Mit der ma 2024 Audio II liegen Zensuren vor für die Arbeit der Gattung Radio. Auf Basis der Reichweiten der Sender für UKW- und Onlinewelten wird festgelegt, wohin sich die Werbepreise im kommenden Jahr entwickeln werden. Mit dem beschleunigten Wandel der Hörwelt dürften sich die Budgets für so manche Audio-Marke mehr und mehr ins Digitale verlagern.
Die Eckdaten der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma) für die vorliegende, preisgebende Sommer-Ausweisung MA sind erfreulich. Sie dokumentieren, dass die Gattung Radio/Audio weiter rege genutzt wird.
Doch die Tendenzen aus den Vorjahren verfestigen sich im befragten Zeitraum von September 2023 bis März 2024.
Viel mehr Licht als Schatten.
Mag es auch bei vereinzelten Sendern deutliche Einbußen bei den Hörer:innenzahlen geben: Die positiven Botschaften überwiegen in der aktuellen Media-Analyse.
53 Millionen über 14-Jährige nutzen hierzuladen jeden Tag Audio-Angebot. Das Massenmedium bleibt auf hohem Niveau beliebt.
Selbst ein minimales Minus beim Weitesten Hörerkreis (WHK, 92,5 Prozent der Bevölkerung) gleicht ein leichter Anstieg der Tagesreichweiten (Montag bis Freitag, 73,9 Prozent) aus. Zum Vergleich: Bei der Frühjahrs-MA lag der Weiteste Hörerkreis bei 93,1 Prozent und die Tagesreichweite bei 73,8 Prozent.
Im Schnitt verweilen Deutsche 248 Minuten pro Tag beim Hören von Audio-Angeboten (ma 2024 Audio I: 246 Minuten); erstmals seit den Pandemie-Zeiten ist die tägliche Verweildauer um 1,2 Prozent gestiegen.
Teens und Twens hören (wieder) Radio.
Für strahlende Gesichter bei Gattungsvertreter:innen dürfte das dokumentierte Interesse der jungen Generation an Audio sorgen. Denn vor allem bei den 14- bis 29-Jährigen steigt die Verweildauer überproportional an: um 5,1 Prozent. Die teils stattlichen Zuwächse bei jungen Wellen wie bigFM untermauern die Entwicklung.
Die Jungen sind auch diejenigen, die den Ausspielweg DAB+ öfter wählen.
Hören ist angesagt (Foto: Adobe Stock)
Der Zugang über die digitale Antenne wird gesucht.
Überhaupt kann DAB+ im Vergleich der Audio-Ausspielwege besonders stark zulegen (plus 9 Prozent. Und auch hier spiegelt sich die Verjüngung des Mediums Radio: Bei den 14- bis 29-Jährigen nimmt Hören über die digitale Antenne um 14 Prozent nimmt zu.
Laut einer ag.ma-Mitteilung geben 29,1 Prozent der Hörenden ab 14 Jahren in der aktuellen Befragungswelle an, innerhalb der letzten vier Wochen Radio via DAB+ gehört zu haben (0,6 Prozentpunkte mehr als in der Frühjahrs-MA). Die Altersgruppe 30-59 sitzt mit 34,4 Prozent (plus 0,4 Prozentpunkte) am häufigsten vor einem DAB-Gerät.
Lokales bleibt im Radio eine tragende Säule.
Beispiel: Der NRW-Lokalfunk, wo Mantelprogrammlieferant Radio NRW feiert, dass die Reichweiten der betreuten kleinen Wellen "überproportional zum Bundestrend gestiegen sind. Sogar "erheblich" im Vergleich zum letzten preisbildenden Ausweis bei der ma 2023 Audio II im vergangenen Juli.
Nun können die Oberhausener für die beworbene Durchschnittsstunde als Messlatte der Vermarktung 1,454 Millionen Gesamthörer:innen melden (plus 14 Prozent) und 624.000 Fans aus der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen (plus 17,3 Prozent). Damit bleibt Radio NRW zugleich das meistgehörte Radioangebot in Deutschland und ist neben Bayern1 (1,055 Millionen Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr; minus 5,9 Prozent).
Auch der prozentual größte Zuwachs kommt aus dem Lokalfunk: Radio Potsdam legt auf niedrigem Niveau um 150 Prozent auf nun 10.000 Fans. In Bayern stimmt die Medienanstalt BLM den Jubelgesang an: "Lokalradio in Bayern auf der Überholspur" heißt es da fürs Abschneiden des Bayern Funkpakets, in dem die bayerischen Lokal- und landesweiten Programme zusammengeschlossen sind. 1,03 Millionen Menschen über 14 Jahren erreichen die Sender demnach gemeinsam pro Stunde – zehn Prozent mehr als noch in Teil I der 2024-er-MAs.
Die BLM hebt hervor: "Unter den ausgewiesenen Einzelsendern tragen aktuell vor allem ROCK ANTENNE (341.000; +47.000) und Radio Galaxy (45.000; +12.000) zum neuen Bestwert bei. Zudem kann Radio Gong 96,3 die gute Entwicklung aus der letzten Erhebung mehr als bestätigen (51.000; +3.000). Deutschlandweit schalten montags bis freitags 3,5 Millionen Menschen ab 14 Jahren mindestens ein Programm aus dem Bayern Funkpaket ein." Auch hier bestätigt sich die "Verjüngung" des Auditoriums: Mit 527.000 Hörer:innen in der Zielgruppe 14-49 (plus 37.000) positioniere sich das Bayern Funkpaket deutlich vor ANTENNE BAYERN (307.000; minus 36.000) und Bayern 3 (318.000; minus 39.000).
Ein "Weiter so!" wird abgestraft.
Auch die diesjährigen Juli-Zensuren legen den Machenden nahe, dass Massenwellen des Formatradios an Hörer:innen verlieren. Beim größten MA-Verlierer nach Prozenten, Energy München (minus 46,6 Prozent), dürfte sich das In-die-Jahre-Kommen von Senderformaten und Programmangeboten auswirken. Verloren haben im konkreten Fall auch die anderen "Stadtmarken" in Bremen oder Stuttgart, die zum Netzwerks mit französischen Wurzeln gehören.
Doch deutlich wird innerhalb der eigenen Familie: Wo investiert und am Programm gearbeitet wird, zahlt sich die Arbeit in der Regel aus. Das national über DAB+ verbreitete ENERGY etwa legt deutlich zu in der aktuellen Media-Analyse (plus 9,3 Prozent).
Für die These spricht auch: Das private hessische FFH ziert nach zwei Jahren der Verluste und mit viel Arbeit am Comeback wieder ein sattes Plus (13,3 Prozent) in den MA-Listen.
Der Wandel der Hörwelt beschleunigt sich.
Auch wenn Radio als Gattung laut den MA-Zahlen der tägliche Begleiter über alle Altersgruppen hinweg bleibt: Die Qual der Wahl wird aus Publikumssicht größer. Dabei kann das Online-Beiboot der Senderfamilien – Online-Audio – bei den Hörer:innen wieder zulegen. Im 4-Wochenzeitraum des Weitesten Hörerkreises (WHK) steigt die Nutzung auf 26,7 Prozent an (MA 2024 Audio I: 25,4 Prozent nach 23,0 Prozent im Jahr zuvor).
Interessant ist auch, dass immer mehr Radiofamilien ihre Reichweiten als Gesamtpaket verkünden. Die ANTENNE BAYERN GROUP etwa meldet "eine Reichweitensteigerung von 11,7 Prozent im Vorjahresvergleich". Das Münchner Unternehmen biete einen Zugang zu 1,085 Millionen Hörer:innen pro Stunde. Und: Die Radiomarke versteht sich als "einen der Spitzenreiter im privaten Audio-Markt in Deutschland".
Recht deutlich wird die Ausdifferenzierung der Hörwelt bei der Podcast-Nutzung: Sie ist deutlich auf dem Vormarsch. O-Ton der ag.ma: „So wurden Podcasts von 43,9 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung schon einmal genutzt (MA 2024 Audio I: 41,8 Prozent). In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen haben sogar 59,8 Prozent schon einmal Podcasts gehört (MA 2024 Audio I: 57,0 Prozent)."
Die wachsende Konkurrenz hinterlässt deutliche Spuren: In der seit Jahren crossmedial ausgelieferten MA nimmt Streaming-Anbieter Spotify mittlerweile einen festen Platz ein. In vielen Bundesländern rangieren die Skandinavier unter den Top Ten der meistgehörten „Radioprogramme“.
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