Oft stecken (immer noch) Chefredakteure dahinter, wenn Leser:innen angesprochen werden sollen. Oder es wird mit männlicher Brille über Themen aus den Bereichen Wirtschaft, IT oder Handel und Verkehr berichtet. Marken wie STRIVE oder Sheconomy wollen das ändern: Frauen berichten für weibliche Führungskräfte. Selbst bei den klassischen Frauenmagazinen gibt es Nachholbedarf – und positive Veränderungen, wie unter anderem das Beispiel Freundin beweist.
„Frauen werden in den Medien anders behandelt als Männer. Einer der Gründe, warum ich das STRIVE Magazine gegründet habe“, hält Katharina Wolff einmal mehr via LinkedIn fest. Sie ist Herausgeberin des Wirtschaftstitels, der alle zwei Monate in Printform erscheint und weibliche Role Models sichtbar machen und spannende Business Stories aus einem weiblichen Blickwinkel erzählen will.
Gegründet in der Pandemie-Zeit, hat sich das zarte Pflänzchen STRIVE inzwischen zu einem Network weiterentwickelt mit monatlichen Masterclasses, mit dem Podcast "STRIVE up your life", den STRIVE Career Planner, lokalen Events und neuerdings einem Management-Coaching-Programm namens "Becoming CEO".
Sheconomy jetzt mit deutscher Ausgabe
Das Thema an sich macht bereits Karriere: Das österreichische Magazin Sheconomy feierte gerade mit einem Launch-Event bei Meta in München seine deutsche Premiere (Foto oben). Der Herausgeberin und Chefredakteurin Michaela Ernst aus Wien steht dabei die erfahrene Journalistin Dagmar Zimmermann als Redaktionsleiterin Deutschland zur Seite. 2018 in der Alpenrepublik gegründet, wurde der Titel 2021 hierzulande in Testmärkten an den Start gebracht. Nun legt der Titel in Deutschland richtig los.
Mit der Premierenfeier unter dem Motto "How Women Shape The Future" setzte das Sheconomy-Team ein Zeichen mit zahlreichen Top-Managerinnen aus dem Sustainability-Umfeld, passend zum Titelthema „Nachhaltigkeit“ der ersten deutschen Ausgabe. „Unternehmen, die rund ein Drittel Frauen in ihren Vorständen vorweisen können, erzielen auch hervorragende Nachhaltigkeitsergebnisse“, so der Tenor. Frauen an der Spitze des grünen Wandels zu positionieren, sei „eine strategische Notwendigkeit“, betonte etwa Christina Bösenberg, Managing Director und DEI Lead bei der Boston Consulting Group (BCG), bei der Diskussionsrunde im neuen Office von Meta auf dem Campus der Ideen im Münchner Osten.
Deutlich wurde, dass weibliche Führungskräfte Nachhaltigkeit in allen Facetten begreifen, im Sinne der Environmental Social Governance (ESG) mit den drei Säulen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Das ESG gilt als wesentlicher Baustein in der nachhaltigen Geschäftsentwicklung. So pickt Sheconomy Themen wie die Potenziale von mehr Altersdiversität auf. Redaktionsleiterin Dagmar Zimmermann weiß, dass die Verbindung aus Nachhaltigkeit und Investitionen auf der Agenda ihrer Leser:innen steht – bei §CEOs oder Gründerinnen, Neu- und Umdenkerinnen“, wie sie es im Impressum des Magazins formuliert.
Yvonne Molek, Herausgeberin von Sheconomy, verspricht: „Wir geben starken Frauen starke Stimmen.“ Ernst, Mitgründerin sowie Herausgeberin und Chefredakteurin, betonte in München: „Wir sind angetreten, um erfolgreiche Frauen in der Wirtschaft vor den Vorhang zu holen. Frauen sind sich ihrer Erfolge oft nicht bewusst und unterschätzen daher, wie sehr sie Role Models für die nachkommende Generation sind.“
Mehr Frauensicht auf Frauenthemen!
Selbst in den „klassischen“ Printmedien muss sich noch einiges tun. Seit bald fünf Jahren etwa wirkt beim Burda-Magazin Freundin mit Anke Helle und Mateja Mögel eine weibliche Doppelspitze. Fürs Blatt ein Wendepunkt: Zuvor hatte mit Nikolaus Albrecht ein Chefredakteur für sieben Jahre die redaktionelle Hoheit beim Frauenmagazin inne.
Vieles haben die beiden Chefredakteurinnen buchstäblich Hand in Hand seither geändert; Wert wird unter anderem darauf gelegt, dass das Cover-Shooting der Freundin überwiegend bei Fotografinnen liegt. In der Modefotografie alles andere als üblich, wie Helle und Mögel bei einem Redaktionsbesuch auf NETTWERK-Einladung berichten.
Themenauswahl, Titelgestaltung, die Wahl der Interviewpartnerinnen, Fotostrecken: Alles entscheiden die beiden Frauen an der Spitze des Burda-Klassikers gemeinsam und verlassen sich dabei auch auf ihr „Bauchgefühl“. Sie teilen sich ein Büro, sie nutzen die selbe Job-E-Mail-Adresse.
Der Erfolg gibt Anke Helle und Mateja Mögel Recht: Gegen den allgemeinen Printtrend konnte die verkaufte Auflage der Freundin stabilisiert werden. Dabei bleiben sie dem Anspruch treu, den die Zeitschrift seit Gründung im Juni 1948 mit der Zielgruppe der Trümmerfrauen im Nachkriegsdeutschland hatte: "Sie will für ihre Leserinnen da sein, auf Augenhöhe, mit Rat und Tat zur Seite stehen." Der weibliche Blickwinkel macht sich bezahlt.
Die Zusammenfassungen wichtiger Panel-Diskussionen sowie Bildmaterial der 37. MEDIENTAGE MÜNCHEN stehen in der Mediathek der Medientage-Homepage und auch im Blog der Medientage bereit.
Die Medienthemen können auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.
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