:innen (65 Prozent) an, mehr oder weniger zufällig Augenzeuge von Hassrede gewesen zu sein. Damit sind Äußerungen gemeint, die beleidigend, rufschädigend, rassistisch oder volksverhetzend sind oder zu Gewalt aufrufen. Jeder Sechste (16 Prozent) war demnach schon Opfer von solchen Hasskommentaren.
Häufigste Reaktion der Leser:innen oder Opfer von Hassrede war es, solche Beiträge den Betreibern der jeweiligen Plattform zu melden, zwei von fünf (43 Prozent) hatten dies gemacht. Ein gutes Drittel (36 Prozent) der Zeug:innen oder Opfer hat Bitkom zufolge hingegen gar nicht auf Hassrede reagiert.
Diese Netzadressen und Medien liegen im Trend
Die Umfrageergebnisse zeigen laut dem Digitalverband, dass seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Mehrheit der Verbraucher:innen häufiger auf digitale Plattformen zurückgreift. 59 Prozent nutzen demnach soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube oder TikTok in der Pandemie intensiver. Jeder Zweite (51 Prozent) ruft häufiger Handelsplattformen wie Amazon oder Ebay auf und Videodienste wie Netflix oder Joyn sind bei jedem Dritten (33 Prozent) beliebter als vor der Pandemie.
Für Informationen zum aktuellen Tagesgeschehen liege das lineare Fernsehen immer noch an der Spitze, heißt es weiter in dem Werk. Nahezu alle (97 Prozent) informieren sich über das TV, mit Abstand folgen persönliche Gespräche mit Freunden, Bekannten oder Kollegen (83 Prozent). Drei von vier Verbraucher:innen (75 Prozent) hören Radio, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ähnlich viele (71 Prozent) nutzen das Internet als Informationsquelle, also Webseiten, Apps und soziale Netzwerke. Auf gedruckte Tageszeitungen greifen fast zwei Drittel (64 Prozent) für aktuelle Nachrichten zurück.
Rolle der Social Networks bei der politischen Bildung
Ein weiteres Ergebnis lautet: „Mit Blick auf politische Themen steht für die Mehrheit der Social-Media-Nutzer fest, dass soziale Netzwerke zunehmend in Konkurrenz zu klassischen Medien treten.“ Diese Meinung teilten sieben von zehn (71 Prozent) Befragten.
58 Prozent sagen, dass ihnen soziale Netzwerke einen besseren Zugang zur Politik ermöglichen. Mehr als die Hälfte der Nutzer:innen (52 Prozent) stimmt zu, dass durch soziale Netzwerke mehr Menschen an politischen Debatten teilnehmen. Ein gutes Drittel (37 Prozent) meint hingegen, dass soziale Netzwerke politische Debatten zerstören.
Die Umfrage hat Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt. Dabei wurden 1003 Personen ab 16 Jahren telefonisch befragt, darunter 727 Nutzer von sozialen Netzwerken. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Umfrage war in dieser Woche Grundlage für die Konferenz zum Thema „Digitale Plattformen und Gesellschaft“. Gestellt wurde unter anderem die Frage, wie die soziale Teilhabe am digitalen Fortschritt und die Debattenkultur im Netz gefördert werden kann.
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