Online Audio hat sich als fester Bestandteil des täglichen Medienkonsums zementiert. Mehr als zwei Drittel der Deutschen hören immer mal wieder übers Netz. Laut dem aktuellen Online-Audio-Monitor der medienanstalten und mehrerer Verbände nutzen inzwischen 50,2 Millionen Menschen in Deutschland zumindest gelegentlich Hörinhalte, die ausschließlich online verbreitet werden. Immer wichtiger: Apps und smarte TV-Geräte.
Webradio, Musikstreams, Podcasts oder auch Hörbücher aus dem Netz: Die Deutschen hören online. 71 Prozent der ab 14-Jährigen in Deutschland zählen laut aktuellem Online-Audio-Monitor zu den zumindest gelegentlichen Nutzer:innen.
Das sind der jährlichen Analyse zufolge – die erste nach der Corona-Pandemie – zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Alles in allem hören aktuell 45,3 Millionen mindestens einmal im Monat Online Audio.
Die wichtigsten Erkenntnisse des #OAM23 im Überblick:
- Was wir überwiegend hören.
Musik. Der Studie zufolge nutzt jeweils mehr als die Hälfte der Bevölkerung gelegentlich Musikstreaming (60 Prozent). Es bleibt auf hohem, doch stagnierenden Niveau das meistgenutzte Online-Audio-Format vor Webradio (52 Prozent), Podcasts oder Radiosendungen zum Nachhören (30 Prozent) und Hörbüchern sowie Hörspielen (24 Prozent).
- Wo das Wachstum liegt.
- Wie und womit wir Audio im Netz konsumieren.
Es ist beim OAM dieses Jahr die Rede von der "smarten Hörerschaft“. Denn: Die allermeisten der 45,3 Millionen regelmäßigen Online-Audio-User ab 14 hören nach wie vor über das Smartphone (80 Prozent). Andere „smarte“ Geräte wie Smart Speaker, Smart TV, Smartwatch und auch das WLAN-Radio legen deutlich zu. Gerade die Verfügbarkeit von Smart Speakern wachse beträchtlich, heißt es – um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Alexa und Co sind inzwischen fester Bestandteil in vielen Haushalten: 19,2 Millionen Personen ab 14 Jahren haben mittlerweile Zugang zu einem Lautsprecher mit Sprachsteuerung. Und: Fast alle nutzen über den Smart Speaker auch Online-Audio-Inhalte, vorrangig Musikstreaming (73 Prozent) und Webradio (72 Prozent).
Immer mehr Nutzende hören smart Audioinhalte, am meisten über das Smartphone, aber auch immer mehr über den #BigScreen am TV-Gerät. #OAM23 Die Content-Produzenten stellen sich auf die veränderte Distribution ein, bestätigen @RTLradio_ und die @ARD_Presse bei der Präsentation. pic.twitter.com/SgSKnlTk1S
— BLM (@BLM_Bayern) September 14, 2023
- Wo der Trend hingeht.
"Smarte Stereoanlage mit Big Screen“ überschreiben die medienanstalten ihre Pressemitteilung zur OAM-Präsentation. Ein wichtiger Trend: Smart TVs – also Fernsehgeräte, die direkt oder über Zusatzgeräte mit dem Internet verbunden sind – gewinnen demnach weiter an Relevanz als Audio-Geräte. 19 Millionen hören laut #OAM23 über den „Big Screen“, mehr als ein Viertel der ab 14-Jährigen (27 Prozent).
Über Smart TV wird dabei vor allem Webradio (75 Prozent) oder Musikstreaming (60 Prozent) genutzt. Der Zugang am Smart TV erfolge meist über eine Streaming App (48 Prozent) oder die App eines Radiosenders oder einer Mediathek (41 Prozent), wie es heißt.
"Jeweils fast ein Drittel nennt Klang und Komfort als einen Hauptgrund für die Online-Audio-Nutzung über Smart TV“, heißt es in dem Werk. Und: Bei einem Fünftel der Befragten ist der smarte Fernseher das einzige Gerät mit Lautsprecher im Raum; fast ebenso viele schätzen die zusätzlichen Infos und Bilder auf dem Bildschirm.
Hier sieht Caroline Grazé, Chefin von Radioplayer Deutschland, bei der Präsentation des OAM eine besondere Herausforderung für die Audiobranche. Denn fast jedes Abspielgerät verfüge inzwischen über einen Screen.
- Wo wir hören.
"Im Auto" bleibt die häufigste Nutzungssituation überhaupt. Die Hälfte der Bevölkerung ab 14 Jahren in Deutschland (49 Prozent) hört nämlich Online-Audio-Angebote, wenn sie mit Auto, Bus, Bahn, Flugzeug, Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist.
Das Auto hat dabei die Nase vorn: 60 Prozent der regelmäßigen Nutzenden hören dort Online-Audio-Inhalte – Musikstreaming (56 Prozent) und Webradio (52 Prozent) sind hier die am häufigsten genutzten Online-Audio-Angebote. Das eingebaute Infotainmentsystem sei auch für Online Audio die Schaltzentrale im Auto, heißt es. Zwei Drittel nutzen demnach die Inhalte direkt über das Infotainmentsystem (67 Prozent), knapp die Hälfte koppelt (auch) sein Smartphone oder Tablet damit (48 Prozent).
Festzuhalten gilt: Im Auto dominiert nach wie vor das klassische Radio über UKW und DAB plus.
"Audio und Auto: Das ist eine enge Verbindung", betont Dr. Mathias Wierth bei der Präsentation der Ergebnisse des #OAM23. Am häufigsten wird im #Auto Radio über UKW und DAB gehört. pic.twitter.com/LkZydElV8J
— BLM (@BLM_Bayern) September 14, 2023
- Wer Online-Audio nutzt.
Vor allem die 14- bis 29-Jährigen. 89,9 Prozent der jungen Zielgruppe sind Fans – wobei es schon einmal mehr waren. Doch die größte relative wie absolute Zunahme registrieren die Forschenden in der Altersgruppe 50+. Damit setzt sich der Trend aus den vergangenen Jahren fort. Und: Webradio legt bei Männern und 50+ zu.
- Welche Inhalte gefragt sind.
Auch im Web spielt Radio seine Stärken aus: Musik, News, Lokales und Services sind da bei den Befragten beliebt. Podcasts dagegen werden vor allem dann abgerufen, wenn bei Info-/Wissensinhalte, Unterhaltung und Hörbücher gefragt sind.
Fazit des #OAM23
Online Audio bleibt seit dem ersten Corona-Jahr 2020 praktisch stabil bei rund 70 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren. Mit Blick auf den ersten OAM im Jahr 2018 bedeutet dies einen Zuwachs um 22 Prozent beziehungsweise um 9,3 Millionen Personen. Radio bestätigt auch in der digitalen Welt seine Bedeutung als das Medium für (tages-)aktuelle Informationen, Services und Musik; Podcasts festigen ihre Rolle als Infomedium zum aktuellen Zeitgeschehen. Und: Der Weg zu Online Audio führt am häufigsten über Google, Spotify und Apps oder Websites von Radiosendern.
"Der Online-Audio-Monitor belegt eindrucksvoll, wie sich die Nutzung interaktiver Online-Audio-Formate ausweitet: TV-Geräte werden zu Radios und Autos zu smarten Online-Devices“, sagt Björn Kaspring, stellvertretender Vorsitzender der Fokusgruppe Audio im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. und Vice President Product Management Ströer Digital Media.
Für Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) steht fest, dass es "Fair Play im Cockpit" geben müsse; die smarten Infotainmentgeräte müssten im Sinne des Public Value einen chancengleichen und diskriminierungsfreien Zugang zu den verschiedenen Inhalten gewährleisten. Schmiege: "Genau dafür setzen sich die Landesmedienanstalten ein."
„Chancengleichheit gewährleisten": Diese Regulierungsvorgabe setzen die #Medienanstalten auf den #Benutzeroberflächen im Auto um. Auch der Zugang zum klassischen Radio müsse gut gefunden werden können, so BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege. #OAM23 pic.twitter.com/Vahzz10xyr
— BLM (@BLM_Bayern) September 14, 2023
Was es zur Studie zu sagen gibt
Auftraggeber der von mindline media durchgeführten Studie sind die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), die Medienanstalt für Baden Württemberg (LFK), die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW), VAUNET – Verband Privater Medien und der Hamburger Vermarkter Radio Marketing Service (RMS).
Der Online-Audio-Monitor untersucht bevölkerungsrepräsentativ die Online-Audio-Nutzung der ab 14-Jährigen in Deutschland. Insgesamt wurden 8093 CATI- und CAWI-Interviews im Zeitraum zwischen 24. April bis 13. Juni 2023 realisiert.
Der Gesamtbericht zum Online-Audio-Monitor 2023 steht unter www.online-audio-monitor.de zum Download zur Verfügung. (Foto oben: Mediaschool // Simon Fischer)
Die MEDIENTAGE MÜNCHEN 2023 finden vom 25. bis 27. Oktober bei der Serviceplan Group im House of Communication in München statt. Dabei blicken wir im Rahmen des Audio Tracks auf Trends, Herausforderungen und Aufgaben für die Branche.
Interessiert an Themen rund um die Medienbranche? Dann ist hier im Blog der Medientage München noch mehr Lesenswertes zu finden.
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