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Learnings der Lokalrundfunktage

12. Juli 2022

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Für die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) und ihren Präsidenten Dr. Thorsten Schmiege steht nach den Lokalrundfunktagen in Nürnberg fest: „Lokaler Rundfunk bleibt relevant und hat im Herzen der Menschen einen festen Platz.“ Wichtig ist der Medienanstalt daher auch der Blick nach vorne: „Wenn die Lokalen diese Erfolgsgeschichte weiterschreiben und in der digitalen Welt relevant bleiben wollen, dürfen sie nicht stehenbleiben.“

Über Rezepte, Denkanstöße und Erfahrungen haben die rund 700 Teilnehmenden der Konferenz in Nürnberg zwei Tage in Workshops und Masterclasses diskutiert.

 

Wichtige Learnings der #LRFT22
  • Lokale Medien brauchen Förderung
    Bewegt hat die Medienpolitik in einem Spezial der Landtagsfraktion Bündnis ’90/Die Grünen im Rahmen der #LRFT22, welche Folgen Digitalisierungsstrategien von Printmedien mit viel Bewegtbild für den lokalen Rundfunk haben. Gezeigt hat sich: Die Konkurrenz lauert vor allem im Globalen, lokale Medien stellen das bedeutsame Gegengewicht für die Menschen. Funkmedien und Zeitungen vor Ort. Sie sorgen für Medienvielfalt und Ausgewogenheit – und sie alle brauchen Förderung, um Bestand haben zu können.

    Durch Corona verlieren regionale Printmedien noch mehr an Boden, Leser:innen müssen digital gebunden werden, schilderte Torsten Maier, stellvertretender Chefredakteur des Main-Echos die Lage der kleinen Verlage. Dass Lokaljournalismus jeglicher Couleur wichtiger denn je ist für die Demokratie und immer mehr die Finanzierung dieser Angebote im Raum steht, machte Niederbayern-TV-Chef Thomas Eckl deutlich. Wie finanziert sich das? Die technische und inhaltliche Förderung in Bayern sei ein Mittel, so Eckel. Andere Länder blickten etwas neidisch auf bayerische Förderlandschaft, pflichtete Dr. Kristian Kurow von der Berliner Medienanstalt MABB bei.

    Dass die Anbieter da nicht mehr wählerisch sein dürfen, wurde in der Runde schnell deutlich. Maier gab zu bedenken, dass in Schönheit sterben könnte, wer auf Fördergelder verzichte - mit Blick auf die redaktionelle Freiheit. Zeitungsverlage könnten nicht weiter auf Förderung verzichten, das ginge auf Kosten von Vielfalt, fügte der Blattmacher hinzu. Daneben zähle die Förderung von Lokal-TV zur Bestandsgarantie, war sich das Podium bei den Lokalrundfunktagen einig.

    Publishing_LRFTTorsten Maier und Barbara Zinecker in der Diskussion mit Sanne Kurz (Foto: LRFT)

    Auch setzten sich die Teilnehmenden für Eigeninitiativen der Medienhäuser ein: Innovationen in den Medienhäusern und Kooperationen würden helfen, Ressourcen zu sparen, die anderweitig benötigt werden, so Barbara Zinecker vom Verlag Nürnberger Presse. Ein Beispiel aus ihrem Haus der Nürnberger Nachrichten: Recruiting von Volontär:innen über Podcast-Projekte. Der Nachwuchs ist engagiert, für User gibt es neue und interessante Angebote.

 

  • Kooperationen nehmen an Bedeutung zu
    Es sei nicht die Zukunft, dass jeder Lokalradiosender seine eigene App mache, mahnte Johannes Ott, Geschäftsführer von Radio Gong 93,3 im Rahmen des Radio Summits der Lokalrundfunktage an seine Mitstreitenden im Markt. So laufe der Markt Gefahr, „viele nicht gute Apps“ in den Umlauf zu bringen mit der Gefahr, dass User eher verschreckt als animiert werden. Otts Appell: „Lasst uns eine Anwendung gemeinsam planen. Dann können wir etwas Großes machen - weil Innovation uns alle Geld kostet.“

    Ott_LRFTJohannes Ott (Foto: LRFT) 

    Wie Zusammenarbeit für lokale Sender aussehen könnte, verdeutlichte im weiteren Verlauf der Konferenz Andreas Lang, Geschäftsführer von Studio Gong: „Wir brauchen Kooperationen mit Plattformen wie TuneIn. Niemand diskutiert ernsthaft mehr darüber, ob man überhaupt auf Drittplattformen stattfinden sollte.“ Der Live-Radio- und Audio-on-Demand-Streaming-Dienst stellt eine globale Plattform für Radiosender aller Art zur Verfügung, darunter sind nach Angaben des ersten deutschen Repräsentanten Stefan Zilch, General Manager Germany, rund 100.000 Lokalstationen. Den angeschlossenen Stationen eröffnet dies den Zugang zu TuneIns digitalen Audioreichweiten von Millionen Hörern in Deutschland und über 75 Millionen Zuhörern weltweit, zu über 200 an TuneIn angeschlossenen Plattformen und vernetzten Geräten sowie zu neuen Vertriebsmöglichkeiten.

    Auch im TV-Track war der Wunsch nach Kooperation zu spüren. In einer Diskussion zum lokalen Fernsehwerbemarkt wurde deutlich, dass mehr (Gattungs-)Marketing für Bekanntheit der Sender bei Bevölkerung und Werbungtreibenden sorgen könnte.

    Daneben reichte smartclip den Fernsehmacher:innen vor Ort die Hand. Fabian Burgey stellte bei den #LRFT22 ein Kooperationsangebot vor, das lokales Werbefernsehen ans digitale System Addressable TV anschließen kann: Die Unternehmen können dabei in drei Schritten eine eigene ATV-Kampagne erstellen und buchen. Sie erhalten dafür über eine eigens für sie konzipierte Selbstbuchungsplattform Zugriff auf das ATV-Portfolio von smartclip. Diese neue Plattform wurde im Auftrag für das RTL-Unternehmen von Springer entwickelt und wird zukünftig auch um Online-Video-Formate sowie Kombi-Pakete ausgebaut. Burgey warnte: Nationale und lokale Sender müssten solche Allianzen schaffen. Gemeinsame Gegner seien die großen US-Player, die bereits die Hälfte der Werbeausgaben bekommen.

 

  • Technik(kenntnis) ermöglicht Teilhabe
    Spannendes förderte die Diskussion zur Regulierung von Sprachassistenten zu Tage. BLM-Präsident Schmiege, Radio-Arabella-Chef Till Coenen und Christina Etteldorf vom Institut für Europäisches Medienrecht tauschten sich in Nürnberg über die große Relevanz des Digital Markets Act für Medienanbietende aus. Etteldorf skizzierte das Ziel der neuen digitalen Grundordnung der EU – der Zugang möglichst aller zu allen Plattformen. Das Problem: „Einige wenige Tech-Firmen dominieren den europäischen Binnenmarkt“. Der DMA soll nun unter anderem auch Sprachassistenten wie Alexa und Co. besser regulieren.

    DMA_LRFTChristina Etteldorf, Marcel Wagner, Till Coenen und Dr. Thorsen Schmiege (Foto: LRFT)

    Coenen bestätigte: „Es ist absolut entscheidend, dass Radiomacher sich intensiv mit Smart Speakern beschäftigen und die Regeln kennen.“ Dabei gehe es um den Kern; so werde der Skill von Radio Arabella fast ausschließlich für das Abspielen des Radioprogramms genutzt. Ein faires Miteinander mit den Angeboten aus dem Amazon-Reich fand die Runde daher unerlässlich.

 

  • Recruiting-Rezept: auf Augenhöhe mit Bewerber:innen!
    Das aktuell viel diskutierte Thema Recruiting und Fachkräftemangel durfte nicht bei den Lokalrundfunktagen fehlen. Sascha Devigne, Chefredakteur des Duisburger Lokal-TV-Senders Studio 47, stellte die Programme „Ruhrreporter“ und „Quarta parete“ vor. Dabei werden zum einen junge Menschen an Schulen durch gut gemachte Praktika für Medien allgemein begeistert, zum anderen sollen junge Journalist:innen durch multimediale Projekte für den lokalen Medienraum begeistert werden.

    Um erfolgreich Nachwuchskräfte zu gewinnen, müssten die Unternehmen zunächst an sich selbst arbeiten, wusste Doris Grau aus der Geschäftsführung von Antenne Bayern zu berichten. Ein Bewerbungsprozess müsse heute schnell, transparent und auf Augenhöhe ablaufen. Die Kandidat:innen bräuchten Rückmeldung, die ein Interesse an ihrer Person signalisierten.

    Mangelndes Interesse des Nachwuchses an Jobs im Lokalfunk sah Lena Schnelle vom Ausbildungskanal max neo in Nürnberg nicht. Sie hob den Anreiz einer vielfältigen Ausbildung hervor und betonte, wie engagiert die jungen Nachwuchskräfte heutzutage seien.

    Recruiting_LRFT

 Sascha Devigne, Lena Schnelle und Doris Grau (Foto_ LRFT)

  • Radio ist krisenrelevant
    Lokalradio informiert die Menschen über ihre direkte Lebenswelt, stiftet Gemeinschaft. Das hat sich während der Corona-Pandemie eindrucksvoll gezeigt. Doch ein Ende des Krisenmodus ist nicht in Sicht: der Krieg in der Ukraine, die Klimakrise, Risse in der Gesellschaft. Lokale Angebote können dabei eine wichtige Rolle einnehmen – mit Haltung, konstruktiv, im Austausch mit der Community, aktiv vor Ort.

    Gerade eben jährt sich die Flutkatastrophe im Ahrtal. Palina Milling, Gründerin des Ahrtalradio, berichtete bei den #LRFT22, wie sie das Unglück als Journalistin begleiten konnte. Bei Krisen entstünden Kräfte in der Bevölkerung, die es sonst nicht gebe; das könnten vor allem die Lokalen in Krisensituationen für sich nutzen, weil sie nah dran sind.
    Viel geschieht auch aus Überzeugung, wie etwa im Team von Radio Arabella in München: "Wir finden es wichtig, Menschen an die Hand zu nehmen und sie bei schlechten Nachrichten, wie am 24. Februar, zu begleiten", sagte Programmleiterin Verena Kögel (Foto oben, Mitte, mit Staatsminister Dr. Florian Herrmann und Palina Milling). Arabella hatte neben der Organisation von Spenden auch einen ukrainischen Slot im Programm aufgenommen. Dort wurde auf Ukrainisch gesendet.

    Das junge Programm EgoFM will Zeichen bei der Nachhaltigkeit setzen – nicht nur entsprechende Themen senden, sondern Radio insgesamt nachhaltiger gestalten. „Sowohl ökologisch als auch inhaltlich“, versicherte Senderchef Christian Strohmeier in Nürnberg.

 

  • Kreativität braucht oft wenig
    Radio als Medium und Werbemedium ist in der Lage, Emotionen über das Gehörte zu erzeugen. Wie die richtige Tonalität von Spots ausfallen sollte, um Marken ins bestmögliche Hörambiente einzubinden – das war Thema einer kreativen Masterclass der Marktforschung september mit Sarah Mayer am zweiten Tag der Konferenz. "Mit einfachen Mitteln kann ein Spot komplett gedreht werden", riet Mayer mit Blick auf Musik und Sprecher:innen in der Audiowerbung zu achten. Gut gemachte Audiospots würden verschiedene „Ichs“ in uns ansprechen, Emotionen wecken, könnten Markenbilder tief verankern. „Über die Tonspur“, so Mayer.

    Masterclass_LRFT
    Masterclass mit Sarah Mayer (Foto: LRFT) 

    Die Wirkung des september-Hörexperiments nach dem Motto “1 Text, 3 verschiedene Spots“ ist übrigens belegt: Die begleitende Studie wurde von der Gattungsinitiative Radiozentrale sowie von den Audiovermarkter ARD Media und RMS beauftragt sowie beim Radio Advertising Summit Ende April in Köln vorgestellt.

BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege zog ein Fazit zu den #LRFT22: „Es braucht einen Dreiklang aus qualitativ hochwertigen Inhalten, Auffindbarkeit und Innovationsgeist. Und es braucht auch noch mehr Kooperation zwischen den Privaten, aber auch mit dem Bayerischen Rundfunk. Eine Kooperation, die über Fragen der Infrastruktur hinausgehen sollte. Beherrschendes Thema ist und bleibt aber der Nachwuchs und die Gewinnung junger Talente. Gerade hier braucht es einen Schulterschluss.“

Für die #LRFT23 stellt Schmiege in den Raum, dass der neu gestartete Audiodialog Bayern bei Nachwuchs und Radioverbreitung vielleicht schon neue Erkenntnisse liefern könnte.

 


Nach zwei Jahren Pandemie konnten die Lokalrundfunktage zum 30-jährigen Jubiläum wieder vor Ort in Nürnberg stattfinden. Insgesamt diskutierten mehr als 70 Expert:innen über die Zukunft des lokalen Radios und Fernsehens in der digitalen Welt.

 

LRFT-Eingang

Bilder von den Lokalrundfunktagen gibt es hier oder bei den jeweiligen Workshops im Programm zum Download.


Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes zu finden. Zudem können Medienthemen passenderweise auch gehört werden: im Podcast der Medientage München.

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